Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott
stimmte. Die Konditionierung auf die Kallia war etwas störend, da immer wieder darauf Rücksicht genommen werden musste.
Ein Erfolg für den Wissenschaftler war, dass auch auf den entfernteren Systemen mittlerweile die Sendeanlagen aus dem Passiv- in den Aktivmodus geschaltet worden waren und er seine Programme, seine Vorstellungen, nun immer weiter im Reich der Sammler verbreiten konnte.
Die Returncodes der weiter entfernten Welten beinhalteten zwar auch die jeweiligen Koordinaten, aber Botero war letztlich an deren Lage nicht wirklich interessiert. Zuerst mussten Ressourcen aktiviert und auf den Weg gebracht werden. Da später sowieso ›alles‹ unter seiner Herrschaft vereint wäre, spielte es auch keine Rolle, woher diese kamen.
Beunruhigend waren Meldungen von Sammlerwelten, die urplötzlich abbrachen oder unvollständig und unterbrochen ankamen. Zumindest insofern beunruhigend, als von dort augenscheinlich keine Ressourcen Boteros Einheiten zugeführt werden konnten. Wie es aussah, setzten sich die Probleme, die Botero mit den Planeten an sich hatte, auch innerhalb der jeweiligen Systeme fort: Kommunikationswege, die schon lange nicht mehr genutzt worden waren, konnten sich selten von alleine reparieren, und der Zugang von außen war ungleich schwerer als der zu den großen Satellitenanlagen.
Das eventuell Welten sich selbst zerstörten, Rekruten einen Flug starteten, der sie nicht einmal über die Atmosphäre ihrer Welt brachte, und im Absturz Tausende von Mitstreitern töteten, das alles nahm Botero billigend in Kauf. Die Sammler hatten gute Arbeit geleistet; es blieben noch genügend Welten und damit genügend Kämpfer zu Boteros Ehren übrig.
Sofern sich nicht noch mehr Kasernen wie PRAB3SYK meldeten: eine Welt auf der offenbar sämtliche Biomasse vernichtet war. Die dortige Zentraleinheit hatte zwar alle verfügbaren Schiffe automatisch gestartet und den Großteil tatsächlich auf den Weg gebracht, aber was dann passierte, war grotesk: Fehlende Biomasse und damit keine Erkennung von Sammlermaterial an Bord der Schiffe führte dazu, dass der Zentralrechner auf PRAB3SYK die soeben von ihm selbst gestarteten Raumer als Feinde erkannte. Diese waren seinem System zu nah und mussten deshalb zerstört werden. Was unverzüglich von den wenigen funktionierenden Verteidigungsanlagen auf PRAB3SYK umgesetzt wurde.
Einigen der unbemannten Schiffe gelang es zwar, dem Verteidigungsangriff zu entkommen, welchen Weg sie daraufhin einschlugen, nachdem ihre jeweiligen Steuerungseinheiten die Kontrolle übernommen hatten, war jedoch völlig unklar. Und da sie als Feinde der Kallia eingestuft wurden, konnte keinerlei Kommunikation mehr hergestellt werden.
Den Iryyn war die Lust an ihrem vermeintlichen Testflug schon längst vergangen.
Sie hatten noch keine Möglichkeit gefunden, mit den anderen Schiffen Kontakt aufzunehmen. Womöglich wollten diese aber auch gar keinen Kontakt?
Ygrii ging wie alle anderen Iryyn an Bord des Oktaeders davon aus, dass es sich um Humanoide handelte, die die über dreißig Schiffe um sie herum bedienten. Und auch wenn sie es auf Reggit irgendwie geschafft hatten, neben- und fast schon miteinander zu existieren, blieb immer ein Rest Misstrauen. Auf beiden Seiten.
Drysii verwies zwar auf die Schemawellen, die verdeutlichten, dass auch ihre Begleitschiffe keineswegs einem hochwertigen Standard entsprachen: größer und klobiger, das waren die meisten und passte natürlich zu den Fleischigen. Aber was die Qualität anging, so ließen die Wellenauswertungen deutliche Mängel erkennen.
Aber letztlich waren all das nur Ersatzhandlungen.
Nachdem alle Kommunikationsbemühungen gescheitert waren, hatte man versucht, das Oktaeder aus dem Verbund zu lösen. Es war bereits jetzt schon fraglich, ob sie den Heimweg bis Reggit schafften. Doch etwas hatte die Programmierung immer wieder blockiert. Es war weder möglich, einen neuen Kurs zu setzen, noch, den alten zu reaktivieren. Ja, selbst die Flottenrichtung schien eher durch die Masse der Schiffe an sich vorgegeben zu sein.
»Es ist nicht auszuschließen«, ließ sich der Steueroffizier vernehmen, »dass wir steuerunfähig sind. Wir stehen zwar nicht mehr im Bann der anderen, können uns aber auch nicht selbst eine andere Richtung geben.«
»Dann wird das jetzt eine interessante Situation ergeben«, war die Frequenz eines Beobachters auf der Brücke zu hören.
»Wir haben
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