Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
Vom Netzwerk:
Ihnen. Aber ich war nur müde, verstehen Sie …«
     
    »Durchaus.« Er hielt einen Moment inne. »Aber, bedenken Sie bitte, ich habe schon mehr als einen Tag gar nichts mehr von Ihnen gehört und –«
     
    »Ich habe geschlafen. Es geht mir nicht so gut.«
     
    Die Worte hingen im Raum, bedeutungsschwer. Fräulein Miyazaki gab keine weiteren Erläuterungen, und gerade das war Erklärung genug.
     
    »Oh. Ich verstehe«, brachte Sir Albert schließlich hervor. »Kann ich jemanden vorbeischicken? Eine der Damen? Sie könnte Ihnen etwas Frisches bringen oder Tee und Ihnen sonst wie behilflich sein.«
     
    »Das …« Es war klar, dass sie ablehnen wollte, aber dann seufzte die Stimme. »Das wäre sehr freundlich.«
     
    »Gute Besserung«, hörte Sir Albert sich sagen und wünschte sich im gleichen Moment, er könnte die Worte zurücknehmen.
     
    Er bekam auch keine Antwort, und das Schweigen ließ ihn erröten. Dann wandte er sich um und ging etwas ziellos durch die Flure.
     
    Die anderen waren damit beschäftigt, Herrn Montegues Plan umzusetzen, und demontierten Gerätschaften, die nicht demontiert werden sollten. Sir Albert hatte ihnen seine Hilfe angeboten, doch man hatte ihm ziemlich rasch erklärt, dass er aufgrund seiner limitierten handwerklichen Fertigkeiten nicht viel bewirken konnte. Der konkrete Wortlaut der Absage war natürlich ein anderer gewesen. Bei einem Team, in dem sich sowohl Herr Montegue als auch Herr Taler befanden, gab es keine verbalen Weichspüler und demnach auch niemals Zweifel an dem, wie etwas gemeint war.
     
    Er hätte sich beleidigt fühlen müssen, aber im Grunde war Sir Albert froh, dass seine Anwesenheit nicht benötigt wurde. Er wusste um seine Grenzen, selber wenn er es bevorzugte, dass sie nicht allgemein bekannt waren oder gar Gesprächsthema. Oder Grundlage für grobe Bemerkungen und allgemeine Erheiterung. Unbewusst strich er seinen Anzug glatt, der unter der Schutzkleidung nicht zu sehen war, trotzdem genau zur Tageszeit passte und durch ein entsprechendes Halstuch ergänzt wurde. Auch für das Kaffeetrinken gestern hatte er sich vorher umgezogen, obschon die Mühe nur für ihn ersichtlich gewesen war. Es waren diese Details der vergangenen Normalität, die ihm Halt gaben.
     
    Ohne es zu merken, hatten seine Schritte ihn über die langen Gänge und Treppen bis in den Teil des Schiffes geführt, in dem die Zentrale lag. Früher wäre er schon ein Dutzend Mal von Sicherheitsleuten und Besatzungsmitgliedern aufgehalten und mit allergrößter Höflichkeit und Bestimmtheit in den Passagierbereich zurückgebracht worden, doch nun war nichts mehr verboten. Vermutlich hätte er auch in den Hauptreaktor spazieren können, wenn ihm danach gewesen wäre.
     
    Diese Grenzenlosigkeit hatte für ihn nicht wirklich etwas Verlockendes. Wenn er ehrlich war, beunruhigte sie ihn zutiefst. Trotzdem betrat er die Zentrale und ging zwischen den Arbeitsstationen umher, bis er am Sessel des Kapitäns stand. Unwillkürlich nahm er Haltung an. Er war selber nie beim Militär gewesen, aber viele seiner Vorfahren hatten in der einen oder anderen Art der Marine gedient.
     
    Sir Albert bedauerte nicht, dass ihm die Erfahrung des Kriegsdienstes entgangen war, sein Sinn für Realismus war stark genug, um keine romantische Verklärung zuzulassen, und er mochte seine Mahlzeiten pünktlich, seine Kleidung sauber und seine Gesellschaft hochklassig. Abgesehen davon besiegte er lieber Gegner beim Kartenspiel als mit tödlichen Waffen. Trotzdem konnte er sich dem Pathos des Ganzen nicht völlig entziehen.
     
    Locker legte er einen Arm auf die Lehne des Sessels und blickte nach vorne, neuen Zielen und Aufgaben entgegen. Wenn er der Kapitän der Stern der Freude gewesen wäre, hätte er das Schiff aufgeben können, ohne vor sich selber den Respekt zu verlieren?
     
    »Steht Ihnen gut, diese Haltung«, bemerkte eine Stimme, und Sir Albert zuckte zusammen, ehe er sich betont langsam umdrehte.
     
    »Ich hatte nicht realisiert, dass noch jemand hier ist. Bitte entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit.«
     
    Jerr, die bislang halb verdeckt hinter einer nahen Konsole gesessen hatte, winkte ab.
     
    »Um mich zu sehen, hätten Sie schon am Boden entlangkriechen müssen.«
     
    »Demontieren Sie auch irgendwas?«, fragte Sir Albert, als er Werkzeug in ihrer Hand erkannte.
     
    »Nur sekundär. Ich verschaffe mir Zugang.«
     
    »Zu was?«
     
    Sie lächelte.
     
    »Zur Hauptsteuerung.«
     
    Jerr erhob sich und

Weitere Kostenlose Bücher