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Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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zwei Dinge auf
einen Blick: Sie war schwer verletzt. Sehr schwer. Und sie war hochschwanger.
Ihre Verletzungen konzentrierten sich auf ihren Oberkörper und ihre Arme.
Automatisch griff Sentenza erneut zum Kommunikator.
    »Anande. Ich brauche Sie hier. Rasch.«

    Hozz schreckte zusammen, als er das Stichwort auf dem kleinen internen Schirm
seines Exoskeletts erblickte. Es waren einige Stunden vergangen, in denen seine
Aufmerksamkeit nachgelassen hatte, und fast hatte er geglaubt, er sei nur einem
Zufall aufgesessen und es habe alles nichts zu bedeuten. Aber jetzt konnte kein
Zweifel mehr daran bestehen und die Worte, die sein Skelettcomputer dem Nachrichtenverkehr
entnommen hatte, waren klar und im richtigen Zusammenhang gefallen. Jetzt waren
alle drei Stichworte vollständig:
    »Sentenza«
    »Rettungskreuzer«
    »schwanger«
    Absurde Kombination, dachte Hozz sich, doch gab es für ihn jetzt kein Zurück
mehr, kein Zögern und kein Infragestellen. Hoskins Anweisungen gaben keinen
Spielraum für Interpretation – und letztendlich war dies ja auch nicht
sein Problem.
    Er trat auf Gouverneur Gul zu und ließ über den Vokoder ein Räuspern
abspielen. Der Regent von Ephalus blickte hoch. Er sah um Jahre gealtert aus.
Der Kragen seiner eher zeremoniellen Uniform saß schief und seinen rechten
Ärmel zierte ein Fleck, Reste eines aus Unachtsamkeit verschütteten
Getränks. Der Mann hatte kaum geschlafen und längere Zeit keine Dusche
mehr gesehen. Die verzweifelte Würde, mit der sich Gul weigerte, endgültig
zu resignieren und die Arbeit nur seinen Untergebenen zu überlassen, berührte
eine sentimentale Saite in Hozz. Er neigte normalerweise nicht dazu, sonderlich
viel von Politikern und Administratoren zu halten, aber Gul begann, seine negative
Grundeinstellung aufzuweichen.
    »Exzellenz, ich bin beauftragt worden, Ihnen dies hier zu übergeben!«
    Er holte mit einer Greifklaue die kleine schwarze Box aus dem Sicherheitsfach
seines Exoskeletts und übergab sie dem neugierig wirkenden Mann. Der wog
sie kurz in seiner Hand. Er machte gar keinen überraschten Eindruck. Hozz
bekam immer mehr das Gefühl, Figur in einem Spiel zu sein, dessen Sinn
ihm für immer verborgen bleiben würde.
    Gul öffnete die Box. Ein Speicherchip lag darin. Der Gouverneur steckte
ihn in den Schlitz seines Handkommunikators und lauschte der leise wispernden
Stimme, die an sein Ohr drang. Hozz hätte spionieren können, indem
er die Richtmikrophone des Exoskeletts einsetzte, doch das erschien ihm schäbig
und unehrenhaft. Wenn es notwendig für ihn war, etwas zu erfahren, würde
man ihm das Geeignete schon mitteilen.
    Die Aufzeichnung auf dem Chip war offenbar nur kurz. Gul senkte seine Hand,
den Gesichtsausdruck nachdenklich, etwas aufgeregt vielleicht, aber nicht schockiert
oder überrascht. Es war, als sei etwas eingetreten, was der Gouverneur
für unwahrscheinlich, jedoch nicht für unmöglich gehalten hatte,
und was ihm durch die Nachricht des Geheimdienstchefs jetzt nur noch bestätigt
wurde. Er überlegte einen Moment, als wolle er die Konsequenzen der Mitteilung
sorgfältig abwägen, dann aber raffte er sich auf.
    »Leutnant Hozz!«, wandte er sich direkt an den Adjutanten.
    »Exzellenz?«
    »Sie werden sich zur Absturzstelle begeben. Sofort. Nehmen Sie meinen Gleiter
und einige der hiesigen Hilfskräfte mit. Sie werden der Mannschaft dieses
Raumkreuzers dort helfen, soweit dies notwendig sein wird. Sie werden danach
den Kommandanten des Schiffes sowie seine Begleitung, soweit gewünscht,
zu mir bringen, gleich hierher. Keine langen Formalitäten. Ich gebe Ihnen
einen unbegrenzten Passierschein. Haben Sie das verstanden?«
    Nein, Hozz hatte gar nichts verstanden, aber das war im Grunde ja auch nicht
notwendig. Seine Befehle waren eindeutig genug und immerhin, er blieb innerhalb
dieser seltsamen Ereignisse und vermochte sich vielleicht mit der Zeit ein eigenes
Bild zu machen.
    »Ja, Sir!«, sagte er also schneidig, vermied jede Nachfrage. Es kamen
auch keine Ergänzungen mehr. Hozz wuchtete das Exoskelett um und marschierte
aus dem Raum.
    Offenbar wollte ihm niemand etwas erklären.
    Auch gut.

    Anande richtete sich auf. Um ihn herum hatte sich ein Kreis von Zuschauern gebildet,
die Räumarbeiten waren für diesen Moment zum Stillstand gekommen.
Der Arzt sah nicht froh aus, was angesichts des körperlichen Zustandes
der Verletzten nicht

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