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Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt

Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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Leben
retten würden.«
    »Thorpa«, sagte Anande gedehnt, » alle meine Patienten
halten es in der Regel für einen feinen Zug von mir, wenn ich ihnen das
Leben rette. Tupfer.«
    »Gewiss, Doc.« Der Pentakka richtete sich mit knarrender Borke zu
seiner vollen Höhe von einhundertfünfzig Zentimetern auf, um besser
sehen zu können, was Anande tat. »Du meine Güte, was für
ein scheußliches Durcheinander!«
    »Sie hätten die Wunde mal sehen sollen, bevor ich mit der OP
begonnen habe. Den Laser, bitte.« Diensteifrig kam Thorpa dem Medoroboter
zuvor und reichte dem Arzt das Instrument. Anande verschweißte eine weitere
Blutung und sah aus den Augenwinkeln, dass wieder eine Anzeige von rot auf grün
umsprang. Der Atem des verletzten Piloten war immer noch flach, aber zumindest
seine Herztätigkeit hatte zu einem für Kassarier normalen Rhythmus
zurückgefunden.
    »Wussten Sie eigentlich, dass die Geschmacksknospen bei Kassariern nicht
auf der Zunge liegen, sondern im Rachen?«, fragte Thorpa unvermittelt.
»Die Kassarier stammen nämlich, anders als die meisten humanoiden
Lebensformen, nicht von Säugetieren ab, sondern von Vögeln.«
    Anande antwortete nicht. Er hörte gar nicht hin.
    »Ist das da eigentlich der so genannte Drüsenmagen?«, fragte
der Pentakka neugierig und zeigte auf ein graubraunes Organ, welches Anande
soeben behutsam an seinen ursprünglichen Ort zurückschob. »Ja,
ich denke schon. Das müsste der Drüsenmagen sein. Liegt zwischen dem
Kropf und dem Kaumagen.«
    »Thorpa ...«
    »Der Kaumagen ist dann sicher dieser rote Ballon mit den feinen Äderchen,
die so aussehen, als ob sie eitern«, dozierte Thorpa. »Während
der Balz vibriert der Kaumagen des männlichen Kassariers, und die dadurch
erzeugten Infraschallwellen locken paarungsbereite Weibchen in die Nisthöhle
des Männchens. Die Balzzeit auf Kassar Prime ist ein einmaliges Erlebnis,
weil –«
    »Thorpa!«
    Thorpa zuckte zusammen. »Ja, bitte, Doc?«
    Anande nahm für einen Moment die Hände aus dem Körper seines
Patienten und reckte seinen verspannten Rücken. »Wenn Sie über
derart profunde Kenntnisse der kassarischen Anatomie verfügen, warum übernehmen Sie dann nicht die Operation?«
    »Ich?« Thorpa stand da wie vom Blitz getroffen. »Aber ... aber
...«
    »Hören Sie, Thorpa, Ihre Hilfsbereitschaft in Ehren, aber am meisten
helfen Sie mir, wenn Sie mich jetzt in Ruhe lassen und nicht von der Arbeit
ablenken.« Anande seufzte. Er mochte den Pentakka wirklich gern, aber in
Stresssituationen wie dieser war die penetrante Freundlichkeit und Höflichkeit
seines Kameraden eher lästig als nützlich.
    »Oh«, machte Thorpa pikiert. »Ich verstehe. Tja, ich gehe dann
mal wieder.«
    »Okay.« Anande war bereits wieder bis zu den Ellenbogen im Brustkorb
des Kassariers und registrierte nicht mehr, wie der Pentakka mit hängenden
Zweigen aus dem OP-Saal schlich.

    Roderick Sentenza saß mit übereinander geschlagenen Beinen im Kommandosessel
auf der Brücke der Ikarus und massierte mit Daumen und Zeigefinger
seine Nasenwurzel. Er war seit knapp zwanzig Stunden auf den Beinen und fühlte
sich deutlich älter als er tatsächlich war. Eigentlich hätte
sein Dienst schon vor einer Ewigkeit beendet sein sollen, doch die Bergung des
havarierten kassarischen Kurierschiffes hatte seine Hoffnung auf einen geruhsamen
Feierabend mit einem entspannenden Vollbad verpuffen lassen.
    Das Schiff hatte einen desolaten Eindruck gemacht, als sie es im Raum treibend
gefunden hatten. Dass überhaupt jemand lebend aus dem Wrack geborgen werden
konnte, war eines dieser kleinen Wunder, die den harten Job im Rettungsdienst
des Raumcorps für Sentenza erträglich machten.
    Er beugte sich vor, um das Bild des Wracks auf dem Hauptmonitor einer intensiven
Betrachtung zu unterziehen.
    Nach einigen Minuten wandte er sich an den Piloten der Ikarus : »Trooid?«
    Der Androide drehte sich zu ihm um. »Sir?«
    »Wer könnte das getan haben?«
    Arthur Trooid zuckte in einer sehr menschlich wirkenden Bewegung mit den Schultern.
Das kleine Raumschiff war über und über mit rußigen Einschusslöchern
bedeckt, von denen eines schließlich fast das Ende des gefiederten Piloten
bedeutet hätte. »Wenn das Schiff von Kassar Prime gekommen ist, hat
es auf dem Weg hierher mindestens zwei Sprünge machen müssen. Theoretisch
gibt es mindestens ein Dutzend mögliche Orte, an denen

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