Rettungskreuzer Ikarus Band 029 - Tod den Unsterblichen
erzitterten. Sentenza musste sich an einem Sessel festhalten, um nicht das Gleichgewicht
zu verlieren. Pakcheon taumelte gegen Cornelius, der sich mit einem Knie am
Boden abfing.
»Eine Explosion.« Cornelius sprach aus, was die anderen dachten: »Kravic
scheint nicht viel Zeit verloren zu haben. Hoffentlich ...«
Schon ertönte der infernalische Lärm der Sirene.
»Wohin?«, fragte Sentenza den Roboter.
»Folgen Sie mir.« Die Maschine setzte sich in Bewegung.
Thorpa war erschüttert.
Weenderveen lebte nicht mehr. Weenderveen ...
Die Explosion hatte ihn das Leben gekostet. Irgendwie konnte es sich Thorpa
einfach nicht vorstellen, dass der freundliche, ältere Mann nicht mehr
unter ihnen weilte. Künftig würde niemand mehr da sein, der ihm Trost
spendete, wenn er von Sentenza oder DiMersi einen Rüffel bekommen hatte,
oder der still schweigend für ihn einsprang, wenn er etwas Falsches gegessen
hatte und unter der Nachwirkung von Anandes Behandlung litt. Keiner würde
mehr mit ihm scherzen oder harmlose Streiche aushecken.
Wie würde Trooid den Verlust aufnehmen? Der Androide war in dieser Hinsicht
überaus sensibel, und ausgerechnet seinen Schöpfer musste es treffen.
Truman Nadir war gleichfalls getötet worden. Das Juvenil hatte ihn ebenso
wenig vor der Detonation bewahren können wie zuvor Krshna vor dem glühenden
Metall. Zwei tote Unsterbliche. Und Weenderveen. Wie viele Opfer würden
sie noch beklagen müssen, bis der Mörder endlich gefasst war?
Sentenza hatte über die Sprechanlage die Crews der Schiffe und Anandes
Team über den neuerlichen Anschlag informiert. Die Lediri waren bereits
durch den Computer unterrichtet worden und hatten ihre Anteilnahme bekundet.
Der Erfolg der Wissenschaftler wurde von den tragischen Todesfällen überschattet
und sorgte bloß für gedämpfte Freude. Urian äußerte
sich bestürzt darüber, dass Menschen, die das Volk der Lediri vor
dem Aussterben bewahrt hatten, auf Sumire-A ums Leben gekommen waren und man
sie nicht hatte beschützen können.
»Wie gehen wir nun vor?«, erkundigte sich Sonja. Ihre Augen waren
gerötet. Zweifellos hatte sie um Weenderveen geweint, der allen ein guter
Freund gewesen war.
Thorpa wusste, dass es für ihn als Psychologen schwer werden würde,
den Kameraden über den Verlust hinweg zu helfen, schließlich litt
er selbst.
»Wir müssen diesen Kravic kriegen«, verlangte An'ta. »Für
all das, was er angerichtet hat, soll er vor Gericht gestellt werden und seine
Strafe erhalten.«
»Wir werden ihn finden«, versprach Sentenza grimmig. »Er kann
sich nicht ewig verstecken. Außerdem ist noch immer Dr. Shen am Leben.
Bestimmt wird er nicht ruhen, bis er auch sie ermordet hat. Aus diesem Grund
werden wir sie abwechselnd bewachen. Im Augenblick sind Cornelius und Pakcheon
bei ihr. An'ta und Thorpa lösen die beiden in einer Stunde ab. Danach sind
Sonja und ich an der Reihe.«
»Welchen Groll hegte Kravic eigentlich gegen Nadir?«, wollte Thorpa
wissen.
Sentenza zuckte mit den Achseln. »Das werden wir erst erfahren, nachdem
wir seiner habhaft wurden.«
»Wie lange werden wir auf Sumire-A bleiben?«, fragte Sonja. »Wenn
Anandes Therapie auch in der Praxis so erfolgreich verläuft wie in der
Versuchsreihe, dann haben wir keinen Grund, unser Verweilen länger auszudehnen.
Was passiert mit Kravic, wenn er sich wider Erwarten still verhält und
wir ihn nicht finden?«
»Anande bat darum, noch eine Woche bleiben zu dürfen. Sollte es Kravic
vorziehen, zurück gelassen zu werden, um seiner Strafe zu entgehen, kann
er hier zumindest keinen nennenswerten Schaden anrichten. Die Roboter der Lediri
werden ihn früher oder später aufstöbern und uns übergeben.
Allerdings bezweifle ich, dass es soweit kommen wird. Gewiss fassen wir ihn
vor unserem Abflug.«
Thorpa raschelte mit seinen Zweigen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
»Warum bringen wir Dr. Shen nicht auf die Paracelsus ? Oder auf die Ikarus ? Dort wäre sie viel sicherer als hier. Das gilt auch für
die Übrigen: Alle Leute, die Anande entbehren kann, sollten die Station
verlassen.«
Als Sentenzas Antwort nicht gleich kam, drängte auch An'ta: »Thorpa
hat Recht. Weshalb setzen wir Dr. Shen und ihre Kollegen einem unnötigen
Risiko aus?«
»Das ist ein vernünftiger Vorschlag. Ich werde mit Anande sprechen.
Er soll einige Leute, die bereit sind, das Risiko auf sich zu nehmen,
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