Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott
irgendeiner Waffe in der Hand. Sie hatten explizit darauf verzichtet, an Bord des Rettungskreuzers zu gehen, obwohl Thorpa sie mehrfach dazu aufgefordert hatte.
Die Sudeka Provost, die sich bei dem Pentakka auf der Kommandobrücke aufhielt, hatte ihn in seinen diesbezüglichen Bemühungen weder unterstützt noch behindert. Soweit Cortez das mitbekommen hatte, wies sie nur einmal darauf hin, dass ihre Klone lediglich ihre Aufgabe erfüllten und, wenn es an der Zeit wäre, sich entsprechend verhalten würden. Vorerst war ihrer Meinung nach eine Art Sicherheitsring um den Rettungskreuzer ausreichend.
Ein ›Wachrechteck‹ träfe es wohl besser, dachte Cortez und widmete sich wieder den Informationen, die in ihrem Labor anfielen.
Puls, Blutdruck, Atemfrequenz … Die grundsätzlich empfang- und auswertbaren Daten der Crew.
Der Captain, seine Frau, Wenderveen und die Grey hatten zuletzt leicht erhöhte Werte aufgewiesen, was aufgrund der Umstände nicht verwunderlich war.
Bei An’ta war Cortez sich nach wie vor nicht sicher, wie ihre Daten zu interpretieren waren. Manchmal schienen sie den bekannten humanoiden Werten vollkommen diametral gegenüberzustehen. Die über Jahre gesammelten Daten machten es zwar einfacher, Ausreißer in den verschiedenen Körper- und Blutwerten zu erkennen, welche Auswirkungen diese jedoch tatsächlich hatten, war nicht immer vorherzusagen.
Aktuell waren von den vier Crewmitgliedern im Außeneinsatz, wie sie auf dem Display bezeichnet waren, nur in unregelmäßigen Abständen Daten eingegangen.
Thorpa hatte etwas von unterschiedlichen Wellenformen und schwieriger Kommunikation nach außen gesagt, doch Wenderveen hatte mit Hilfe der Klonfrau Mittel und Wege gefunden, den Kontakt zum Schiff herzustellen. Die weiteren Daten, die sonst mittels der Kom-Verbindungen übermittelt wurden, kamen aber nach wie vor nur rudimentär im medizinischen Zentrum des Schiffes an.
»Medizinisches Zentrum«, sprach Janet Cortez laut und ließ den Begriff wirken.
Jeder Raum auf diesem Schiff war eine Art Zentrum für sich, oder? Der Maschinenraum war dann das technische Zentrum, die Brücke das Kommunikationszentrum, die Kombüse das …
»Doktor?«
Cortez zuckte zusammen, als Anande sie ansprach. Dieser schien das allerdings gar nicht zu bemerken, oder es spielte einfach keine Rolle für ihn.
Er fuhr fort: »Können Sie sich das hier mal ansehen?« Er deutete auf den Monitor vor sich und trat einen Schritt zur Seite. »Was halten Sie davon?«
Janet Cortez stellte sich an das Arbeitspult ihres Kollegen und betrachtete das Display und die darauf dargestellten Grafiken.
Natürlich. Sudekas Blutprobe. Ist das schon Besessenheit?
»Das Blut der Klonfrau?«, vergewisserte sie sich.
Anande nickte nur.
»Gerinnungsfaktor, Sauerstofftransport … Im Großen und Ganzen ein ganz normales Bild, oder? Die Screening-Daten sind in Ordnung, aber das ist bei diesen Klonvariationen kaum anders zu erwarten. Die Kämpfer werden kaum mit überhöhten Fettwerten oder ähnlichen Dispositionen erstellt.« Cortez sprach mehr zu sich selbst, als dass sie das Offensichtliche als Information an ihren Kollegen vorlas.
Jovian stand mit geschlossenen Augen neben der jungen Frau und wartete offenbar auf ein bestimmtes Stichwort. Janet Cortez fühlte sich fast zurückversetzt in ihre Ausbildungszeit. Prüfungen waren nie ihr Problem gewesen, der Adrenalinschub war eher notwendig und bot willkommene Energie für die anstehenden Aufgaben.
Zu lange hatte es auf dem Rettungskreuzer potenziell gefährliche Situationen gegeben. Diese wurden aber immer von außen gesteuert und boten der Ärztin keine Möglichkeiten, direkt einzugreifen. Doch jetzt, auch wenn es nur ein möglicherweise überflüssiges Spiel mit den Blutwerten eines Klons war, fühlte sie sich gefordert. Konnte sich selbst beweisen, ihr Wissen anwenden …
Aber noch kam sie dem nicht auf die Spur, was Jovian Anande von ihr hören wollte.
»Da draußen tut sich was!« Thorpas Tonfall ließ Sentenza aufhorchen. Auch wenn die Verbindung nicht optimal war, konnte er die Sorge nicht überhören.
»Geht das auch präziser?«
»Es kommt zu Schusswechseln«, lautete die für den Pentakka ungewöhnlich knappe Antwort.
Nach einer kurzen Pause setzte Sudeka Provost an Bord des Rettungskreuzers die Kommunikation fort. »Wir werden angegriffen, und wir wehren uns. Für
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