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Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt

Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 031 - Das Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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Küche saß ein Mann, der gar nicht
da war. Jedenfalls war er offiziell nie auf Vortex Outpost angekommen. Er tauchte
auf keiner Passagierliste auf, kein Mitarbeiter der Hafenmeisterei hatte seine
Papiere gesehen, geschweige denn abgestempelt.
    Er war zwar seit zwei Tagen hier, doch unter seinem richtigen Namen war er in
keinem der lokalen Hotels registriert.
    Er war ein Geist.
    Mit bürgerlichem Namen hieß er Danilo Tesmer, doch es war lange her,
dass er sich zuletzt so ausgewiesen hatte. Inzwischen verfügte er über
ein knappes Dutzend Identitäten, und er tauschte sie mit der gleichen Regelmäßigkeit,
mit der andere Menschen ihre Unterwäsche wechselten. So war es am sichersten,
sowohl für ihn als auch für seine Klienten.
    Es gab Tage, da ekelte Tesmer sich vor dem, was aus ihm geworden war. Er hatte
einst als Raumkaplan im Raummarinedienst der Galaktischen Kirche dem Erzprior
treu und tapfer gedient – bis zu dem Tag, an dem ...
    Tesmer nippte an seinem Drink. Ach, was soll's ... Was half es ihm, sich
über das erlittene Unrecht jetzt noch aufzuregen? Nach all den Jahren konnte
er Geschehenes nicht mehr ungeschehen machen. Er war nun mal in Ungnade gefallen
und unehrenhaft aus dem Raummarinedienst entlassen worden, hatte sich mit Gelegenheitsjobs
und Handlangerdiensten auf Raumhäfen über Wasser gehalten – bis
zu dem Tag, als er aus der Not eine Tugend gemacht hatte. War er nicht der Sprengstoffexperte
seines Regiments und zudem Jahrgangsbester bei der Scharfschützenausbildung
gewesen? Tesmer hatte sehr schnell gelernt, dass es gewisse Berufe gab, in denen
ein ungleich höherer Stundensatz verdient wurde als in der Lagerhalle auf
einem Raumhafen. Abwechselnd arbeitete er für die unterschiedlichsten Auftraggeber
als Bodyguard oder als Attentäter, und so lernte er den gleichen Job aus
beiden Perspektiven kennen. Bald durchschaute er die Stärken und Schwächen
der jeweiligen Rolle und verstand, sie zu seinem Vorteil zu nutzen. Zwar gab
er sich in dieser Branche zwangsläufig mit dem Gesindel ab, das er in seiner
früheren Funktion eigentlich zu bekämpfen geschworen hatte, aber der
Zweck heiligte schließlich die Mittel. Er hatte sich einen Namen in der
Szene gemacht. Er war der Mann für die aussichtslosen Fälle. Er war
derjenige, den man rief, wenn es richtig brenzlig wurde.
    Sein Ruf eilte ihm voraus, und jetzt hatten Leute von ihm gehört, die ihn
nicht nur anheuern wollten – nein, sie wollten ihm auch helfen, hatte es
in der anonymen Nachricht geheißen, die ihn nach Vortex Outpost beordert
hatte. Dieses Versprechen, verbunden mit einem stattlichen Vorschuss in bar,
hatten den Söldner ermutigt, der Einladung Folge zu leisten. Und so wartete
Tesmer geduldig darauf, dass seine Kontaktperson am vereinbarten Treffpunkt
aufkreuzte. Er leerte den einen oder anderen alkoholfreien Drink und sah den
Leuten um sich herum zu. Vielleicht war sein Kontaktmann ja schon hier und beobachtete
ihn? Möglicherweise war es die Dame dort drüben in dem schillernden
Paillettenkleid, die herzzerreißend in ihr Taschentuch weinte? Oder der
ältere Mann am anderen Ende des Restaurants, der still mit sich selbst
Schach spielte und einen Espresso nach dem anderen trank? Oder der Pentakka,
der am Tisch gegenüber unschlüssig vor einem Stück Schwarzwälder
Kirschtorte mit Schlagsahne saß? Oder das Schluttnickpärchen, von
dem die männliche Hälfte die ganze Zeit über verstohlene Blicke
in Richtung des Pentakka warf?
    Tesmer leerte sein Glas und sah auf die Uhr. Wie lange wollte sein anonymer
Wohltäter ihn eigentlich noch warten lassen? Er wollte gerade aufstehen
und sich ein wenig die Beine vertreten, als ein neuer Gast das Lokal betrat
und zielstrebig auf Tesmers Tisch zusteuerte.
    Tesmer sah auf. Die Gestalt trug einen weiten Umhang und eine Kapuze, die weder
das Gesicht noch die Spezies erkennen ließen. Körperbau und Haltung
sprachen jedoch dafür, dass ein Mensch in der Robe steckte, wie Tesmers
geübter Blick sofort erkannte.
    Der Fremde blieb vor seinem Tisch stehen und hob die Hand zum Gruß. »Willkommen
auf Vortex Outpost, Bruder Tesmer«, sagte eine tiefe Stimme.
    Tesmer lehnte sich ruhig in seinem Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen
aneinander. Diese Stimme hatte er doch schon einmal gehört ... nur wo?
Dem Akzent nach kam sein Gesprächspartner jedenfalls unverkennbar von Sankt
Salusa.
    Dann

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