Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott
machst … Ah, deine Schicht. Wie kommst du an die Waffensysteme?«
»Es war der einzige noch freie Platz. Ich war spät dran.«
Drysii spürte erneute das leichte Zittern neben sich und musste sich beherrschen, nicht ebenfalls ›laut‹ zu lachen.
»Welche Möglichkeiten hast du dort, Riint?«
»Keine«, war die lapidare Antwort.
»Du überwachst also etwas nicht Vorhandenes?«
»Ich erfülle nur meine Aufgabe!«
»Aber –«
»Die Diskussion ist müßig«, unterbrach Ygrii.
»Wir haben weder die Möglichkeit noch den Auftrag, zu schießen«, gab Drysii ihm recht. »Vielleicht missinterpretieren wir die gesamte Situation? Vielleicht werden dort draußen Informationen ausgetauscht, unser Rückflug nach Reggit organisiert …«
»Du glaubst auch noch an Guano-Affen, oder?«
»Ach, du weißt, was ich meine. Wir können nicht mit den anderen reden. Sie wollen wahrscheinlich gar nicht mit uns reden …«
Ein jäher Ruck ließ die beiden Wesen an der Brückendecke schaukeln. Die übrige Brückenbesatzung musste sich bemühen, nicht aus den jeweiligen Plätzen zu rutschen. Es war so schon schwierig genug, in den Spezialanfertigungen ruhig sitzen zu bleiben.
»Die Maschinen laufen anders«, bemerkte jemand.
»Es wurde eine Richtungskomponente verändert!«, kam die nächste alarmierende Meldung.
Und es wurde schlimmer: »Wir steuern auf den Raumcorps zu!«
»Auf den möglichen Feind?«, fragte Drysii, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht verhört hatte.
»Ja, auf den vor uns liegenden Raumer!«, bestätigte einer der aufgeregten Sprecher.
»Möglichkeiten?«
»Zerstörung!«
»Des Raumers?« Ygrii fühlte sich hilflos. Wie hatte es dazu kommen können?
Für einen Moment war es, als würden alle dreihundert Iryyn an Bord des Oktaeders lauthals lachen. Das Vibrieren der Iryyn schien sich fast bis zur Außenhülle des Schiffes fortzusetzen.
»Wir werden aufgehen«, erklärte Ygrii.
»Wir kehren heim zum dunklen Ritter und ehren unsere Vorfahren!«, sagte Drysii.
Das gesamte Oktaeder wurde von einem leisen Pfeifen erfüllt, ein Geräusch, das alle Iryyn für den Moment verband und sie sich nicht einsam und verloren fühlen ließ.
Es war nicht die Art der Iryyn, in Panik zu verfallen. Auf die Humanoiden auf Reggit hatten sie immer einen kalten, emotionslosen Eindruck gemacht. Es war weder Fatalismus noch Resignation. Allein die Fakten sprachen für sich und ließen die eigene Vernichtung als zu hundert Prozent sicher erscheinen.
Weder begrüßten noch bedauerten die Iryyn ihren Tod, ihr Aufgehen. Es war eine Tatsache, ein Naturgesetz, und dass es hier und jetzt erfüllt wurde, war nur ein weiterer Fakt.
Sie würden die eine Dunkelheit mit einer anderen tauschen …
Ein leichtes Zittern durchlief den Rettungskreuzer.
»Das war ein Oktaeder«, ließ Thorpa vernehmen.
Sofort meldete sich Sonja DiMersi. »Wir haben eine kleine Lastspitze. Offensichtlich wurde dem Schutzschild automatisch Energie zugeführt. Sind wir in einen Meteoritenschauer geraten?«
»Nein, nach wie vor sind wir vom Feind umzingelt. Allerdings hat sich der Gegner soeben selbst dezimiert. Offensichtlich hat die Steuerung versagt.« Sentenza atmete tief durch.
Natürlich waren es Gegner, Angreifer. Aber Feinde? Vor allem anderen waren es Lebewesen mit dem Recht auf ein eigenes Leben. Es musste eine Möglichkeit geben, dieses verdammte Virus zu besiegen. Aber wenn es sie gäbe, wenn sie in Kürze gefunden würde – für die Besatzung des am Schutzschild der Ikarus verglühten Schiffes käme sie zu spät.
»An’ta, wie weit sind Sie mit den Koordinaten?«
»Alles klar.«
»Dann los. Ich möchte nicht noch mehr von diesen Rekruten der zigsten Generation auf dem Gewissen haben. Thorpa?«
Das Baumwesen raschelte bestätigend und übermittelte die Annahme der Koordinaten und damit gleichzeitig ihre Kapitulation.
Beinahe gemächlich, weiterhin umringt von den Rekrutenschiffen, bewegte sich der Rettungskreuzer auf den Planeten zu, den Thorpa und An’ta als den momentanen Hauptsignalgeber identifiziert hatten.
Der Rettungskreuzer. Die Ikarus. Sentenza.
Für einen Moment gab Botero sich dem Gefühl der Überlegenheit hin. Sie waren auf dem Weg zu ihm. Machtlos … Wundervoll!
Nein, so durfte er nicht denken. Er konnte sich dessen nicht
Weitere Kostenlose Bücher