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Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis

Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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denen ein
Psychologe arbeiten konnte, und Thorpa hatte ihn zum Thema seiner Diplomarbeit
gemacht, mit der er seine Praktikumsphase abzuschließen gedachte. Jetzt
stand er hier, unvermittelt, ohne Gruß. Bisher hatte Lear kaum mit seinen
Werkzeugen – und viel mehr waren die Wesen dieser Galaxis für ihn
offenbar bis heute nicht – kommuniziert. Als man ihn nach Beendigung der
Zeitreise auf seine Involvierung in jene Ereignisse vor der Großen Stille
befragt hatte, war keine Antwort über seine Lippen gekommen. Spekulationen
hatte er mit Ignoranz gestraft. Er war nicht greifbar gewesen. Die einzige echte
Reaktion, die andeutungsweise an Emotionen erinnerte, war immer dann gekommen,
wenn die Allianz sich mit den Lediri ausgetauscht hatte. Die Tatsache allein,
dass es gelungen war, den genetischen Defekt der Adlaten zu heilen und damit
Lears alte Strafe für die autonom handelnden ehemaligen Diener auszulöschen,
schien ihn weiterhin sehr zu wurmen. Dass er keine weitere Strafe zu verhängen
imstande war, weil er die begrenzten Ressourcen zur Bekämpfung des Nexoversums
nicht selbst vernichten konnte, hatte sicher zur Verstärkung seiner Frustrationen
beigetragen.
    Falls ›Frustration‹ das richtige Wort für den Gemütszustand
Lears war. Falls er so etwas wie ein Gemüt hatte. Thorpa hatte einmal versucht,
ihn zu fragen, was er empfinden würde. Ob er nicht einsam sei, oder gar
verbittert über seine immer mehr schwindenden Möglichkeiten, die Aufgabe
zu erfüllen, für die er einst geschaffen worden war. Lear hatte seine
Fragen ignoriert, wie so viele, aber den Pentakka für einen Moment seltsam
angesehen.
    Vielleicht war das der Grund, warum er jetzt hier war.
    »Du wirst gehen«, echote der Pentakka und machte eine einladende Geste
zu den spärlichen Sitzgelegenheiten in seiner Kabine. Pentakka saßen
gemeinhin nicht, aber Thorpa hatte natürlich für seine Besucher zumindest
einen Multifunktionssessel bereit. Lear ignorierte die Geste.
    »Du hast deine Mission erfüllt«, versuchte Thorpa, das Gespräch
fortzusetzen.
    »Nein.«
    »Die Outsider sind vertrieben.«
    »Sie werden zurückkehren.«
    Thorpa raschelte mit den Zweigen. »Das wird in ferner Zukunft passieren.
Wir haben die Gefahr gebannt.«
    »Wir haben sie aufgehalten, gebannt wurde nichts.«
    Thorpa musste sich an die Tatsache erinnern, dass Lear in anderen Zeiträumen
dachte.
    »Dennoch solltest du Befriedigung empfinden«, schlug Thorpa vor. »Trotz
begrenzter Ressourcen konntest du deinen Auftrag erfüllen.«
    »Die Begrenzung eben jener Ressourcen ist Anlass zu großer Sorge«,
kommentierte Lear. »Ich erkenne an, dass die Ereignisse sich noch einmal
positiv entwickelt haben. Die Reaktivierung der Adlaten war erfolgreich. Alle
Werkzeuge haben innerhalb der vorausberechneten Parameter funktioniert.«
    »Vorausberechnet, ja? Du willst sagen, dass alles durch dich vorausberechnet
gewesen ist? Was war unser Anteil am Erfolg?«
    Lear schien keine schnelle Antwort auf diese Frage zu haben.
    »Euer Anteil war signifikant«, räumte er schließlich ein.
»Doch ohne meine Anleitung wäre der Erfolg nicht zu erzielen gewesen.«
    »An mangelndem Selbstbewusstsein leidest du sicher nicht«, meinte
Thorpa und bedauerte diese unbedachte Äußerung im exakt gleichen
Moment. Doch Lear war durch Sarkasmus nicht zu beeindrucken.
    »Ich bin gekommen, weil du der Einzige bist, der versucht hat, meine Mission
zu verstehen«, sagte er schließlich.
    »Bin ich das?«, fragte Thorpa. Er war über diese Zuschreibung
von Seiten des Ushu-Wächters etwas irritiert. Andererseits, er war tatsächlich
der Einzige gewesen, der sich jemals außerhalb von Einsatzbesprechungen
oder ätzenden Auseinandersetzungen mit Lear befasst ... oder sich um ihn
bemüht hatte. Lear schien das sehr wohl wahrgenommen zu haben. Ob der daraus
gezogene Schluss nun der Realität entsprach, wollte Thorpa lieber nicht
diskutieren. Er war froh genug, auf diese Art und Weise eine Art Zugang gewonnen
zu haben.
    »Ich verstehe, dass Wesen deiner Entwicklungsstufe das Bedürfnis haben,
langfristige und schmerzhafte Prozesse mit einem rituellen Abschluss zu beenden.
Es scheint zu helfen, große Herausforderungen in der Vergangenheit zu
bewältigen und neue Projekte ohne den Ballast dieser Ereignisse zu beginnen.
Ich habe mir gedacht, dass es sinnvoll sein sollte, so einen Abschluss zu fördern.«
    Thorpa war

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