Rettungskreuzer Ikarus Band 026 - Antagonist
in einem
Raumanzug zum Fraß vorwerfen.«
Seit den Enthüllungen im Geheimarchiv auf Sankt Salusa wussten sie, dass
das mehr als nur eine Redewendung war. Gugis begriff das sehr wohl und sah aus,
als wolle er explodieren. Als er erneut ansetzte, etwas Unüberlegtes zu
sagen, öffnete sich die Tür, und ein junger Offizier trat ein.
Sentenza kannte ihn gut. Es war Templeton Ash, der Pilot der Phönix .
Das Raumcorps hatte ihn zum Admiralitätsadjudanten gemacht, eine Rolle,
in der sich der junge Mann sichtlich unwohl fühlte. Als sich alle Blicke
auf ihn richteten – nur der Amenosi hielt Gugis mit zweien seiner Augenstile
im Blick – blieb er unwillkürlich stehen und wedelte hilflos mit einer
Folie.
Sally räusperte sich. »Ja, Mr. Ash?«
Die klare, schneidende Stimme der Corpsdirektorin schien den Mann aufzurütteln.
Er stellte das Wedeln ein und erhob die Stimme.
»Die Aufklärung meldet eine Outsiderflotte von 120 Schiffen mit Kurs
auf Vortex Outpost.« Ashs Blick fiel auf Kallika. »Dazu zählen
wir zusätzliche zwanzig abtrünnige Schlachtkreuzer der multimperialen
Flotte, aller Wahrscheinlichkeit unter dem Kommando von –«
»Joran Apostata«, knurrte Kallika. »Keine falsche Rücksichtnahme,
junger Mann. Die Zeit für Höflichkeiten ist definitiv vorbei. Wir
haben ja schließlich alle damit gerechnet. Zwanzig also? Zumindest die
sollten kein Problem sein. Wann wird die Flotte eintreffen?«
»In etwa zehn Stunden«, erwiderte Ash.
Kallika nickte grimmig.
»In zehn Stunden also.«
Er erhob sich und zog seine Uniformjacke nach unten.
»Meine Damen und Herren, wurde mir soeben der Oberbefehl übertragen?«
Es rührte sich keine Gegenstimme, auch nicht von Gugis, der erkennbar bleich
in seinem Sessel zusammengesunken war.
»Dann befehle ich die sofortige Alarmstufe Gelb. Kehren Sie auf Ihre Schiffe
zurück. Die taktischen Pläne werden Ihnen direkt vom Kaiserlichen
Flaggschiff Behemoth übermittelt. Mögen die Alten Völker
mit uns allen sein.«
Ohne ein weiteres Wort löste sich die Versammlung auf. Sentenza blieb sitzen,
bis nur noch er und Sally sich wortlos anstarrten.
»Nun?«
Sallys simple Frage durchbrach die momentane Stille.
»Das kommt zu schnell. Wir hatten eine längere Vorbereitungsphase
eingeplant. Ein paar Manöver, damit die verschiedenen Einheiten miteinander
vertraut werden. Ich will Kallikas Erfahrung nicht in Abrede stellen …«
»Ich weiß. Aber ist es unter euch Militärs nicht ein beliebter
Spruch, dass jeder Plan im Regelfalle bei Auftauchen des Feindes ungültig
wird?«
»So ähnlich, ja«, erwiderte Sentenza mit einem schiefen Grinsen.
»Was sind meine Befehle? Ich halte nicht viel davon, die Ikarus direkt in den Kampfeinsatz zu schicken.«
»Ich auch nicht. Kallika hat Ihnen ein weiteres unanständiges Angebot
gemacht?«
Sentenza runzelte die Stirn. »Manche Dinge sprechen sich für meinen
Geschmack etwas zu schnell herum.«
»Und?«
»Er bot mir das Kommando über ein Geschwader an.«
»Tatsächlich.«
»Mit einer Titularbeförderung zum Commodore. Natürlich nur für
dieses eine Mal.«
»Natürlich. Und, was haben Sie geantwortet?«
»Das Gleiche, was ich dem Kaiser gesagt habe. Ich habe abgelehnt.«
Sally schien zufrieden zu sein, wirkte allerdings auch nicht sonderlich überrascht.
Sentenza hatte das unangenehme Gefühl, dass diese Frau ihn viel zu gut
kannte.
»Was sind die Befehle für die Rettungsabteilung?«, insistierte
er.
»Sie werden zusammen mit der Phönix den Feldzug begleiten.
Sie werden das tun, wozu es die Rettungsabteilung schließlich gibt. Zwei
Lazarettschiffe werden dabei sein, aber die Rettungskreuzer gehen an die Front.
Schneiden Sie Soldaten aus zusammengeschossenen Kreuzern.«
Der letzte Satz hatte einen verbitterten Unterton bekommen. Sentenza nahm der
Direktorin durchaus ab, dass dies nicht ganz die Funktion war, die sie sich
ursprünglich für die Rettungsabteilung ausgedacht hatte. Sicher, für
Sally war die Abteilung damals vor allem Mittel zum Zweck gewesen, die eigene
Reputation im Raumcorps wieder herzustellen, aber das änderte nichts daran,
dass sie sich mit dem »Search and Rescue«-Auftrag ihrer Einheit durchaus
identifizierte. Daran hatte sich nur wenig geändert, als sie unter dem
Druck der Ereignisse Sentenza und Hellerman direkt dem Geheimdienst unterstellt
hatte, dessen Leitung sie nunmehr innehatte.
»Gut. Wir werden einiges
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