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Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch

Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Salzmann , Thomas Folgmann
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Bedürfnisse besser zu verstehen als die alten Leute, deren Regeln ihnen unsinnig erschienen. Warum sich nicht nehmen, was man haben wollte, wenn es keinen mehr gab, der die Sachen benötigte? Die Wohnungen, aus denen bloß das Notwendige mitgenommen worden war, luden zu Diebstählen und Vandalismus ein. Wer sich früher klein fühlte, konnte nun ein Großer sein und anderen Angst einjagen.
    »Weil ich mit euch reden will«, erwiderte Aziell.
    Kid’der gab seinem Gefolge ein Zeichen und die Kinder schwärmten aus. Aziell zählte neunzehn Jungen und drei Mädchen im Alter von vielleicht acht bis vierzehn oder fünfzehn Jahren.
    Kid’der war nicht der größte, aber wohl der älteste, und seinen kalten Augen war anzusehen, dass er wusste, wie er seine Rolle als Anführer behaupten musste. Allerdings schienen die meisten nur Mitläufer zu sein und seinen Status nicht infrage zu stellen.
    Die Bande machte sich daran, die Schränke aufzureißen, das Geschirr und andere Gegenstände auf den Boden zu fegen. Aziell konnte ein Zusammenzucken nur knapp unterdrücken, als es krachte und klirrte. Stühle wurden aus dem Weg gekickt und Tische umgeworfen. Einige Jugendlichen bearbeiteten eine Musikbox mit den Füßen, da sie nicht anspringen wollte. Keiner bemerkte, dass das Kabel abgezogen war.
    »Reden?«, höhnte Kid’der, der Aziell fixierte. »Worüber? Dass unsere Leute einfach abgehauen sind und uns im Stich ließen? Euch Alte haben sie wohl auch nicht mehr gebraucht, sonst wärt ihr bestimmt mit ihnen gegangen.«
    »Keiner weiß, was passiert ist.« Aziell wertete es als gutes Zeichen, dass Kid’der ihm geantwortet hatte. »Bestimmt haben eure Eltern euch nicht absichtlich zurückgelassen. Etwas hat sie dazu gezwungen. Und was hier geschehen ist, ist auch anderswo passiert. Wir sind nicht die Einzigen, die verlassen wurden.«
    Kid’der schnaubte verächtlich. »Und wenn schon. Wir kommen auch ohne sie zurecht. Und ohne euch. Am besten, ihr haut alle ab, denn das ist jetzt unsere Stadt.«
    Der hat wirklich zu viele miese Filme gesehen , dachte Aziell. »Und was wollt ihr machen in eurer Stadt , wenn die Lebensmittelvorräte aufgebraucht sind?«
    »Wenn ihr sie uns nicht wegfresst, halten sie ewig.« Kid’der grinste bösartig. »Also seid brave Alte und nehmt Rücksicht auf uns Junge, die noch eine Zukunft haben.«
    »Und wie sieht diese Zukunft aus?«, fragte Aziell, dem langsam klar wurde, dass es unmöglich war, an die Vernunft des Jungen zu appellieren. Kid’der wusste, dass keiner gegen ihn und seine Bande vorgehen würde – schließlich waren sie Kinder! Er genoss seine Macht und den Schrecken, den er verbreiten konnte, und es fehlte ihm der Weitblick, die Lebensmittelmenge realistisch einzuschätzen. Zwei, drei Jahre, dann würden sie alle verhungert sein, eher früher, da er die Konserven gewiss nicht rationierte, sofern kein Unfall oder eine Krankheit das eine oder andere Leben vorher nahm. Trotzdem versuchte Aziell es: »Ihr braucht Lehrer, die euch zeigen, wie man neue Nahrungsmittel herstellen kann und wie man Kranke versorgt. Wenn ihr –«
    Er verstummte, als Kid’der seinen Strahler zog und die Mündung auf ihn richtete.
    »Du kapierst es wohl gar nicht, Alter. Kein endloses Gelaber mehr. Keine Vorschriften mehr. Keine Alten mehr. Eure Zeit ist um. Ihr geht, damit wir leben können.«

Kapitel 5
     
    Als Mejo und Erk den Gleiter neben der Straße gelandet hatten, wurden sie von zwei zufriedenen alten Männer erwartet, die, in der Fahrerkabine sitzend, ihnen mit ihren Wasserflaschen zuprosteten.
    Erk stieß Mejo in die Seite. »Schau dir das an!«
    Mejo wollte schon »Was?« fragen, als auch ihm die veränderte Form des Transporters auffiel.
    »Ihr seid ja irr! Wie habt ihr das denn hinbekommen?«, fragte er die beiden Alten, die nun aus dem Fahrerhäuschen ausgestiegen waren.
    »Uns war einfach langweilig und ihr habt euch ja Zeit gelassen, also …«
    »Wir hoffen nur, dass das nicht völlig umsonst war und ihr uns etwas mitgebracht habt.«
    Jetzt war es an Mejo und Erk zu grinsen. Mejo nahm die Tasche von der Schulter und öffnete sie.
    »Aber natürlich haben wir etwas. Für so fleißige Handwerker gibt es doch nur eins: Bier!« Mit dem letzten Worten hatte er mit jeder Hand eine Flasche herausgehoben und präsentierte sie den beiden. »Wir haben unter anderem einen Getränketransporter gefunden und ihn natürlich gleich durchsucht. Na ja, wir mussten nicht wirklich suchen, es war noch alles da

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