Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis
bestehen. Dies ist eine wilde Gegend, und es sind immer noch wilde Zeiten. Sicherheitspolitik
und zivile Aktivitäten lassen sich hier draußen nicht voneinander
trennen. Ich werde diese Sonderstellung aber nur aktivieren, wenn es sich nicht
vermeiden lässt.«
Färber sah wenig überzeugt aus. »Sentenza wird das nicht schmecken.«
»Sentenza schmeckt vieles nicht, aber die Entscheidungen treffe immer noch
ich«, entgegnete Sally nicht ohne Schärfe. Dann aber wurde ihr Tonfall
unvermittelt wieder sanft und sie tätschelte den Mann am Arm. »Sie
schaffen das schon. Aber jetzt noch etwas anderes: Ich brauche für ein
paar Tage ein einigermaßen repräsentatives Büro. Der Chef der
Flotte des Multimperiums hat sich angekündigt.«
Färber runzelte die Stirn. »Nun, nehmen Sie ruhig meine Räume,
die sind einigermaßen unbeschädigt. Was wird das denn? Ein Höflichkeitsbesuch?«
»Das scheint mir nicht so. Man gab sich etwas rätselhaft in der multimperischen
Botschaft, aber der Botschafter deutete an, dass der Mann ein Gespräch
mit Sentenza führen wolle, um ihm ein Angebot zu machen.«
»Das Angebot hat Sentenza doch schon abgelehnt«, meinte Färber.
»Ercilar wollte ihn doch bereits in allen Ehren in die Flotte aufnehmen
und auch sofort befördern, aber Sentenza hat dankend abgelehnt. Warum meinen
die, dass er sich das mittlerweile anders überlegt hat?«
Sally zuckte mit den Schultern. »Die Wege des Multimperiums sind unergründlich.
Nicht, dass deren Flotte keinen Bedarf an guten Offizieren hätte. Man hat
gegen die Outsider zweifach verloren: Schiffe im Kampf und Schiffe an Jorans
Gefolgsleute, das müssen die auch erst mal kompensieren.«
»Dann wollen sie Sentenza sicher gleich zum Admiral machen«, mutmaßte
Färber. »Wann soll der Gast eintreffen? Wir sollten alles vorbereiten,
um das Protokoll zu wahren.«
»Ein genaues Datum weiß ich nicht, aber demnächst. Sentenza
ist ja ohnehin beschäftigt, oder?«
Färber nickte sorgenvoll. »Das Letzte, was ich gehört habe, ist,
dass das Kampfkommando sich durch Jorans Flaggschiff kämpft. Die müssen
fast jede Kabine einzeln erobern.«
»Das wird aber doch keine Tage dauern!«
Färber machte eine unbestimmte Handbewegung.
»Ich weiß es nicht. Als ich weitere Truppen angeboten habe, hat Sentenza
jedenfalls abgelehnt. ›Das machen wir allein‹, waren seine Worte.«
Sally nickte gedankenverloren. »Ja, lassen Sie ihn mal. Das ist jetzt tatsächlich
seine Sache.«
»Die Situation ist wie folgt.«
Sentenza kniete neben Brucnak und An'ta auf dem Boden. Schluttnicksoldaten hatten
einen Sicherheitskordon um sie gebildet, damit sie einen Moment innehalten und
konferieren konnten. Vor ihnen hatte der Schluttnickoffizier eine 3D-Holofolie
mit einem Grundriss des Schiffes ausgebreitet.
»Wir haben diesen Bereich einigermaßen unter Kontrolle«, erläuterte
Brucnak. »Ich habe den Eindruck, dass Joran seine Truppen in dem Sektor
um die Brücke zusammen gezogen hat, jedenfalls treffen wir nun auf immer
geringeren Widerstand. Als wir Späher in Richtung Maschinendeck oder Unterkunftsbereiche
gesandt haben, war kaum jemand aufzufinden. Sie werden den Maschinenraum selbst
möglicherweise versiegelt und mit Fallen gesichert haben, aber ich meine,
dass sie ihre verbliebenen Kräfte hier und hier«, der Schluttnick
zeigte verschiedene Sektionen im Bereich der Zentrale, »stationiert haben,
um uns aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen. Sie sind von den normalen
Beibooten abgeschnitten, es sind nur noch die Fluchtkapseln dieser Sektion für
sie zugänglich. Damit wären sie im Falle einer Flucht jedoch völlig
den Gegnern ausgeliefert. Ich denke nicht, dass Joran noch irgendwo hin abhauen
kann.«
»Oder möchte«, ergänzte Sentenza. »Es entspricht seinem
Sinn für Theatralik, hier eine Art letztes Gefecht zu führen. Andererseits
ist er auch zu bemerkenswerter Feigheit in der Lage. Ich bin mir nicht sicher,
ob er da nicht noch etwas in der Hinterhand hat. Was sind Ihre taktischen Vorschläge?«
Der Schluttnick machte einen unschlüssigen Eindruck.
»Wir sind in einer etwas festgefahrenen Situation. Das Schiff ist hier
mit Sprengfallen und Gangminen gespickt. Folgnuk hat ja Ahnung, aber es dauert
ab jetzt einfach ewig, bis wir jede einzelne Falle überwunden haben. Das
kann im Zweifelsfall Tage in Anspruch nehmen. Natürlich können wir
jederzeit das ganze Schiff
Weitere Kostenlose Bücher