Rettungskreuzer Ikarus Band 027 - Memento Mort
drückten sich in den fruchtbaren Boden und fügten ihren Teil der bereits
stattgefundenen Zerstörung hinzu.
Die Bevölkerung der Ansiedlungen in der Nähe der »Landeplätze«
verhielt sich abwartend. Was hätten sie auch tun sollen?
Schließlich erschienen die ersten Silhouetten in den Schleusen, bildeten
dreidimensionale Formen und wurden schließlich als riesige Pelzwesen deutlich
sichtbar. Wo keine Rüstungen und Harnische die Körper bedeckten, konnten
die beobachtenden Tomakk die gewaltigen Muskelberge selbst durch den dichten
Pelz der »Besucher« erkennen.
Nahezu lässig, unkonzentriert wie auf einem gemütlichen Landausflug,
spazierten die Pelzigen aus ihren Schiffen. Nur ein scharfer Beobachter mit
Kenntnissen in militärischer Taktik hätte erkannt, dass das Vorgehen
genau geplant und strategisch ausgetüftelt sein musste.
Aus jedem der Schiffe waren schon bald Gruppen von bis zu fünfzehn Pelzigen
gestiegen und hatten sich in lockerer V-Formation in Richtung der jeweils nächstliegenden
Ortschaft ausgerichtet.
Sobald die Beobachter ihr Erstaunen ob des Äußeren, dem auch etwas
Unnatürliches anhaftete, überwunden hatten, fielen die Gegenstände
auf, die die Pelzigen, die Dunar, mit sich führten.
Gegenstände, die zum Teil an Feldwerkzeuge erinnerten, Dreschflegel mit
einer Kugel statt einem Flegel am Ende. Und natürlich erkannten die Beobachter
die Morgensterne, erkannten die auf dem Rücken hängenden Lasergewehre,
die Granaten an den Gürteln.
Das Künstliche und die enorm aggressive Ausstrahlung wurden zusätzlich
durch die Rüstungen verstärkt. Plattenpanzer und Brustharnische, wild
durcheinander und ohne erkennbare Struktur umgehängt oder an den Extremitäten
befestigt. Einige Dunar liefen sogar in Schutzanzügen herum. Diese wurden
allerdings durch scheinbar zufällig angebrachte Panzerungen zu einer Kostümierung,
die bei jedem anderen Lebewesen lächerlich gewirkt hätte. Die Bepelzten
allerdings erweckten einen sehr martialischen Eindruck und die wenigen Tomakk,
die ihren Marsch beobachteten waren nicht amüsiert darüber.
Ein Angriff stand bevor. Ein Angriff, der ohne Ankündigung, ohne Kriegserklärung
stattfinden sollte. Ein Angriff der, wenn man von den tosenden Landungen der
Schiffe absah, nahezu in vollständiger Lautlosigkeit gestartet wurde.
Und dann erreichten die Dunar bewohnte Gebiete und es begann.
Fielen am Anfang noch vereinzelt Schüsse und explodierten hier und da Granaten
in den Wohngebieten der Tomakk, so stellte sich für die Angreifer schnell
heraus, dass derlei nicht notwendig war. Die Tomakk konnten derartig lebensverachtender
Gewalt nichts entgegen setzen. Und die Dunar fanden schon bald Gefallen daran,
die Tomakk zu jagen.
Die Pelzigen brachen durch Wände und verschlossene Türen, kümmerten
sich nicht um Unterschiede in Geschlecht oder Alter und ließen ihre Werkzeuge
der Vernichtung auf alles niederfahren, was nicht schnell genug aus deren Reichweite
kam.
Schaffte ein Tomakk es, sich aus dem Schrecken der unmäßigen Gewalt
zu befreien und rannte davon, so wurde ihm nachgejagt wie einem wilden Tier.
Und schaffte er es nicht, seinen Verfolgern zu entkommen, so wurde er unbarmherzig
misshandelt. Geknebelt, nackt an heißes Metall oder brennende Häuser
gekettet, mit Wasser und Jauche getränkt, die man ihm eimerweise in den
Hals schüttete, um ihm daraufhin auf den geblähten Bauch zu springen.
Tagelang zogen sich die unmäßigen und durch nichts gerechtfertigten
Gewaltakte der Pelzigen hin. Trafen sie auf Ortschaften, die von ihren Einwohnern
verlassen worden waren, so wüteten sie umso heftiger und machten ganze
Landstriche dem Erdboden gleich. Hatten sich die Tomakk in der Nähe ihrer
Heimatdörfer, in Wäldern oder Höhlen versteckt, so wurden sie
doch von den Pelzigen aufgespürt. Ob durch technische Hilfsmittel oder
durch Genmanipulation verstärkte Sinnesorgane ... für die Geflohenen
spielte es keine Rolle mehr. Die meisten waren, nach Tagen oder gar Wochen ohne
Nahrung und Wasser, schwach und nichts als Haut und Knochen. Die Haut fleckig,
die Augen geweitet, wäre Heilung trotz allem noch möglich gewesen.
Doch die Angreifer weideten sich am Leiden ihrer Opfer und nicht selten kam
es vor, dass sie den Todkranken die Knochen einzeln brachen und sich offenbar
an den flehenden Schreien der Sterbenden delektierten.
An Mimik oder Verhalten merkte
Weitere Kostenlose Bücher