Rettungskreuzer Ikarus Band 029 - Tod den Unsterblichen
schneller und reichte Nadir ein Board.
Nadir murmelte etwas Unverständliches und eilte Weenderveen hinterher.
»Er ist weg.«
Fassungslos blickte sich Sentenza in der leeren Kabine um.
Zwei verschmorte Roboter lagen am Boden. Man hatte sie so schnell eliminiert,
dass sie gerade noch Zeit für einen Notruf gefunden hatten, der an Sentenza
weiter geleitet worden war. Zusammen mit Pakcheon, Cornelius und weiteren Maschinen
war er daraufhin zu Kravics Unterkunft gerannt. Die wenigen Minuten hatten dem
Gefangenen genügt zu entkommen.
»Verdammt!«, stieß Sentenza verärgert hervor. »Sonja
und Thorpa haben den Raum untersucht und nirgends eine versteckte Waffe oder
Bauteile gefunden. Wo hatte er bloß den zweiten Strahler verborgen?«
Cornelius räusperte sich. »Möglicherweise verbarg er diese Dinge
an Stellen, die nicht überprüft wurden. Auf Weistener IV schmuggelten
die geheimen Kuriere Botschaften, Munition und andere Dinge an den Kontrollen
vorbei, indem sie diese Objekte in kleine, glattwandige Behältnisse steckten
und diese verschluckten. Auf natürlichem Wege oder durch Erbrechen kamen
sie dann wieder hervor. Oder sie führten die Gegenstände, die nicht
gefunden werden durften, in –«
»Danke, Septimus. Ihre Ausführungen sind sehr interessant, helfen
uns aber nun auch nicht, den Ausbrecher zu finden. Natürlich haben Sonja
und Thorpa nicht an ... äh ... diese Möglichkeiten gedacht, was wohl
verständlich ist. Aber wenn Sie die entsprechenden Untersuchungen hätten
übernehmen wollen ...«
»Es ist mir auch eben erst eingefallen.«
»Die Abdeckung des Luftschachts wurde aufgebrochen«, lenkte Pakcheon
die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche. Ein Tisch war unter die Öffnung
gerückt worden, was Kravic zweifellos den Einstieg erleichtert hatte. »Die
Versiegelung wurde mittels eines Strahlers zerstört. Zweifellos ist Dr.
Kravic auf diesem Weg entkommen und hält sich irgendwo in der Station verborgen.
Da ich seine Gedanken nicht lesen kann, ist es mir nicht möglich, seinen
Aufenthaltsort zu lokalisieren.«
»Er hat uns nach Strich und Faden herein gelegt.« Cornelius konnte
seine Überraschung nicht verleugnen. Er hatte die Brille abgenommen und
rieb die Gläser gedankenverloren an seiner Jacke. »Dass wir uns so
getäuscht haben? Ich hätte niemals geglaubt, dass er ...« Seine
Stimme verlor sich zu einem Murmeln.
»Wohin könnte Kravic geflohen sein?«, überlegte Sentenza.
Es war müßig, sich jetzt Vorwürfe zu machen, dass sie den kleinen
Mann unterschätzt hatten. »Die Kameras werden ihn entdecken, sobald
er das Belüftungssystem verlässt. Es wurden keine weiteren Störsender
gefunden, dank derer er sich ungesehen in bestimmten Bereichen bewegen könnte.
Wenn er die Optiken mit Gewalt zerstört, löst er den Alarm aus. Er
kann eigentlich nur ein leer stehendes Quartier als Versteck wählen. Aber
die Stellen, an denen er heraus kann, werden immer weniger, da die meisten Schächte
bereits verschlossen wurden. Schießt er sich den Weg frei, löst er
unter Umständen Alarm aus. Der Computer muss in Zukunft auf ungewöhnliche
Energie-Ausbrüche achten.«
»Über die Schächte«, folgerte Cornelius, »kann Dr.
Kravic nach wie vor jeden beliebigen Ort innerhalb der Station erreichen und
im geeigneten Moment zuschlagen. Alarm wird so oder so gegeben, wenn er von
seiner Waffe Gebrauch macht oder er von einem der Roboter bemerkt wird. Von
daher wird er keine Skrupel haben, sich gewaltsam Zutritt zu den Plätzen
zu verschaffen, an denen sich seine Opfer aufhalten. Wir haben ihn in die Enge
getrieben; das macht ihn unberechenbar.«
»Dann werden wir den Kerl eben aus seinem Versteck jagen.« Sentenza
wandte sich an einen der Roboter. »Veranlasse, dass kleine Wartungseinheiten
das Belüftungssystem ein weiteres Mal durchsuchen. Sämtliche unbewohnten
Zimmer sind zu überprüfen. Melde es mir, wenn der Flüchtige gefunden
wird.«
»Jawohl.« Einer der Roboter bestätigte.
»Wir sollten vielleicht in Erwägung ziehen, Dr. Shen und Dr. Nadir,
die zweifellos besonders gefährdet sind, auf die Ikarus zu evakuieren«,
schlug Cornelius vor.
»Dr. Kravic könnte andere Personen als Geiseln nehmen«, gab Pakcheon
zu bedenken. »Was unternehmen wir, wenn er Unbeteiligte zu töten droht,
um uns zur Herausgabe der beiden zu zwingen?«
Plötzlich ertönte ein lauter Knall. Der Fußboden und die Wände
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