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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Gefühle eines Teenagers, der sich für einen Kommandanten hielt. Wo Freundlichkeit nicht half, würde also Autorität die Sache beschleunigen müssen.
     
    Er setzte zu ein paar harschen Worten an, als sich plötzlich die Tür zur Krankenstation öffnete und vier weitere Kinder hereinkamen. Sie verteilten sich rasch und professionell so im Raum, dass sie alle Leute im Blick hatten. Die Situation wäre bizarr genug gewesen, hätten sie nicht Waffen in den Händen gehalten. Und keiner von ihnen wirkte so, als wüsste er nicht, wie man sie benutzt.
     
    »Das ist nicht euer Ernst«, entfuhr es Hellermann.
     
    »Leider doch, Captain. Bitte betrachten Sie sich und Ihre Ärzte als unsere Gefangenen. Wir versprechen, Sie gut zu behandeln und Sie freizulassen, sobald unsere Gefährten wieder geheilt sind.«
     
    »Seid ihr verrückt? Wir hätten ihnen doch ohnehin geholfen!« Aus der Stimme von Dr. Singer sprach der Zusammenbruch seines Weltbilds.
     
    »Ja, das schon, aber an Bord der Phoenix. Und das können wir nicht zulassen.«
     
    »Aber warum denn nicht?«
     
    »Was tun Sie wohl, wenn Sie nach Vortex Outpost zurückkehren? Einen Bericht schreiben über ein Schiff, das von Kindern gesteuert wird, die ihre erwachsene Crew in Gewahrsam halten. Und was meinen Sie, was dann passieren wird?«
     
    Hellermann brauchte nicht zu antworten. Sie wussten, dass es auf jeden Fall jemanden im Raumcorps geben würde, der sich dieser Sache annehmen musste.
     
    »Es gäbe Schlimmeres, als auf einem Planeten untergebracht und gut versorgt zu werden«, warf er ein, irgendwo zwischen Mitgefühl und gerechtem Zorn. »Und was ist mit euren Familien? Wollt ihr die nicht wiedersehen?«
     
    »Wir sind jung, Captain, aber weder uninformiert noch dumm. Wenn es unsere Familien noch gibt, ist es sehr fraglich, ob wir zu ihnen kommen können. Zudem haben wir eine Verantwortung gegenüber Captain Sagel und den anderen. Was macht man denn zurzeit mit den Infizierten? Wirft man sie in ein Auffanglager und vergisst sie dort?«
     
    »Sie werden geheilt.«
     
    Lovis schnaubte und schüttelte den Kopf.
     
    Hellermann konnte es ihr nicht einmal übel nehmen. Woher sollte sie wissen, welcher medizinische Durchbruch ihnen gelungen war? Aber irgendwas stimmte hier nach wie vor nicht.
     
    »Schöne Worte, Captain Cuberra.« Die Anrede kam ihm nicht mehr ganz so albern vor. »Aber du verschweigst uns einiges. Woher kommen die Schussverletzungen? Was ist da passiert?«
     
    »Nichts, was ich Ihnen jetzt sagen werde. Aber es ist ein Grund mehr, Sie alle hierzubehalten.«
     
    »Die Phoenix wird uns hier auf jeden Fall rausholen.« Es war eine Drohung, die alles offen ließ, aber sie funktionierte nicht.
     
    »Sie würden auf ein Schiff voller Kinder schießen?« Lovis lächelte kalt. »Wenn die Phoenix nicht nur ein Rettungskreuzer ist, weil sich jemand auf der Schiffshülle verschrieben hat, dann ist das das Letzte, was Sie machen werden.«
     
    »Es gibt andere Wege.«
     
    »Wir sind gespannt. Captain Hellermann, wir bewachen seit mehreren Monaten eine ganze Mannschaft von Infizierten, die sich mittlerweile zu Übermenschen entwickelt haben. Das einzige Bestreben von Captain Sagel und seinen Leuten ist es, die Eusebian wieder in ihre Gewalt zu bringen und mit ihr auf und davon zu fliegen, gerne auch mit uns als Ballast. Das haben wir bisher verhindern können – und sicher nicht mit schönen Worten.« Sie sah ihn von unten her an, ein Mädchen in einem Rollstuhl, aber ihr Blick hatte nichts Kindliches. »Glauben Sie nicht, dass das etwas über die Effektivität und Entschlossenheit meiner Leute aussagt?«
     
    Hellermann würde sich später oft fragen, ob er, wenn er weniger überrascht gewesen wäre, wohl einen eleganten und diplomatischen Weg aus der Situation gefunden hätte. So aber stand er da und konnte nicht leugnen, dass sie sich festgefahren hatten. Er wollte keine Gewalt anwenden, alleine das Risiko, dass eines der Kinder schießen und sich oder andere verletzen würde, war untragbar. Aber er konnte auch nicht hierbleiben und sich wie in einem schlechten Holovideo gefangen nehmen und in eine Zelle führen lassen.
     
    Und wenn er einfach hinausspazierte? Würden sie ihn aufzuhalten versuchen? Er sah in das Gesicht von Lovis Cuberra und kannte die Antwort. Sie würde alles tun, um ihrer Mannschaft zu helfen, selbst wenn es das Falsche war.
     
    »Ich muss mit der Phoenix Kontakt aufnehmen«, sagte er schließlich. »Wir haben eine wichtige

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