Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis

von den Outsidern gereinigt
worden ist.«
    »Die Allianzflotte verfolgt die versprengten Outsidereinheiten noch, aber
sie dürften nur dann eine ernsthafte Gefahr darstellen, wenn sie sich wieder
zusammen rotten«, ergänzte Sally. »Wir müssen das verhindern,
aber ich bin zuversichtlich. Langfristig können selbst die hoch entwickelten
Schiffe des Nexoversums ohne eine industrielle Basis nicht überleben.«
    Der Freiherr nickte. »Auch das Oberkommando des Multimperiums ist zuversichtlich.
Wir versichern Ihnen, dass wir dieser Aktion weiterhin höchste Priorität
einräumen und nicht ruhen werden, ehe wir das letzte Schiff der Invasoren
auf die eine oder andere Art ausgeschaltet haben.«
    Sally lächelte. »Das ist eine gute Nachricht. Ich bezweifle aber,
dass Sie den weiten Weg hierher unternommen haben, um mir diese Mitteilung zu
machen.«
    »Das ist richtig. Ich möchte mit Captain Sentenza sprechen.«
    Sally hielt einen Moment inne. »Das ist leider nicht möglich. Der
Captain ist immer noch mit einem Enterkommando auf Jorans Flaggschiff beschäftigt.
Es gibt dort eine gewisse Pattsituation.«
    »Bitte, keine falsche Rücksicht«, mahnte Streng. »Joran
ist für vogelfrei erklärt worden, unser Kaiser kennt seinen Sohn nicht
mehr. Er ist für uns ein ebenso unerbittlicher Feind wie für Sie.
Lassen Sie uns auch dieses Thema ohne die damit verbundenen Emotionen erörtern.«
    »Wie Sie wünschen. Zurzeit ist Captain Sentenza jedenfalls sowohl
emotional wie auch sonst sehr engagiert, Joran dingfest zu machen, wobei wir
wahrscheinlich irgendwann die Geduld verlieren werden und den Kreuzer einfach
in die Luft jagen.«
    »Diese Entscheidung ist natürlich nahe liegend, aber wir würden
es vorziehen, wenn Joran der Gerichtsbarkeit übergeben werden würde.
Nicht notwendigerweise unserer, möglicherweise wäre das sogar eine
sehr schlechte Idee. Aber einer angemessen Gerichtsbarkeit.«
    Sally nahm einen Schluck Kaffee, um sich die Antwort zu überlegen.
    »Auch der Captain ist von dieser Lösung wenig erfreut. Er hat die
Absicht, wenn ich das mal offen aussprechen darf, Joran persönlich den
Hals umzudrehen.«
    »In der Tat, in der Tat. Nun, das wäre nur passend. Es hätte
eine gewisse historische Ironie angesichts dessen, was ich ihm zu sagen habe.«
    »Was wäre das denn?«
    »Ich würde es vorziehen, dieses Gespräch persönlich mit
ihm zu führen.«
    »Ich werde den Captain in seiner Operation nicht stören, wenn ich
nicht weiß weswegen.«
    Streng schaute angestrengt drein. »Wenn ich es Ihnen sage, ermöglichen
Sie es mir, ein persönliches Gespräch mit ihm zu führen? Vor
Ort?«
    »Sicher.«
    Der Freiherr seufzte und schaute einen Moment etwas gedankenverloren in seine
Kaffeetasse, schien dann aber zu einem Entschluss zu kommen.
    »Nun gut, Direktorin. Das bleibt aber erst mal unter uns.«
    »Ich sichere Ihnen gerne Vertraulichkeit zu.«
    »Danke. Ich bin hier, um Captain Sentenza ein Angebot zu machen.«
    Sally sah Streng säuerlich an. »Das hatten wir doch schon mal. Ich
glaube nicht, dass er seine Meinung in der Zwischenzeit geändert hat.«
    Streng hob abwehrend die Hände.
    »Nein, nein, nicht dieses Angebot. Es ist diesmal eines, wie soll ich es
sagen ... eines, das er nicht ablehnen kann.«
    Neugierde funkelte in Sallys Augen. Streng hatte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Zehn Minuten später stürmte sie aus dem Büro, lief direkt in
die Arme Färbers und stieß ihn fast um.
    »Commodore!«
    »Was ist denn los?«
    »Einen Zubringer zur Ikarus . Sofort.«
    »Was? Für wen denn? Worum ...«
    »Keine Fragen. Den Zubringer. Sofort!«

    Als die UHVO aus dem Hyperraum in das Normalkontinuum glitt, präsentierte
das Schicksal Raumprior Siridan Dante eine Reihe von Überraschungen. Um
genauer zu sein: 36.
    »Wir werden gerufen!«, meldete der Funkoffizier, als die 36 Blips
auf der Ortungsanzeige auftauchten. Asianos Station, die kurz vorher in das
System eingetreten war, beschleunigte hart, aber die 36 Ortungen schossen direkt
auf sie zu. Viele Jäger. Toter Hase.
    »Bitte durchstellen.«
    Auf der zentralen Holografie erschien ein Kubus mit einem Gesicht. Männlich,
jung, Offizier des Multimperiums im Dienstgrad eines Commodore. Zu jung für
diesen exaltierten Rang, aber auch im Multimperium wurden die Fähigen zu
Krisenzeiten schnell befördert. Dies waren zwei Geschwader multimperischer
Kriegsschiffe, offenbar alles Leichte