Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott
Verlassen des Bringers immer die gleiche gewesen: eine Hand ans rechte Auge, das Erfassen der anderen und ein Lächeln. Die leisen Unterhaltungen der Frauen nahm Av’rro nur am Rande wahr. Er überlegte verzweifelt, was er tun konnte.
Schließlich schaltete er die Lautsprecheranlage ein.
Ein grelles Pfeifen erfüllt die Kammer und die Frauen hoben unisono die Hände an die Ohren.
»Tut mir leid«, ließ Av’rro sich in annehmbarer Lautstärke vernehmen. Hoffentlich verstanden sie seine Worte. »Dem System scheint ein Fehler unterlaufen zu sein. Ich kann leider keine Daten zu Ihrer Person feststellen. Deshalb ist es mir auch nicht möglich, Sie einer bestimmten Aufgabe zuzuweisen. Ich muss Sie auffordern, noch eine Zeit zu warten, bis die erforderlichen Informationen vorliegen. Es –«
Er wandte sich um, als sich die Tür zu seiner kleinen Überwachungszentrale mit einem Zischen öffnete.
Zwei der Wiedererstellten betraten den Raum.
»Wir werden nicht warten können«, sagte die eine.
Av’rro war weniger von der schuppenlosen Nacktheit als von den strahlend blauen Augen fasziniert und keiner Reaktion fähig. Die beiden Frauen postierten sich rechts und links von ihm und begutachteten die Konsolen.
»Dort!«
Av’rro schrak sichtlich zusammen, als sich der Arm vor seinem Gesicht entlang streckte und auf einen der Bildschirme deutete.
»Richtig. Aber das soll nicht unser Problem sein.« Die Frau wandte sich an Av’rro. »Darf ich bitten? Ich übernehme dann hier.«
»Aber Sie sind nicht eingeteilt. Die Aufgabe –«
Die zweite Frau hatte ihn mit sanfter Gewalt aus dem Sitz gezogen und beachtete ihn nicht weiter.
Die andere glitt in den Sessel und übernahm offensichtlich mühelos die Kontrollen.
»Musik gibt es hier wohl keine, oder? ›Die weiße Dame‹ von Adrien Blacher erschiene mir passend. Schade, dass die Solaria nicht hier ist. Wäre interessant zu hören, wie sich die Datenspeicher dort gehalten haben.«
»Ausgesprochen interessant ist, welche Informationen wir mitbekommen haben …«
»… und wie selbstverständlich wir damit umgehen können! Diese Technologie ist wahrlich großartig.«
Av’rro war überrascht, welche Möglichkeiten sich über die hier vorhandenen Verbindungen boten. Es ließ sich für den Rerrco nicht erklären, dass die Konsolen, vor denen er unzählige Zeiteinheiten seines Lebens verbracht hatte, das zuließen, was auch immer die Wiedererstellte dort tat.
Die Finger der Frau schienen über der Tastatur zu schweben, und nur das leise Klicken und die auf dem Bildschirm erscheinenden Zeichen verdeutlichten, dass tatsächlich Eingaben vorgenommen wurden. Während er anfänglich noch erkannte, welche Rechner angerufen und abgefragt wurden, erschienen auf den schematischen Darstellungen schon bald Knotenpunkte, die ihm gänzlich unbekannt waren. Das mussten die Verbindungen sein, von denen Kelár gesprochen hatte. Die Frauen waren demnach Botinnen der Kallia. Wer sonst hätte dieses umfassende Wissen haben können?
Diese Frauen würden sie in den Kampf führen, dessen war sich Av’rro sicher.
»Wie kann ich Ihnen helfen?« Av’rro spürte im gleichen Moment, als er die Frage stellte, wie sinnlos sie war. Diese Frau wusste, was sie tat und wollte. Sie würden ihn kaum brauchen können.
Umso überraschter war er, als eine dritte der Frauen in den Raum trat und ihm antwortete: »Kleidung wäre nicht schlecht.«
Av’rros Gedanken rasten. Jeder hatte seine Arbeitskleidung. Es bestand keine Notwendigkeit, mehr Kleidung herzustellen, als unbedingt notwendig war. Aber es musste doch … Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen.
Die Frau an den Konsolen drehte sich zu ihrer … zu ihrem Klon um.
»Ganz in der Nähe liegt eine Arche. Natürlich ist sie mittlerweile auch Wohnraum. Aber einer der Lagerräume ist als ungenutzte Ressource gekennzeichnet. Eventuell finden wir dort angemessene Kleidung.«
»Obwohl«, ergänzte die zweite Frau mit einem Blick auf Av’rro, »wenn ich mir den Schuppigen hier und seine Reaktion so anschaue, es wahrscheinlich nicht mal notwendig wäre.«
»Du genießt das, oder?«
»Zwei gesunde Augen, eine Super-Figur und etliche Jahrzehnte weniger auf dem Buckel! Herz, was willst du mehr?«
»Das weißt du doch selbst am besten.«
Die drei Frauen lachten über einen Witz, den Av’rro beim besten Willen nicht verstand. Er ließ
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