Rettungskreuzer Ikarus Band 024 - In den Gärten der Tomakk
er durch das Loch.
Der Raum, den Jason, Taisho und Shilla schließlich erreichten, unterschied
sich durch nichts von dem, in dem sie Asahi Drels Körper zurückgelassen
hatten. Auch diese Kammer war von einem chaotisch anmutenden Garten zugewuchert,
in dem riesige Pilze und farbenprächtige Blumen zwischen Farnen und Ranken
wuchsen. Eine der Blüten schwenkte auf ihrem Stängel zu ihnen herum,
als sie eintraten, und begrüßte sie mit Asahi Drels Stimme: »Da
seid ihr ja endlich!«
»Hallo, Asahi«, rief Taisho erleichtert.
»Die Asahi Drel, die du kanntest, existiert nicht mehr, mein Hübscher«,
belehrte ihn der Biocomputer, »sie ist jetzt ein Teil dieses Systems.«
»Und was wurde aus Asahis Körper?«, fragte Jason beunruhigt.
»Der existiert ebenfalls nicht mehr. Die Drunar haben ihn zerstört«,
antwortete die Pflanze.
»Au, verdammt ...«
»Trauert nicht darum«, ermunterte ihn die Blume, »es hat alles
seine Ordnung im Garten des Lebens.«
»Du hörst dich irgendwie anders an, Asahi«, bemerkte Taisho.
»Ich bin nicht Asahi«, antwortete die Blume, »nun ja, jedenfalls nicht nur . Asahi Drel ist jetzt mit der Künstlichen Intelligenz
dieses Computernetzwerks verschmolzen.«
»Wie sollen wir dich denn jetzt anreden?«
»Zur Zeit der Tomakk war meine Designation Shanti-21«, sagte der Biocomputer
mit einem Anflug von Nostalgie in der Stimme.
»Shanti also«, nickte Jason. »Kannst du unsere Begleiterin scannen
und uns sagen, ob die Shodan-Blumen bereits wirken?«
»Selbstverständlich«, sagte Shanti-21 vergnügt, »die
Antwort lautet in beiden Fällen ›ja‹.«
»Puh!« Mit einem erleichterten Seufzen wollte sich Jason auf einen
dicken Pilz setzen und einen Moment verschnaufen, aber eine schrille Warnung
des Biocomputers hielt ihn davon ab.
»Nicht da hinsetzen, Jason! Oder willst du mir hier drin Gesellschaft leisten?«
Misstrauisch beäugte der Händler den Pilz, auf den er sich fast gesetzt
hätte, und die auffallend große Blume, die dicht daneben wuchs. »Ist
das etwa wieder ein – äh ...«
»Ein neuronales Interface, genau«, rief Shanti-21. »Nur für
Tomakk und für modifizierte Angeli geeignet.«
»Womit wir beim Thema wären.« Taisho klatschte in die Hände
und deutete auf Shilla. »Wollen wir?«
Jason fühlte erneut Panik in sich aufsteigen. Wenn diese Shodan-Blumen
nun doch nicht so wirkten, wie der Biocomputer es ihnen versichert hatte? Sie
würde ihm die Entführung und die Sache mit den Shodan-Blumen bestimmt
nie verzeihen.
Oh nein! , Shilla würde da weitermachen, wo sie aufgehört hatte,
ehe er sie in dem Stasisfeld gefangen genommen hatte, und ihn unangespitzt in
den Boden rammen.
»Meinetwegen«, murmelte er nervös.
»Ich wette, sie sagt als erstes ›Wo bin ich?‹, grinste Taisho.
Jason verzog das Gesicht. Sein Freund schien deutlich weniger Bedenken zu hegen
als er.
»Ich tippe auf ›Was ist passiert?‹, gluckste Shanti-21 zur Überraschung
der beiden Männer.
»Finden wir's heraus«, brummte Jason und langte entschlossen nach
dem Aus-Schalter des Stasisfeldprojektors. Das schimmernde Energiefeld, das
den zarten blauen Körper der Vizianerin umhüllte, erlosch. Blitzartig
verbreiteten sich Shillas Pheromone, die bisher von dem Feld neutralisiert worden
waren, wie eine unsichtbare Wolke in der unterirdischen Kammer. Wie üblich
verfehlten die Lockstoffe der Vizianerin ihre Wirkung auf das andere Geschlecht
nicht. Jasons Laune besserte sich spürbar, Taishos Mundwinkel zuckten nach
oben und aus den Augenwinkeln bemerkte Jason, dass auch einige der Blumen zu
Shilla herumgeschwenkt waren und ihre Stängel sich ein wenig zu versteifen
schienen.
Shilla blinzelte überrascht. Sie blickte einen Moment lang verständnislos
an die Decke des Gewölbes, dann setzte sie sich abrupt auf und sah sich
um.
Ihr Blick fiel auf Jason, und er erstarrte.
»Jason«, hörte er ihre samtige Stimme in seinem Kopf, »du
bist ja so ein Idiot!« Die gleichen Worte hörten Taisho und Shanti-21
aus dem kleinen Übersetzungscomputer, den Shilla an einer Kette um den
Hals trug.
»Wette verloren«, wisperte Shanti-21.
»Es ist alles in Ordnung«, beeilte er sich zu sagen, »du bist
in Sicherheit, und ...«
»Ich war in Sicherheit«, korrigierte sie ihn, »bevor ihr
gekommen seid und alles kaputt gemacht habt, du und diese minderwertigen Revoluzzer!«
Sie fasste sich plötzlich an den Kopf und
Weitere Kostenlose Bücher