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Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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zu drängen und zu
besiegen. Auch wenn es allen vorkam, als hätten der Krieg gegen die Fremden
gerade erst begonnen, konnte niemand die Augen vor der Tatsache verschließen,
dass sie bereits die Endschlacht erreicht hatten. Alles, was nach diesem Kampf
kam, in den die Alliierten alle Kräfte warfen, konnten nur noch Rückzugsgefechte
und Scharmützel sein.
    Park erinnerte sich gut an die Sitzung, an die Stimmung im Raum, das erdrückende
Schweigen. Er hatte das Gefühl gehabt, in die leere Luft greifen und die
Gefühle darin auspressen zu können, bis sie als Flüssigkeit Gestalt
annahmen, ein tiefschwarzer, kalter Cocktail aus Verzweiflung, hilflosem Zorn
und Angst. Irgendwann hatte jemand unvermittelt seinen Becher in die Ecke geschleudert
und die Hände in die Luft geworfen.
    »Industrielaser!« Verachtung war in seinem Gebrüll. »Raketenwerfer!
Was noch? Handwaffen? Stunner? Wie sollen wir damit irgendetwas bewirken? Genauso
gut könnten wir anfangen, mit Steinen nach ihnen zu werfen! Von denen haben
wir zumindest genug!« Der Mann brach abrupt ab, sank zurück auf seinen
Platz und vergrub das Gesicht in den Händen. Niemand sah ihn an.
    Schweigen folgte.
    Erst aus Schrecken über den Ausbruch.
    Dann aus Resignation, denn alle wussten, es war die Wahrheit.
    Und schließlich, als nacheinander die Ingenieure erstarrten und langsam
die Köpfe hoben, weil sie begriffen, dass der Mann recht hatte.
    Sie hatten mehr als genug Steine.
    Und es gab einen Weg, sie zu werfen.
    Einen sehr effektiven sogar.
    Park kehrte aus der Erinnerung zurück in die Gegenwart und hob den Blick
zu dem zweiten Ring des Katapultes. Ein halbes Dutzend weitere waren in gerade
Linie über ihm und wiesen den Weg in den Weltraum. Zwei weitere waren hinzu
gekommen, grob konstruiert und so fragil, dass sie nur einen einzigen Einsatz
überstehen konnten. Aber mehr würden sie auch nicht brauchen. Sie
würden nur einen einzigen Stein werfen.
    Aber den effektiv.
    Sehr effektiv sogar.
     

 
2.
     
    Roderick Sentenza betrat seine Kabine so leise wie möglich. Der Raum war
mit dämmrigem Licht gefüllt, und als sich die Tür hinter ihm
schloss, stand der Captain der Ikarus in einer anderen Welt. Mitten im
Raum ragte ein Baum auf, seine hohe Krone reckte sich zur Decke. Über seinen
Zweigen hatten sie winzige Leuchtdioden befestigt, so dass man in der Dunkelheit
den Eindruck bekommen konnte, die Sterne zu sehen. Wenn man in dem Bett unter
dem Baum lag und seine Phantasie bemühte, war es ein wenig so, als wäre
man irgendwo draußen auf einer Planetenoberfläche und nicht tief
im Bauch einer Weltraumstation.
    Das raumgreifende Geschenk Thorpas war nur deswegen nicht den Umbauten zum Opfer
gefallen, weil das Appartement der Sentenzas so positioniert war, dass weder
Waffensysteme noch Versorgungseinheiten den Platz beansprucht hatten.
    Sicher, die Wohnung war kleiner geworden, eigentlich bestand sie nur noch aus
dem ehemaligen Hauptraum und einer Waschzelle. Die übrigen Zimmer waren
von dieser Seite aus versiegelt und von einer anderen mit neuen Durchgängen
versehen worden und dienten jetzt als Kabinen für die Stationsbesatzung,
die ihre eigenen Appartements hatten aufgeben müssen.
    Sentenza wusste, dass dieser große Raum auf Vortex Outpost ein Luxus geworden
war, aber niemand hatte Einspruch erhoben, und er hatte sich damit zurückgehalten,
Untermieter einzuladen. Die wenigen Stunden, die er hier alleine mit Sonja verbringen
konnte, waren seine Kraftquelle, und er hatte sie bitter nötig.
    Langsam ging Sentenza zum Bett hinüber und sah, wie er erwartet hatte,
dass Sonja bereits schlief. Sie schien nach der Dusche direkt umgefallen zu
sein, lag auf der Seite und umklammerte ein Kissen. Neben ihr stand ein unberührter
Becher mit irgendeiner dieser phantasievollen – und scheußlichen
– Konzentratbrühen, auf die sich ihre Nahrung aus Zeitmangel mittlerweile
beschränkte. Die Flüssigkeit war noch lauwarm und begann, zähflüssig
zu werden, was sie nicht appetitlicher machte.
    Sentenza wusste, dass Sonja den ganzen Tag mit Weenderveen und dem Movator Para
gearbeitet hatte, um die leer geräumte Krankenstation mit neuer Technik
zu füllen. So behutsam, wie er es konnte, setzte er sich an den Rand des
Bettes, doch die leise Bewegung war genug, um Sonja zu wecken. Ihr Kopf ruckte
augenblicklich hoch, und sie sah ihn an, als hätte sie längst bemerkt,

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