Rettungskreuzer Ikarus Band 034 - Die Verschwörer
sämtliche wichtigen Daten
aus den Speicherbänken zu löschen und in ein separates System zu transferieren,
das keine anderen Terminals hatte außer dem in ihrem Büro, das rund
um die Uhr besetzt war, so dass sich kein Unbefugter heimlich Zutritt verschaffen
konnte. Seither arbeitete ein kleiner Kreis vertrauenswürdiger Personen
an neuen Strategien – und falschen Informationen für die Spione.
Vielleicht sollte man brisante Daten immer auf diese Weise sichern, überlegte
Sentenza, bis es eine bessere Lösung gab. Konnte man das Risiko, dass jemand
die modernsten Sicherheitsvorkehrungen knackte, minimieren, wog dies die Unannehmlichkeit
auf, die es mit sich brachte, wenn Informationen nur bedingt abrufbar waren.
Es mochte kompliziert und zeitaufwändig sein, kurzfristig Briefings zu
veranstalten und alle maßgeblichen Personen an einen Tisch zu bekommen
oder Kuriere mit den Neuigkeiten zu entsenden – und auch das war nicht
narrensicher –, doch im Augenblick gab es kein Patentrezept. Die Mittel
der Geheimhaltung, die sich bei der Bombe bewährt hatten, wurden
nun grundsätzlich angewandt.
Sentenza legte den Stift an seinen Platz zurück und knüllte das Blatt
Papier zusammen, auf das er dreieinhalb Reihen Strichmännchen gemalt hatte.
Aus der Schublade fischte er eine Packung Trissien, drückte zweimal auf
den Spender und schluckte die Kapseln trocken.
Na schön, Sentenza würde Pakcheon Cornelius überlassen. Doch
selber konnte er einigen Leuten auf den hohlen Zahn fühlen, die besonders
eifrig um den Vizianer scharwenzelten. Es schien zwar ausgeschlossen, dass sie
verantwortlich für Pakcheons Verhalten waren, doch ... es musste einen
triftigen Grund geben, warum er seit seiner Ankunft Cornelius auf Distanz hielt.
Immerhin konnte es sein, dass jemand etwas beobachtet oder gehört hatte.
Schon für den geringsten Tipp, der ihm weiter helfen würde, wäre
Sentenza ungemein dankbar.
Hatte Pakcheon vielleicht eine Person kennen gelernt, die ihn mehr faszinierte?
Trivial, doch nicht unmöglich. Oder ...
Wer konnte schon wissen, was in einem Vizianer vor sich ging? Schon Shilla war
undurchschaubar gewesen, und ihre männliche Ausgabe schien nicht einen
Deut besser. Vielleicht sogar schlimmer.
Sentenza blickte auf die Uhr.
Es war Zeit fürs Mittagessen. Gut. Im Casino würde Sentenza so manchen
Botschafter antreffen und ein unverfängliches Gespräch beginnen können.
Er hatte Hunger, und in seinem Büro würde er ohnehin nur noch mehr
Blätter mit Strichmännchen bekritzeln, die Anande und Thorpa vermutlich
für höchst interessant befinden würden, bekämen sie diese
zu Gesicht.
Sentenza nickte Niren Colesman zu, die seit kurzem als Sekretärin das Vorzimmer
seines Büros dekorierte und ihn immer an die Termine erinnerte, die er
besonders gern vergessen hätte. Natürlich war Sentenza davon überzeugt,
dass sie seinen Widerwillen gegenüber manchen Meetings spürte und
es ihr darum ein besonders großes Vergnügen bereitete, ihm seine
Pflichten aufzuzählen. »Ich gehe essen, Niren. Sie können auch
eine Pause machen.«
Strafend blickte sie ihn über den Aktenberg hinweg an, der darauf wartete,
in einem mittelgroßen Container versenkt zu werden. Es war, als betrachte
sie Sentenzas frühes Gehen als persönlichen Affront, selbst unter
den gegebenen Umständen. Ihr strenger Mund wurde noch eine Spur schmaler.
»Denken Sie bitte an den Probealarm um 14:30 Uhr. Sie haben selber –«
»Ja, ich habe es nicht vergessen. Selbstverständlich werde ich pünktlich
sein. Und sollte mich jemand unerwarteterweise aufhalten, dann springt Chief
DiMersi für mich ein. Das ist bereits besprochen. Sollte sie verhindert
sein, kontaktieren Sie bitte Mr. Weenderveen.«
Schnell trat Sentenza auf den Flur hinaus, bevor sein Drache zu einer Erwiderung
ansetzen konnte. Das Schott schloss sich.
Geschafft!
Sonja würde es nichts ausmachen, ihn zu vertreten, im Gegenteil: Sie liebte
jeden Probealarm, den sie leiten durfte, denn wann ergab sich sonst die Gelegenheit,
die anderen Crew-Mitglieder tüchtig umher scheuchen zu dürfen ...
Sentenza schlenderte die Korridore entlang, die nicht mehr so belebt waren wie
noch vor einigen Tagen, und erwiderte hier und da einen Gruß ... Seinen
Kopfschmerzen ging es bereits besser.
Es war nicht so, als hätte er die ganzen Stunden, während der er die
Berichte tapfer ignoriert hatte, mit
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