Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott
merklich, ihre Schultern zogen sich nach oben, und ihre rechte Hand schob einen der virtuellen Regler auf dem Display weit nach hinten. Sie atmete tief ein und spürte beinahe körperlich die Spannung, die unvermittelt auch von dem neben ihr stehenden Jovian Anande ausging.
Es war, als hätte sich um die beiden Doktoren eine Art Morphfeld gebildet, als spürten oder wüssten sie sogar, was der jeweils andere dachte. Anande auf jeden Fall war sich sicher, dass seine junge Kollegin aus den Informationen das gleiche Ergebnis gewinnen würde, welches ihn so überrascht hatte.
War das tatsächlich die Norm der Klonherstellung? Oder war ›das hier‹ tatsächlich eine Auswirkung der uralten Maschinen, des veränderten Gencodes, der zusätzlichen Informationen, die Sudeka Provost selbst in die Programmierung eingefügt hatte?
»Sie meinen vermutlich das hier«, unterbrach Cortez die Gedanken Anandes.
Es war keine Frage, eher eine Feststellung. Janet Cortez deutete auf den Bildschirm vor sich.
Anande nickte.
»Etwas dort reguliert sich nicht selbst ausreichend genug.«
»Es handelt sich nicht um einen Homöostaten, nein.«
Cortez nickte. »Aber was genau geht hier vor?«
Anande tippte auf den Bildschirm und zog eine Auswertung über die Grafik.
»Hier, hier und hier«, er deutete auf die entsprechenden Zahlen, »diese Werte sind jeder für sich völlig in Ordnung.«
Janet Cortez sah sich die Zahlen an und überlegte kurz.
»In ihrer Kombination«, ergänzte sie dann, »könnten sie aber zu einer Deregulierung des gesamten Systems führen. Das hier zum Beispiel«, sie zoomte die von Anande markierten Werte hervor und zeigte auf einen davon, »bedeutet eigentlich nur einen Stromfluss. Das ist noch keine Störung der Elektroneutralität im Körper!«
»Aber wenn dieser Strom zunimmt und in diesem Kompartiment«, Anande zog auf dem Monitor wiederum eine Grafik in den Vordergrund und vergrößerte sie, »möglicherweise dadurch eine Art semipermeable Wand entsteht …«
»… können immer noch Partikel und Substanzen ausgetauscht werden. Die Frage ist nur, was in dem von Ihnen benannten Bereich zurückbleibt.«
»Und genau das hatte ich in diesem Versuch«, Anande stand nun dicht an seiner Kollegin, aber beide störte die Nähe des jeweils anderen nicht. Sie nahmen nichts anderes wahr als die Daten auf den vor ihnen liegenden Monitoren.
»Wenn diese Substanzen sich in diesem Bereich festsetzen …«
»… und in dem anderen Kompartiment eine Entsprechung entsteht, diese aber genau entgegengesetzt verläuft …«
»… besteht die Gefahr einer Steigerung des osmotischen Drucks auf die Zellmembranen …«
»Was die Zerstörung zur Folge hätte.«
»Des Menschen.«
»Sudeka Provost.«
Die beiden Ärzte sahen sich an.
»Wir können uns nicht sicher sein!«
»Lassen Sie uns weitere Untersuchungen vornehmen, bevor wir die Crew und die Klone damit aufschrecken.«
»Wenn es so wäre, wie wir nun vermuten …« Janet Cortez sah Anande fragend an.
Jovian Anande schüttelte langsam den Kopf.
»Noch ist es nur eine Vermutung. Lassen Sie uns hoffen, dass es dabei bleibt und ich in meinen Berechnungen nur einen Fehler gemacht habe.«
Doktor Cortez versuchte, sich ihre Gedanken nicht anmerken zu lassen, aber sie war sich sicher, dass Anande kein Fehler unterlaufen war.
Sudeka Provost würde sterben. Hundertfach. Tausendfach …
Sudeka Provost hatte recht behalten. Die Rekruten in diesem Bereich waren bei Weitem angriffslustiger als die an ihrem Landeplatz. Das änderte aber nichts daran, dass ihr Vorgehen ungeplant und unkoordiniert erschien.
Die Verluste aufseiten der Kasernenweltler waren ungleich höher als bei den Klonen. Und das lag nur selten an der Überlegenheit der Frauen. Ähnlich wie im Raumkampf kam es auch am Boden immer wieder zu Ausfällen an den Handwaffen. Plötzliche Explosionen, sich unvermittelt überschlagende Fahrzeuge … Sentenza erschien das alles irreal.
Trotzdem durfte er sich von dem Chaos ringsumher nicht ablenken lassen. Die Gefahr durch die Rekruten bestand unverändert.
Die Klone bewiesen ein ungemein taktisches Geschick beim Vormarsch. Sie nutzten alle baulichen Begebenheiten, stellten sich schnell auf Änderungen ein, und so kamen sie schneller voran, als Sentenza gedacht hatte.
Wer wusste, wie lange es noch dauern würde, bis auch
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