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Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost
Autoren: Sylke Brandt
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kühl. Oder eher:
Todesangst. Der Fluchtplan ist für mein Gehirn zu abstrakt.
    Gute Analyse. Keine Hilfe.
    Melody tastete nach der gegenüberliegenden Wand des Flurs und sah sich
um, soweit sie konnte. Sie spürte eine Vibration unter ihrer Hand und dachte
für einen Moment, es wäre das Beben der sterbenden Station. Dann bemerkte
sie einen Rhythmus, ein Pulsieren, das von rechts zu kommen und nach links zu
laufen schien. Sie brachte ihr Gesicht näher an ihre Hand und erkannte
jetzt durch den Rauch ein Licht, das in der gleichen Richtung über die
Wand huschte, grellgrün und so hell, dass es selbst durch die Schwaden
noch zu sehen war. Natürlich: das Notleitsystem. Konzipiert genau für
Leute wie sie, die nicht mehr klar denken konnten, aber einem bunten Licht folgten,
wohin auch immer es sie bringen wollte. In Sicherheit, hoffte sie. Zu den Rettungskapseln,
wenn es noch welche gab. Wenn der Weg bis zu ihnen frei war. Wenn kein Feuer
dazwischen kam. Wenn ihr Bein nicht ...
    Mit großer Anstrengung riss Melody ihre Gedanken aus diesem unseligen
Mantra. Wenn, wenn, wenn ... Jedes ›wenn‹ war eine Brücke, über
die sie gehen konnte, sobald sie sie erreichte. Was sie nur konnte, indem sie
sich endlich in Bewegung setzte.
    »Okay, Miss. Gedanken aus. Beine an.« Ihre Stimme klang verzerrt durch
die Atemmaske, aber es war gut, irgendetwas anderes zu hören als die Geräusche
der sterbenden Station.
    Melody richtete sich auf, behielt aber die eine Hand an der Wand, um die Vibration
zu spüren. Vermutlich gab es auch noch eine akustische Komponente –
vielleicht einen vorüber ziehenden Ton? – aber der schien ausgefallen
zu sein. Besser, sie beeilte sich, ehe auch noch das Licht aufgab und das Zittern
erstarb.
    Langsam folgte sie dem Korridor, der ihr viel länger erschien, als sie
ihn in Erinnerung hatte. Einmal verlor sie fast das Gleichgewicht, als ein Stoß
die Station erschütterte, eine ferne Explosion oder ein Einschlag. Es konnte
nicht mehr lange dauern, bis die Outsider ihren Fuß auf Vortex Outpost
setzten – wenn man das bei ihnen so sagen konnte.
    Es hatte Gerüchte gegeben, grauenvolle Gerüchte, dass sie Verletzte
am Leben erhielten, damit sie Angst und Verzweiflung spürten, ehe sie den
Invasoren als Nahrung dienten.
    Melodys freie Hand zuckte zu ihrem Gürtel, obwohl sie wusste, dass sie
kein Holster trug und keine Waffe. Sie hatte nicht vor gehabt, in den Gängen
der Station ein Feuergefecht mit den Outsidern zu beginnen – zumal ihr
Handstrahler ziemlich wirkungslos sein musste. Aber erst jetzt fiel ihr ein,
dass sie die Waffe für etwas anderes hätte brauchen können. Für
sich selbst, falls sie es nicht mehr schaffte, eine Rettungskapsel zu finden.
Vielleicht zerstörten die Outsider Vortex Outpost einfach, aber wahrscheinlicher
war, dass sie die Station übernehmen würden, und sei es nur, um Hinweise
auf die weiteren Pläne ihrer Widersacher zu finden. Es konnte sein, dass
sie längst an Bord waren.
    Glanzvoll.
    Melody verfluchte ihre regen Gedanken. Sie spürte, wie ihre Angst wuchs,
sich aufbäumte wie ein Tier, das sie mit Mühe in seinen Fesseln hielt.
Es gab genug Schemen und Schatten in den Gängen, um der Furcht neue Nahrung
zu geben. Mehr als einmal dachte sie, voraus eine Bewegung zu sehen, ein Huschen
im Rausch, eine Gestalt im Dämmerlicht der Notbeleuchtung. Sie kauerte
sich zusammen, bis sie sich sicher war, dass es sich um eine halb geöffnete
Tür handelte, um eine abgerissene Deckenverkleidung, die an Kabeln pendelte.
Jede dieser Aktionen kostete sie Sekunden, die entscheidend sein mochten.
    Melody biss die Zähne zusammen, bis ihr Kiefer schmerzte, und ging weiter,
halb geduckt, fast kriechend, das Leitsystems unter den Fingern. Als es plötzlich
abbrach, schrie sie fast auf. Aber das System war nicht ausgefallen, sie hatte
lediglich eine Kreuzung erreicht. Vorsichtig griff sie um die Ecke und spürte,
dass die Vibration ihr an der Wand entgegen kam. Dort ging es nicht weiter.
    Sie ließ sich auf alle Viere hinunter und tastete über den Boden.
In der Mitte des Flures fand sie einen Streifen von dem grünen Licht. Hier
unten war der Rauch weniger dicht, sie konnte sogar ihre eigenen Hände
sehen. Sollte sie den Weg kriechend fortsetzen? Ihr Knie schmerzte höllisch,
als sie es probehalber aufsetzte. Nein, das war keine Option.
    So rasch wie möglich überquerte sie die
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