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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Die grünliche Wolke erhob sich von dem bedauernswerten Laboranten und eilte,
glühend vor Vorfreude, auf die Soldaten in ihren Schutzanzügen zu.
Kentnok rechnete es den Armeeleuten hoch an, dass sie ruhig blieben, als das
Wabern sie einhüllte, aber ihre Ausrüstung war offensichtlich vertrauenswürdig.
Auf einen knappen Befehl hin begannen die Soldaten damit, den Desinfektor an
Ort und Stelle einsatzbereit zu machen. Doch selbst Kentnok konnte sehen, dass
das ein fruchtloses Unterfangen war, denn die hungrigen Killerviren ließen
von den gepanzerten Opfern ab und strebten dem Ausgang zu. Irgendwie bezweifelte
Kentnok, dass die Türen der Eingangshalle sich luftdicht schließen
lassen würden. Sobald die Virenwolke draußen war, würde ein
Windstoß genügen, um sie über der Stadt zu verbreiten. Und dann
...
    »Wir sollten gehen«, wandte er sich an Ruklei, die mit einem besorgten
Ausdruck in die Halle spähte. Ein fluffiges, kleines Wölkchen an Viren
hatte sich von der Hauptmasse getrennt und schwebte wie suchend durch den Raum.
Warum in die Ferne schweifen, wenn es hier noch etwas zum töten geben mochte?
Der Umstand, dass es ihrer Seitentür dabei immer näher kam, brachte
einigen Nachdruck in Kentnoks Stimme.
    »Ruklei! Wir sollten schnell gehen.«
    »Moment noch.«
    »Moment? Warum Moment? Wenn du sehen wolltest, was die Besserleben wirklich verbrochen hat, dann haben wir das jetzt getan ... sehr beeindruckend,
sehr nahe ... ich will nicht, dass es hautnah wird! Wenn wir jetzt rennen, dann
erreichen wir vielleicht noch meinen Gleiter und ...« Kentnok hatte nicht
das Glück, seine Sätze beenden zu dürfen.
    »Er kommt!«, rief Ruklei, griff nach seinem Arm und drückte ihn
erstaunlich fest. Verblüfft bemerkte Kentnok, wie sich ihr Gesichtsausdruck
verändert hatte: von tiefer Besorgnis zu einem Lächeln, ja fast einem
Strahlen. Der Effekt war so überwältigend, dass Kentnok augenblicklich
in eine bewundernde Paralyse fiel, den Blick fest auf das Gesicht seiner Begleiterin
geheftet. Als Ruklei das bemerkte, wurde ihr Lächeln nachsichtig und sie
seufzte leicht, dann griff sie sanft nach seinem Kopf und drehte ihn so, dass
er wieder aus dem Fenster in die Halle sah. Der Anblick dort war unzweifelhaft
ebenso faszinierend.
    Wie ein eleganter, grüner Wetterballon schwebte ein Schluttnick im engen
Kostüm durch das Eingangstor und ließ sich trotz seiner enormen Masse
federleicht vor den Soldaten nieder.
    »Keine Sorge!«, hörte Kentnok die sichere, wohlklingende Stimme
des Fremden. »Ich habe die Sache im Griff.«
    »Sehen sie zu, dass sie hier wegkommen, Mann!«, herrschte ihn einer
der Armeeleute über sein Außenmikro an, aber ein anderer hielt ihn
zurück.
    »Nein, warte. Das ist doch der Held ! Wenn einer jetzt noch die Stadt
retten kann, dann ist er es.«
    Der Held nahm das Vertrauen und die großen Worte mit einem bescheidenen
Lächeln entgegen. Breitbeinig stand er vor der Tür und zuckte nicht
zurück, als die Wolke aus Killerviren sich mit boshaftem Wabern auf ihn
zu bewegte. Kentnok zwinkerte, mehr Bewegung schaffte er nicht. Ein sonderbares
Gefühl beschlich ihn und er wusste nicht, ob es Ehrfurcht war, weil er
einer echten Heldentat beiwohnen konnte, oder schlichtweg Angst, dass es nicht
klappen würde. Oder etwas ganz anderes.
    »Bleiben Sie bitte zurück«, bat der Held überflüssigerweise,
dann stülpte sich die Wolke über ihn wie eine dicke Decke. Ruklei
konnte einen leisen Aufschrei nicht unterdrücken. Wie bei dem Laboranten
drangen die Viren in Nase und Mund des Helden, nur mit dem Unterschied, dass
sie es viel rascher taten: der gewichtige Schluttnick atmete tief ein, sog die
Wolke willentlich in sich auf. Er schien eine enorme Lungenkapazität zu
haben, denn Kentnok konnte sehen, wie Bänder an den Schutzanzügen
der Soldaten in Richtung des Helden flatterten und er spürte einen Luftzug
durch den Spalt der offenen Tür. Sogar die kleine, abtrünnige Virenwolke,
die sich auf eigene Faust auf dem Weg des Todes und der Zerstörung gemacht
hatte, wurde von dem Sog ergriffen und verschwand in den Nüstern des Helden.
Dann schloss er fest den Mund und hielt sich die Nase zu. Sekunden reihten sich
zu einer Minute, dann noch einer, schließlich zu einer dritten. Niemand
in der Halle – oder auf dem Lauschposten im Flur – bewegte sich. Alle
starrten auf den völlig reglosen, aber

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