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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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abgerissen! Wer da isst,
muss mit Titanplast verkleidete Mägen haben.«
    »Oder abgehärtet sein, weil er in einer Virenfabrik arbeitet«,
fügte Kentnok munter nickend hinzu. »Diese Imbisse wachsen wie Pilze
rund um größere Fabrikanlagen aus dem Boden. Allein bei uns gibt
es ein halbes Dutzend davon. Das Essen ist billiger, fettiger und ... nunja
... spannender als in der Kantine. Und sie haben mehr Soßen zur Auswahl,
zumindest in verschiedenen Farben.« Er unterbrach sich und warf Ruklei
einen erstaunten Blick zu. »Gibt es das bei deiner Firma nicht?«
    »Wir ... äh ... haben eine sehr gute Kantine. Zwei sogar«, gab
sie etwas lahm zurück. Gab es diese Bakterienschmieden auch bei ihnen?
Sie wusste es nicht einmal. Meist aß sie in ihrem Büro, manchmal
wurde sie eingeladen – und keiner ihrer Bewerber hätte es sich im
Traum einfallen lassen, sie zu einem Imbiss zu führen. Kentnok dagegen
schien hier wie zu Hause zu sein. Er steuerte zielgenau auf das schäbige
Restaurant zu, ging aber mit flottem Schritt daran vorbei.
    »Hier muss es irgendwo sein. Vermutlich etwa versteckt hinter dem Abfallbehälter«,
verkündete er und deutete auf das graue Ding direkt am Zaun. Der Gestank,
der von dem Container ausging, war so alles überwältigend, dass Ruklei
sich fragte, wie der Imbiss überhaupt etwas anderes als Fastenkuren verkaufen
konnte.
    »Und was soll da sein?«, brachte sie erstickt heraus.
    »Das Loch natürlich. Meinst du, die Angestellten gehen während
der Arbeitszeit einfach aus dem Haupttor heraus, um hier einen Happen zu essen?
Hinter jedem Imbiss gibt es ein Loch – meist ist es der Betreiber selber,
der es kurz nach der Neueröffnung in den Zaun schneidet, als feierliche
Zeremonie. Es wird von der Firmenleitung geflickt, dann wieder aufgeschnitten,
dann wieder geflickt ... Das Gute ist, Überwachungsanlagen wie Kameras
oder Bewegungsmelder sind hier meist ausgeschaltet. Wer will schon von seinem
Chef gesehen werden, wie man mit einem Huppilan -Spieß in der Hand
durch den Zaun schlüpft?«
    »Aber das kompromittiert die Sicherheit der ganzen Anlage!«, empörte
sich Ruklei fassungslos. Kentnok zuckte mit den Schultern, während er eine
leere Plastiktonne zur Seite schob. Dahinter war ein Loch im Zaun, groß
genug, um einen fülligen Schluttnick mühelos hindurch zu lassen. Trotzdem
hafteten kleine Fetzen von weißen Laborkitteln an Drahtenden am Rand der
Öffnung.
    »Ich glaube, darüber sollten wir uns im Moment nicht beschweren«,
meinte er lakonisch, während er als erster durch die Lücke schlüpfte.
Ruklei folgte schweigend.
    Es erwies sich als denkbar einfach, den direkten Weg zu einem Seiteneingang
der Anlage zu finden, denn ein schmaler, ausgetretener Pfad führte dorthin.
Rechts und links von ihm häuften sich abgenagte Spieße und Einwegteller
mit Soßenresten, die von den gesättigten Mitarbeitern mit einer nachlässigen
Gebärde in die freie Natur entlassen worden waren. Ruklei nahm an, dass
die gleichen Angestellten bei ihren Vorgesetzten regelmäßige Eingaben
wegen der empörenden Verwahrlosung der Anlage machten.
    Wie Kentnok vermutet hatte, war die Seitentür nicht verschlossen, um dem
Imbisstourismus keinen Widerstand zu bieten. Falls es Überwachungsanlagen
gab, waren diese sicherlich nicht mehr besetzt. Immerhin wussten die Mitarbeiter
der Besserleben als Erste, was bei ihnen passiert war, und nur von dem
Kapitän eines solchen Fabrikschiffes konnte man erwarten, dass er mit ihm
unter ging; sei es nun aus aufopferndem Verantwortungsgefühl oder schlichtweg,
weil er nicht mehr alleine in den Fahrstuhl kam.
    Der schmuddelige Seitenflur, den sie ungehindert betraten, führte nach
ein paar Windungen und Abzweigungen direkt zur Eingangshalle der Fabrik. Ein
Fenster in der soliden Tür erlaubte einen Blick in den großen Raum,
der wider Erwarten nicht verlassen war: mehrere Soldaten in ihren Schutzanzügen
hatten dort Posten bezogen. Sie konzentrierten sich auf das breite Eingangstor,
durch das in diesem Moment ein fremdartiges Gerät gerollt wurde. Das Ding
sah nicht nach einer Schluttnickproduktion aus, erschien Kentnok aber gleichzeitig
vertraut. Mit ziemlicher Sicherheit handelte es sich um eines der Artefakte,
die in seiner Fabrik von der Maschine hergestellt wurden. Ein Umstand,
der Kentnoks Vertrauen in die Konstruktion schon auf den ersten Blick hob, sofern
die

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