Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott
›Sudeka Provost‹ etwas?«
Zwar hatte Taisho in den zwei Jahren, seit er in der Heimatgalaxis seiner Freunde lebte, ein breites Allgemeinwissen erworben, doch dieser Name weckte in ihm keine Erinnerung.
Anders bei Jason. »Die Gründerin und erste Direktorin des Raumcorps, richtig? Es heißt, sie verschwand kurz nach einem Attentat. Das ist wohl rund zweihundert Jahre her.«
»Genau. Man vermutet, dass sie den Anschlag überlebt hat und geflohen ist. Zunächst ging man davon aus, dass sie selber die Eliminierung einiger unbequemer Kollegen, die sie absetzen wollten, befohlen hatte und anschließend abreiste, um einer Verteilung zu entkommen, doch aufgrund eindeutiger Beweise wurde sie schon bald rehabilitiert und als das eigentliche Ziel des Angriffs erkannt. Ihre Spur verliert sich im Outback. Vor etwa einhundertfünfzig Jahren erklärte man sie offiziell für tot.«
»Ob das nun des Rätsels Lösung ist? Sudeka Provost strandete hier oder wurde gefangen genommen und dann für Klon-Experimente benutzt?«
»Ich bin mir sicher, dass sie ihre Geschichte erzählen wird, Jason. Euer Gespräch werde ich aufzeichnen, da man auf Vortex Outpost bestimmt gern die Wahrheit erfahren würde.«
Die Schleuse öffnete sich, und die hydraulische Plattform mit den beiden Männern sank herab,
Ein schwülwarmer Wind, der den Duft exotischer Blüten mit sich trug, wehte ihnen entgegen.
Jason und Taisho stiegen von der Plattform.
Sogleich trat ein Sudeka-Provost-Klon vor.
»Herzlich willkommen auf Neu-Ys. Mein – unser – Name ist Sudeka Provost. Wir haben gehofft, dass Sie unser Peilsignal empfangen würden.«
»Ich bin Jason Knight, Kapitän der Celestine, und das ist mein Freund Taisho. Wir sind im Auftrag des Raumcorps unterwegs.«
Als hätte er ein Zauberwort genannt, begannen rund einhundert Sudeka Provosts zu strahlen.
Die Geschichte war kürzer und weniger kompliziert, als Jason, Shilla und Taisho erwartet hatten.
Sudeka Provost – das Original – war einem interessanten Hinweis gefolgt und hatte auf einer anderen Welt eine Basis der Kallia gefunden. Dort war sie in Gefangenschaft geraten, hatte jedoch ihre DNA in der Datenbank einer Klonfabrik einspeisen und die Programmierung manipulieren können. Durch ein Stichwort war ihre Eingabe aktiviert worden und die Klonproduktion, welche ihre Abbilder herstellte, angelaufen – durch die Koppelung an ein Signal auf allen Kallia-Welten, die über entsprechende Anlagen verfügten.
Die Frauen, die auf Neu-Ys geschaffen worden waren, stellten bloß eine kleine Gruppe dar, weil nur wenig brauchbares Ausgangsmaterial vorhanden gewesen war. Die Rekruten, welche hier auf den Einsatzbefehl gewartet hatten, waren schon vor Jahrhunderten gestorben, und dass die Anlage überhaupt noch hatte kurzfristig aktiviert werden könnten, grenzte an ein Wunder. Nachdem das Material und die Energiereserven weitgehend aufgebraucht waren, hatten die Klone den Peilsender gebaut, denn ihre einzige Hoffnung war, vom Raumcorps oder einer anderen Organisation gefunden zu werden. Das Meer und der Dschungel boten genügend Nahrung, dass die Frauen die wenigen Tage, die sie erst lebten, überdauern konnten.
Sudeka Provost verfügte über Informationen, die im Kampf gegen die Kallia-Krieger und die Auswirkungen der Wanderlustseuche vielleicht den Durchbruch bringen mochten. Darum sollte eine Klonfrau mit der Celestine nach Vortex Outpost fliegen, während die übrigen zurückblieben, ausgestattet mit Lebensmitteln und einigen Geräten, die ihnen den Aufenthalt erleichtern würden, bis ein größeres Schiff sie aufnahm und woandershin brachte – falls sie dann noch Neu-Ys würden verlassen wollen. Immerhin eignete sich die Welt für eine Besiedlung und konnte früher oder später Kolonisten anlocken.
Shilla sorgte dafür, dass Sudeka Provost einen bequemen Schlafplatz und einige Kleidungsstücke bekam. Der Frachter war zwar nicht für Passagiere ausgelegt, doch gab es Notbetten. Die Vizianerin war der Klonfrau zudem behilflich, ihr Wissen auf einem Speicherkristall zu archivieren. Die Informationen würden nicht nur so manche Lücke in den Geschichtsbüchern füllen, sondern auch gegen das Erbe der Kallia Verwendung finden. Jason ging außerdem davon aus, dass eine Kopie in Pakcheons Hände gelangen würde. Warum auch nicht? Die Treue des Händlers gegenüber dem Raumcorps hielt sich in Grenzen, und die Vizianer
Weitere Kostenlose Bücher