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Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis

Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 037 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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erreichen, zum Wohle aller. Und da muss man dann auch nicht nachfragen
und zu überzeugen versuchen, muss nichts erklären, die Leute nicht
mit ins Boot nehmen, keine Übereinkunft erzielen – nein, das wäre
ja nur eine unnötige Kraftanstrengung. Stattdessen macht man es sich einfach,
sitzt irgendwo in einer überdimensionalen Blase und manipuliert. Toll.
Ganz toll. Und dann erwartest du möglicherweise auch noch Dankbarkeit,
ja? Wie wäre es mit einer kleinen Party, so zum krönenden Abschluss?
Du scheinst ja was dafür übrig zu haben.«
    »Ich erwarte keine Dankbarkeit. Ich habe meine Arbeit getan, die Aufgabe
erfüllt, für die ich einst geschaffen worden bin.« Lear wirkte
keinesfalls so, als habe ihn der Monolog Jasons übermäßig beeindruckt.
»Und da ich keine ausreichenden Ressourcen mehr habe, um diese Aufgabe
aus eigener Kraft zu bewältigen, bedurfte ich der Hilfe jener, die die
entsprechenden Fähigkeiten und Anlagen besaßen. Dazu hast du gehört,
Jason Knight.«
    »Aber mich hat keiner gefragt!«, schrie Knight erbost. »Du hast
mich nicht einmal gefragt, ob ich deine beschissene ›Ressource‹ sein
will! Du hast niemanden gefragt! Du bist einfach davon ausgegangen, dass wir
alle fröhlich zu Diensten sind.«
    »Das heißt also, hätte man dir angeboten, eine Mission zur Rettung
deiner Milchstraße anzutreten, dann hättest du abgelehnt.«
    »Nein.«
    »Wo liegt dann das Problem?«
    In Jason Knights Gesicht arbeitete es. Er rang sichtlich um seine Selbstbeherrschung.
    »Du willst es einfach nicht verstehen, Lear. Es geht hier um Regeln, die
wichtig sind, wenn intelligente Wesen miteinander umgehen. Um Respekt. Um die
Erarbeitung eines Konsens, einer Plattform gemeinsamen Handelns. Um die gemeinsame
Vision, das Ziel, das von allen geteilt wird. Um Offenheit und Ehrlichkeit und
eine klare Agenda.«
    Lear sagte nichts. Es war ihm nicht anzusehen, ob er Jasons Argumentation verstanden
hatte oder nicht.
    »Jason«, ergriff nun der Pentakka das Wort. »Er kann Sie gar
nicht verstehen.«
    Knight sah Thorpa an, als würde er ihn gerade zum ersten Mal bemerken.
»Was meinen Sie damit?«
    »Er ist kein normales Lebewesen, sozialisiert in einem kooperativen Umfeld
Gleichgesinnter, in dem er hätte lernen können, was all das bedeutet,
was du da gerade eingefordert hast. Er wurde zu einem bestimmten Zweck erschaffen,
und selbst zu jenen Zeiten, als er über autonome Machtmittel verfügte
– wie etwa die Adlaten –, war er im Grunde allein. Ja, es gab andere
Wächter, und gibt sie noch, aber diese sind viele Tausende von Lichtjahren
voneinander entfernt. Lear weiß gar nicht, was Freiwilligkeit und derlei
bedeuten, denn er ist auch nie gefragt worden, ob er das, was er tut, tun möchte.
Er wurde an diesen Platz gestellt, und es wurde von ihm erwartet, zu funktionieren.
Da soll es niemanden verwundert, wenn er mit anderen Lebewesen genau so umgeht.
Er kennt es nicht anders.«
    Jason presste die Lippen aufeinander. Dann nickte er.
    »Diese Diskussion ist also sinnlos?«
    »Nein«, widersprach der Pentakka. »Es war gar nicht schlecht,
Lear die Meinung zu sagen. Ich glaube, er kann lernen. Er musste sogar aus seiner
Deckung heraus kommen, sich zeigen, offen agieren. Das wird ihm auch nicht leicht
gefallen sein.«
    »Mein Herz blutet«, murmelte Knight abfällig.
    »Meines nicht«, erwiderte Thorpa gelassen. »Ich mache nur Feststellungen.
Ihr beide werdet niemals Freunde werden, aber ich habe das Gefühl, dass
unsere Nachfahren, in einigen Hundert Jahren, wenn die Bedrohung aus dem Nexoversum
zurückkehrt, wieder mit Lear zu tun haben werden. Und mit etwas Glück
wird der Wächter in der Zwischenzeit auch über deine Worte nachgedacht
haben, Jason.«
    Der Händler sah Lear an, dessen Gesichtsausdruck immer noch nichts von
dem zeigte, was möglicherweise in ihm vorging.
    Dann war der Wächter verschwunden.
    Thorpa und Jason starrten auf die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte.
Sie wussten von den interdimensionalen Reisen, zu denen Lear fähig war.
Er war offenbar der Ansicht gewesen, dass nun der Worte genug gewechselt worden
waren. Vielleicht würde er Thorpas Erwartung erfüllen und über
das nachsinnen, was Jason Knight gesagt hatte.
    Vielleicht auch nicht.
    »Und weg ist er«, grummelte Knight. Seine Wut klang nicht mehr wirklich
überzeugend und er schüttelte nur den Kopf. »Werden wir die Sumpfnase

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