Rettungskreuzer Ikarus Band 041 - Sturmangriff der Ts!gna
N!aag verriss vor Schreck die Steuerung, die seit kurzem auf Handbetrieb umgeschaltet war.
»Auf Einschlag vorbereiten.«
Der Befehl war eindeutig.
N!aag zitterte. Sein Fehler hatte dafür gesorgt, dass das Raumschiff um seine Längsachse rotierte und sich Vortex Outpost näherte, von der sie Abstand halten sollten. Die Station würde wahrscheinlich die nächstgelegene Geschützbatterie einsetzen, um das neue Ziel unter Feuer zu nehmen.
N!aag griff auf die Hilfe des Navigators Bra!tse zurück, um das Schiff zu stabilisieren und aus der Reichweite von Vortex Outpost zu bringen.
Schwere Laserstrahlen zuckten dem Schiff entgegen, die nun Explosionen hervorriefen und die Panzerung des Raumschiffes absprengten. Die Stabilisierungsaggregate, die das Schiff gerade wieder unter Kontrolle gebracht hatten, jaulten gequält auf. Ungezählte Torpedos und Laserstrahlen deckten sie ein. Ihre Triebwerke wurden unter Beschuss genommen, was eine Reihe von Explosionen zur Folge hatte. Das bereits schwer getroffene musste den Ausfall der Triebwerke hinnehmen, und nur die Restgeschwindigkeit trieb sie aus der Reichweite der Station.
»Unser Missgeschick darf nicht unser Tod sein.« Die Stimme, die er vernahm, war die der Kleinen Königin.
Nicht nur er, sondern jeder der Besatzung hörte die telepathische Stimme. Sie war Ansporn und Tadel zugleich. Als würde die Kleine Königin die Tragödie vorausahnen, wurde ihre Stimme eindringlicher, die Befehle direkter und nicht mehr über den Kommandanten To!park ausgegeben.
Das Schiff verlor immer mehr an Fahrt. Die Verteidigung brach zusammen und die Jäger tanzten wie ein Schwarm Mücken um das Schiff, stachen mit ihren Lasern Wunde um Wund in die verletzte Schiffshülle, um mit weiteren Torpedos ein Leck nach dem anderen zu schlagen. Kleinere Explosionen ließen das Schiff erbeben und sprengten gleichzeitig Stahlplatten der Außenwandung in den Raum, zerstörten im Inneren Einrichtungen und Leben des Volkes der Ts!gna.
Das Schiff war Schrott.
N!aag hing in seinem Sicherheitsgurt, er blutete aus mehreren Wunden. Zerstörte Monitore hingen von der Decke herab, Kabel waren herausgerissen, kleinere Feuer loderten, und Rauchschwaden zogen durch die Zentrale. Alles war mit brennenden und qualmenden Trümmern übersät. Einige der Ts!gna konnten nicht mehr identifiziert werden, so verstümmelt worden waren sie durch Trümmer und andere Gewalteinwirkungen. An einigen Stellen hingen Funken sprühende Kabel von der Decke herab, herausgerissene Sessel, Monitore und Teile der Arbeitsplätze lagen in eine Ecke gedrückt und bildeten ein Konglomerat aus Stahl und Plastik. Andere Ts!gna bewegten sich langsam, unkontrolliert, Fühler hingen schlaff herunter oder signalisierten ihre schweren Wunden. Er sprach Bra!tse an, berührte mit seinen Fühlern dessen bewegungslose Gestalt. Zuerst geschah nichts, doch dann gab er mit seinen Fühlern zu verstehen, dass er nur ohnmächtig gewesen war. Er hatte zwar Prellungen erlitten, doch blutete er nicht.
»Die Ortung gibt keinen Ton mehr von sich«, signalisierte er weiter, nach einem enttäuschten Blick auf die Monitore. »Die Bildübertragung ist stark eingeschränkt. Wir bekommen fast keine Signale mehr herein.«
Bra!tse schob sich in seinem Sessel zurecht, drückte nutzlos an einigen Schaltern, fand schließlich ein paar Einstellungen die noch, wenn auch nur ungenaue, Bilder vom Weltraum zeigten. Über den Schirm liefen Verzerrungen, schnell wechselnde Bildmuster, die bald ins Abstrakte abgewandelt wurden. Was den beiden Ts!gna gezeigt wurde, zeugte von einer unbändigen Zerstörungsorgie. Für ein paar Sekunden erhaschten die beiden einen Blick auf die direkte Umgebung und einen sich nähernden Flugkörper. Die fremden Jäger schienen das Weite gesucht zu haben, nachdem die Station der Rakete den Garaus gemacht hatte. Bra!tse hatte es ebenfalls gesehen.
»Wir werden die andere Rakete rammen, wenn sie nicht Geschwindigkeit aufnimmt und ausweicht.« Bra!tse zeigte Panik in dem wilden Trommeln seiner Fühler.
Doch N!aag konnte ihn beruhigen. Nach den Anzeigen tat die andere Rakete genau das. Sie nahm Geschwindigkeit auf und versuchte auszuweichen.
Das ganze Schiff ächzte. Aus seinen Tiefen drangen Geräusche, die N!aag noch nie vernommen hatte. Es hörte sich an wie der Todeskampf einer Maschine, die sich noch einmal aufbäumt, um ihren vorgesehenen Dienst auszuüben. Ein Feueralarm hallte durch die Räume, und eine autarke Löscheinrichtung nahm ihren Dienst
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