Rettungskreuzer Ikarus Band 034 - Die Verschwörer

kooperieren? Angesichts dieser
Befürchtungen wollte es ihm einfach nicht gelingen, Shillas Zuversicht
zu teilen, dass Celeste eine treue Verbündete war. Er hatte in den vergangenen
Stunden genug Zeit zum Nachdenken gehabt, und die daraus resultierenden dunklen
Ahnungen gefielen ihm ganz und gar nicht.
    »Was hältst du davon, Shilla?«, nahm Jason den Faden wieder auf.
»Von dem, was Celeste sagte. Kommt dir manches nicht auch viel zu glatt
vor? Auf alles kann sie eine Antwort geben, selbst wenn sie angeblich keine
konkreten Informationen vorliegen hat. Die Theorien fügen sich stets zusammen
wie passende Teile eines Puzzles.«
    »Logik«, bequemte sich die Vizianerin doch noch zu einer Erwiderung.
»Vieles lässt sich durch einfaches Überlegen erklären. Ob
die Schlussfolgerungen auch zutreffen, ist die andere Frage, denn es gibt immer
Unsicherheitsfaktoren. Manches kann man zum Beispiel nicht auf rationale Weise
deuten, weil Lebewesen emotional und nicht rein Vernunft orientiert handeln.
Die in Celeste aufgegangenen Bewusstseine dürften die emotionale Komponente
liefern, die für alles eine nachvollziehbare Erklärung wünscht
und anbietet, mehr noch als das pflanzliche Gehirn.«
    Das klang plausibel und bedeutete, dass sich Jason und Shilla besser auf unvorhersehbare
Reaktionen der KI einstellten, da sie nicht denselben Mustern folgte wie ein
elektronischer Computer.
    »Ist dir auch aufgefallen, dass Celeste meine Frage, weshalb Nirat nicht
Dir sondern Taisho einen Teil seines Wissens übertragen hat, mehrmals ignorierte?«,
erkundigte sich Jason. »Die Erklärung, dass ein einzelner Informationsträger
überlastet gewesen wäre und sein ... hm ... Ausfall den Verlust aller
Daten nach sich gezogen hätte, erscheint mir recht dünn. Taisho hat
sich zwar erholt – glücklicherweise –, doch zu jenem Zeitpunkt
war er ein unkalkulierbares Risiko für Nirats Vorhaben. Warum ging er es
trotzdem ein, obwohl er sonst so sehr auf Sicherheit bedacht war und er mit
Dir eine Alternative hatte? Wieso also Taisho und nicht du?«
    »Darauf weiß ich keine Antwort. Vielleicht weil ihr beide behandelt
werden musstet und man euch bei dieser Gelegenheit gleich wichtige Kenntnisse
vermitteln konnte. Wie sagt man so schön? Zwei Stechmücken mit einer
Klatsche? Oder vielleicht wurde ich für ungeeignet befunden, schließlich
bin ich kein Mensch.«
    »Nein?«
    »Weniger jedenfalls als Taisho, vergleicht man die DNA von uns dreien.«
    »Die Tomakk dürften aber auch nicht viel mit uns gemein haben.«
    »Darüber besitze ich keine Informationen. Immerhin scheint deine Spezies
kompatibel genug zu sein, dass die Blutwäsche durchgeführt werden
konnte. Hätte ich eine Gewebeprobe von einem Tomakk und ein Labor zur Verfügung
...«
    Unvermittelt kam Jason ein Gedanke. »Möglicherweise liegen wir mit
unseren Spekulationen völlig falsch und Nirats Entscheidung hat mit der
Kompatibilität nicht das Geringste zu tun.«
    »Woran denkst du?«
    »Du bist Telepathin. Womöglich hättest du durch den Kontakt Dinge
erfahren, die Nirat geheim halten wollte.«
    »Du siehst Gespenster.« Shilla seufzte. »Die Vorstellung, dass
uns die Tomakk und Nirat im Besonderen für ihre eigenen Zwecke benutzen
wollen, geht dir wohl gar nicht mehr aus dem Kopf, was? Wenn sie so wenig mit
uns gemein haben, wie du vermutest, weshalb sollten sie dann denken wie wir
... wie du ? Jede Ungereimtheit lässt dich misstrauisch werden. Hältst
du es überhaupt noch mit dir selbst aus?«
    »Überleg doch, Shilla. Celeste kann uns erzählen, was sie will,
wenn es keine Beweise für oder gegen ihre Behauptungen gibt. Die Station
auf Gelno-T existiert nicht mehr, und folglich gibt es auch keine Relikte der
Tomakk, die du untersuchen könntest, denn außer einigen Bewusstseinfragmenten
befindet sich von diesem Volk nichts an Bord. Eine Blutprobe von mir wird dir
womöglich auch nicht weiter helfen, da du keine Vergleichswerte von vorher
hast.
    Jetzt lass uns einfach beide Möglichkeiten betrachten.
    Angenommen, was Celeste behauptet, ist korrekt. Die KI und die Tomakk sind die
größten Altruisten des Universums und wollen uns ohne jegliche Hintergedanken
helfen. Darum bringen sie uns nach Hause und sorgen dafür, dass wir die
Galaxis vor dieser Armada warnen können. Gelingt es uns, die Outsider aus
der Milchstraße zu vertreiben, dürfen wir uns glücklich
preisen. Aber