Rettungskreuzer Ikarus Band 045 - Wächter des Imperiums
Codes lassen auf einen militärischen Charakter der Signale schließen. Und das Rechenzentrum der planetaren Verwaltung leuchtet seit einigen Minuten wie ein Shrilli in der Brunftzeit.«
Sentenza ließ den Kommunikator sinken und räusperte sich. »Ich fürchte, meine Freunde, der erwartete Marschbefehl ist gekommen.«
»Noel Botero ist jetzt da, erhabener Josfan.«
Der Anführer der Erleuchteten sah auf. »Schon?«
Sein Adjutant Tilrong verbeugte sich höflich vor dem abgewetzten Cordsofa, welches auf einem schlecht gemauerten Podest stand und Josfan als Thron diente. »Ich kann ihn wieder fortschicken, wenn du es wünschst.«
»Nein, nein.« Josfan machte eine ungeduldige Handbewegung. Es war das erste Mal, dass ein Fremder die Kasernenwelt angesteuert hatte, der nicht zu den Gutgelaunten gehörte. Josfan brannte darauf, mehr über den mysteriösen Gast zu erfahren. Sicherlich würde er ein wertvoller Verbündeter sein, wenn die Sekte der Erleuchteten sich gegen ihre Feinde durchsetzen würde. »Lass ihn nur eintreten.«
»Sehr wohl.« Tilrong verbeugte sich erneut und verließ den kleinen Saal, nur um wenige Minuten später mit einem unscheinbar aussehenden Mann unbestimmten Alters zurückzukehren, dessen Haut matt schimmerte.
»Willkommen auf Kasernenwelt 388, mein Sohn«, sagte Josfan würdevoll. »Du bist Gast bei den Erleuchteten. Wir sind die Kinder der Kallia und die Gebenedeiten unter den Bewohnern dieses Planeten. Wir sind anders als die Gutgelaunten, denn wir sind erleuchtet und wissen über die Kallia Bescheid. Wir sind auch anders als die Schlechtgelaunten, denn wir sind erleuchtet und werden unsere Belohnung erhalten, wenn die Kallia uns eines Tages in die Schlacht rufen. Ich bin Josfan, Prophet und Anführer der Erleuchteten. Und du?«
Botero sah sich seelenruhig in Josfans Thronsaal um. Die hier zusammengetragenen bescheidenen Reichtümer, mit denen Josfan sich gerne umgab, schienen den Gast nicht im Geringsten zu beeindrucken. Seltsamerweise würdigte er auch Josfan eine ganze Weile keines Blickes.
»Erstens«, sagte er dann unvermittelt, »bin ich nicht dein Sohn. Und zweitens: Du sitzt auf meinem Platz.«
»Die Signale dauern an«, rief Thorpa, als Sentenza und die anderen die Brücke betraten. Der Captain ließ sich auf den Kommandosessel fallen, während Anande, An’ta und Trooid ihre Stationen einnahmen. Ihnen folgten Shmer und Lorik, die schüchtern im Eingang stehen blieben und mit großen Augen die Computerterminals und den Panoramabildschirm der Brücke bestaunten.
»Schon was davon entschlüsselt?«, fragte Sentenza.
»Die KI arbeitet daran.«
»Lass mich mal sehen«, sagte Trooid und rief sich die eingehenden Daten auf seinen Monitor. Der Android studierte die endlosen Kolonnen von Buchstaben und Zahlen, die mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit an ihm vorbeiscrollten, und summte leise vor sich hin. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Die Funksignale kommen von dem großen Kommunikationssatelliten, den wir beim Anflug auf die Kasernenwelt gesehen haben [viii] . Sie sind direkt auf die Verwaltungszentren gerichtet und haben dort auch schon hektische Aktivität ausgelöst«, fuhr Thorpa fort.
»Der Satellit ist aber nicht die eigentliche Quelle der Signale«, unterbrach ihn Trooid.
»Richtig, es handelt sich dabei lediglich um eine Relaisstation. Unsere KI ist bereits dabei, das Signal zu seinem Ursprung zurückzuverfolgen.«
»Ein Signal der Kallia«, hauchte Lorik ehrfürchtig. »Nach all der Zeit …«
Thorpa gab plötzlich ein erschrockenes Geräusch von sich und machte ein schuldbewusstes Gesicht.
Sentenza hob fragend eine Augenbraue. Er verstand genug von Thorpas Körpersprache, um zu begreifen, dass der Pentakka eine weitere Hiobsbotschaft auf Lager hatte. »Neue Probleme, Thorpa?«
»Nicht direkt. Habe ich dir eigentlich schon zum Geburtstag gratuliert?«, fragte er verschämt.
»Danke«, seufzte Sentenza erleichtert.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, schloss sich Anande an und klopfte Sentenza im Vorbeigehen auf die Schulter.
»Danke.«
»Erlauben Sie mir, Ihnen ebenfalls zu Ihrem Ehrentag –«, begann Shmer, doch der Captain brachte ihn mit einer knappen Handbewegung zum Schweigen. »Danke, Shmer, aber das ist jetzt kein guter Zeitpunkt. Später.«
Der Schlechtgelaunte sah verlegen zu Boden und schien sich ganz woanders hin zu wünschen.
An’ta, die aufgrund ihrer Abstammung ohnehin kein Verständnis dafür hatte, dass
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