Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
Möglichkeiten in Frage. Könnte
es sein, dass die alten Anlagen nicht mehr richtig funktionieren? Oder dass
Taishos Volk einen Weg beschritten hat, den die Tomakk nicht mehr berücksichtigen
konnten? Vielleicht ist es auch etwas völlig anderes. Wenn Taisho ein Verräter
und Saboteur ist, wird er gewiss nicht mit uns kollaborieren.«
»In dem Fall hättest du ihn sofort entlarvt.«
»Nicht wenn er erst kürzlich die Seite gewechselt hat. Außerdem
wissen sich die Bewohner des Nexoversums vor Telepathen zu schützen. Es
ist jedoch müßig, darüber zu spekulieren, solange es keine neuen
Fakten gibt. Lass uns in die Zentrale zurückkehren und nachsehen, ob es
Neues von den Outsidern gibt. Im Augenblick können wir weder für Taisho
etwas tun, noch an unseren Problemen etwas ändern. Falls deine Vorbehalte
Celeste gegenüber berechtigt sind, müssen wir den Schein wahren und
uns benehmen, als wäre alles in Ordnung ...«
»... und das Beste hoffen. Großartig. Wäre dies ein richtiges
Schiff, hätten wir die KI deaktivieren und die Kontrolle übernehmen
können. Aber in diesem modrigen Kürbis, der auf unerklärliche
Weise fliegt und uns am Leben erhält, sind uns die Hände gebunden.
Celeste hängt überall mit drin, und wenn wir auf gut Glück etwas
zerstören ...«
»Die Situation ist nicht akut«, beschwichtigte Shilla Jason. »Keiner
von uns befindet sich in unmittelbarer Gefahr. Vielleicht wird Taisho nun mit
uns sprechen.«
»Ja, und Celeste ist unsere beste Freundin, die nur unser Wohl im Sinn
hat, während wir die Bösen sind, die ihr sogar unterstellen, dass
sie schuld ist, wenn ich Schluckauf bekomme. Fang nicht wieder zu träumen
an, Shilla.« Und laut: »Gehen wir in die Zentrale.«
2.
Sentenza hatte einen schalen Geschmack im Mund, als er in Begleitung von zwei
Offizieren des Sicherheitsdiensts die Krankenstation betrat. Die Männer
trugen ihre Waffen offen im Halfter. Eine Schwester wies den Weg und benachrichtigte
Dr. Anande, dass der Leiter der Rettungsabteilung mit ihm zu sprechen wünschte.
Auch dieser Bereich von Vortex Outpost war den Umbauten zum Opfer gefallen
und auf einen Notbehelf zusammen geschrumpft. Allerdings wurde keine große
Klinik für die wenigen Männer und Frauen benötigt, die den Betrieb
aufrecht erhielten und bald die Station verlassen würden. Alle Einrichtungen,
für die es keinen Bedarf gab, waren längst abtransportiert worden,
während sich Vortex Outpost zunehmend in eine waffenstarrende, automatisierte
Festung verwandelte, die ihren Beitrag im Kampf gegen die Outsider leisten sollte.
Im Korridor trafen die drei Männer mit dem Arzt zusammen.
Anande zog eine Augenbraue in die Höhe, als er Sentenzas Begleiter identifizierte.
»Was hat das zu bedeuten, Captain? Gibt es Hinweise, dass die Verräter
einen weiteren Anschlag planen? Sind die bisherigen Vorkehrungen zum Schutz
der beiden Patienten nicht ausreichend?«
»Die Angelegenheit ist komplizierter«, erwiderte Sentenza ausweichend.
»Wie geht es Pakcheon?«
»Unverändert. Dr. Ekkri hat getan, was er konnte, aber ...«
»Aber?«
»Die Verbrennungen ersten und zweiten Grades sind nicht lebensbedrohlich.
Glücklicherweise zog sich Pakcheon darüber hinaus nur Prellungen und
zwei angebrochene Rippen aber keine organischen Verletzungen zu. Mehr Sorge
bereitet uns allerdings das schwere Schädel-Hirn-Trauma. Nun, Kopfverletzungen
sind immer heikel, aber in diesem Fall kommt hinzu, dass wir Neuland betreten.
Das Gehirn ...«
Mit einer Geste der Hilflosigkeit rieb sich Anande den steifen Nacken und bemühte
sich, die richtigen Worte zu finden, um einem Laien den Sachverhalt begreiflich
zu machen.
»Die Vizianer sind uns sehr ähnlich. Pakcheons Gehirn gleicht vom
Aufbau her dem eines Menschen. Die Abweichungen sind weniger auffällig
als beispielsweise bei einem Drupi oder Ornitha. Der Hauptunterschied ist, dass
die Vizianer mehr aktive Sektoren haben als wir. Das Sprachzentrum hat sich
zurückgebildet, doch wissen wir nicht, welcher Bereich stattdessen für
die Kommunikation zuständig ist. Ein Fehler – und wir zerstören
womöglich den Teil, der Sitz von Pakcheons telepathischen Fähigkeiten
ist, oder richten noch Schlimmeres an.«
»Heißt das, Sie können ihm nicht helfen?«
»Wie schon gesagt, Dr. Ekkri hat sein Bestes gegeben und die Gehirnblutungen
gestillt. Jetzt können wir nur abwarten und
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