Rettungskreuzer Ikarus Band 035 - Kontakt
ausgestorbenen Volk um pure
Altruisten gehandelt hatte, die jedem selbstlos geholfen hätten und noch
helfen würden, der auf ihre Hinterlassenschaften stieß. Je länger
Jason darüber nachdachte und Fakten sammelte, umso mehr kam er zu der Überzeugung,
dass er, Shilla und Taisho benutzt wurden, dass sie vielleicht als Rachewerkzeug
dienen sollten.
Des Weiteren war Taishos Gesundheitszustand unverändert. Der Freund lag
noch immer im Koma. Pflanzen kümmerten sich um seine Körperfunktionen,
während das Bewusstsein sich mehr oder minder freiwillig mit Celeste verbunden
hatte. Scheinbar grundlos verweigerte Taisho jegliche Kommunikation. War die
KI wirklich bestrebt, den Verletzten zu heilen, oder durchdrangen feinste Fasern
sein Gewebe und Gehirn aus ganz anderen Gründen? War sie vielleicht schuld
daran, dass er sich nicht erholte und den Kontakt zu seinen Freunden ablehnte?
Auch die Shodan-Krone bot Anlass, an der Aufrichtigkeit der Tomakk zu zweifeln.
Sie schützte Shilla zwar vor dem Einfluss der Outsider, raubte ihr aber
zugleich das gesunde Misstrauen. Jason hatte lange an den logischen Verstand
der Vizianerin appellieren müssen, bis sie auch nur zuhörte und ihre
viel zu vertrauensselige Einstellung zu Celeste und den Tomakk überdachte.
Seinen Argumenten hatte sie sich nicht mehr verschließen können,
kaum dass ihr Argwohn geweckt war.
Und was ihm selbst widerfahren war, schürte Jason Pessimismus zusätzlich.
Längst wusste er nicht mehr, welche seiner Gedanken wirklich von ihm stammten
und was von Nirat ausging, jenem Tomakk, der ihn durch eine Blutwäsche
von dem verheerenden Einfluss der Droge Owari befreit hatte. Es hatte keine
Alternative gegeben, und nun musste Jason sich den Konsequenzen stellen: War
er überhaupt noch er selbst ? Wie viel Nirat befand sich in
seinem Körper und in seinem Kopf?
Shilla wünschte sich, dass Jason mit seinen Befürchtungen falsch lag,
und er selber hätte nichts dagegen gehabt, würde sich sein Misstrauen
als unbegründet erweisen. Doch alles, was passiert war, seit sie auf die
Relikte der Tomakk-Kultur gestoßen waren, hatte nichts dazu beigetragen,
die Sorgen zu entkräften – im Gegenteil.
Vor einigen Tagen hatte die Celestine Warteposition im Asteroidengürtel
eines instabilen Planeten bezogen. Den Flüchtigen war eine kleine Pause
vergönnt, die sie nutzten, um die Outsider zu beobachten. Der Feind schickte
sich an, eine gewaltige Armada in die Milchstraße zu senden, wo man höchstwahrscheinlich
nichts von der Bedrohung ahnte.
Hinter Shilla betrat Jason den Raum, in dem Taisho auf einem weichen Moospolster
ruhte.
»Sieh nur!« Die Vizianerin klang freudig überrascht. Sie kniete
neben der podestartigen Ausstülpung nieder.
Jason atmete erleichtert auf und sagte laut: »Celeste hat meinem Befehl
Folge geleistet. Gut.« Die Worte waren mehr an die KI, die ihre Gespräche
sicher belauschte, gerichtet als an Shilla, die seine Gedanken lesen konnte.
Die Telepathin unterzog Taisho einer oberflächlichen Untersuchung. Ohne
entsprechende Geräte konnte sie nicht mehr tun.
Das Geflecht aus Pflanzenfasern war verschwunden und hatte Taishos Körper
freigegeben. Nur noch einzelne Tentakel waren mit ihm verbunden und versorgten
ihn intravenös mit Nährstoffen. Wo zuvor unzählige feinste Kapillare
praktisch jeden Millimeter seiner Haut durchbohrt hatten, waren erstaunlicherweise
keine Wunden oder sonstige Male zu sehen.
Jason wusste nicht, was er erwartet hatte, aber einen makellosen, äußerlich
unversehrten Körper sicher nicht. Wo waren die kleinen Tentakel hin? Konnte
das Moos sie nach Belieben wachsen lassen und wieder ... einziehen, wenn sie
nicht mehr benötigt wurden? Oder starben sie ab und wurden gewissermaßen
recycled? Er mochte nicht daran denken, dass sich die Pflanzenteile vielleicht in Taisho befanden.
Vielleicht auch in Jason und in Shilla. Warum hätte sich
das Moos ihrer nicht während der Schlafphasen bemächtigen sollen?
Celeste hatte Jasons Befehl recht schnell durchgeführt und Taisho aus dem
gefängnisartigen Geflecht entlassen, zu schnell, nachdem sie zuvor stets
auf die Wahrung der eigenen Wünsche geachtet und ein Anliegen der Crew
bloß dann berücksichtigt hatte, wenn es Celestes Zielen dienlich
war. Das konnte bedeuten, dass sie einige Tricks auf Lager hatte, um die Pläne
der Tomakk letztendlich gegen den Willen der Passagiere
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