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Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince

Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Kampfausrüstung sowie einem Sturmgewehr, dessen Funktionsfähigkeit er noch vor Ort testete. Im Gegensatz zu vielen anderen Depotwaren war diese Waffe einsatzbereit. Vince sammelte ausreichend Ersatzmagazine ein, setzte sich einen Helm aus einem kevlarähnlichen Material auf und suchte die Schlacht.
    Der Gedanke, dass er eigentlich einen Fehler beging, ließ ihn nicht mehr los. Er sollte Tod und Schmerz bringen, weil Botero Tod und Schmerz befahl. Vince mochte den Schmerz nicht, und er hasste seinen Herrn dafür, dass dieser ihn immer wieder austeilte, und das oft auch nur zur Unterhaltung.
    Es war … falsch.
    Die Funkverbindung im Helm half ihm, sich zu orientieren. Es dauerte nicht lange, dann stand er mit einer Reihe von Rekruten in einem unterirdischen Gang, bereit, in die von den Sudekas kontrollierten Bereiche vorzustoßen. Er ordnete sich der militärischen Führung eines Infizierten unter, denn Botero hatte ihm keinesfalls den Befehl gegeben, selbst ein Kommando zu übernehmen. Abgesehen davon, dass Vince dafür auch kaum qualifiziert war, wollte sein Herr ihn wahrscheinlich nicht auf falsche Gedanken kommen lassen.
    Vince war ein Diener, eine Kreatur, die zu gehorchen hatte. Da war übertriebene Eigeninitiative oder gar die Übernahme von Verantwortung nicht gefragt.
    Und doch …
    Er prüfte seine Waffe.
    Das im Wanderlustvirus angelegte Wissen ließ ihn ein intuitives Verständnis für Tötungsmaschinerie entwickeln. Er bedurfte nur einer kurzen Einweisung, um das Gewehr zu beherrschen.
    Er würde ein guter Schütze sein, dafür sorgte sein veränderter Körper.
    »Bereit!«, befahl der Führer ihrer Truppe.
    Der Tunnel, in dem sie standen, war eng. Auf dem Boden verlief die Schiene einer Monorail, die früher Versorgungsgüter transportiert hatte. Alles war in einem verfallenen Zustand. Hier war schon sehr lange kein Zug mehr gefahren. Vor ihnen stand eine Barrikade aus umgestürzten Containerwaggons, dahinter vermutete man eine Abteilung der Sudekas, ausgerüstet mit den gleichen Waffen und, so stand es zu vermuten, der gleichen Entschlossenheit. Über die genaue Stärke des Gegners wusste man wenig, aber das war auch nebensächlich. Würde ihr Angriff scheitern, gab es genug weitere Rekruten, die jederzeit bereit waren, ihren Platz einzunehmen und es erneut zu versuchen, immer und immer wieder.
    Vince hoffte im Stillen auf seinen Tod, und darin lag vielleicht der größte Unterschied zu den anderen Soldaten um ihn herum. Diese hatten einen gesunden Selbsterhaltungstrieb, nicht stärker als die Befehlsgewalt eines Vorgesetzten mit Legitimation, aber stark genug, um keine wilden Husarenstücke zu vollbringen, die höchstens symbolischen Wert hatten. Da aber ihre Moral immer gleich bleibend gut war und auch durch Rückschläge nicht sank, waren Helden in dieser Armee nicht gefragt. Man musste funktionieren, und dazu gehörte bis zu einem gewissen Grade auch das Interesse am Erhalt der eigenen Kampfkraft. Tot nützte man nicht halb so viel wie lebendig, und so waren die Rekruten alle kampfeswillig, mutig und einsatzbereit, aber keinesfalls selbstmordgefährdet.
    Vince hatte nichts gegen den Tod.
    Er würde ihn aus einer Existenz befreien, die für ihn niemals irgendeinen eigenen Wert gehabt hatte. Der Tod wäre eine Befreiung, eine Labsal, ein Schritt nach vorne. Es gab nichts, was er zurücklassen würde, nichts, was der Wehmut oder der Trauer bedurfte. Niemand hoffte auf seine Rückkehr, Noël Botero, sein Vater, am allerwenigsten.
    Niemand würde ihn vermissen.
    Keiner dachte an ihn.
    Keiner kümmerte sich.
    So viel war jedenfalls klar.
    Vince begrüßte sein Ende. Er würde ein guter Krieger sein, die vorderste Front suchen, den stärksten Gegner. Und er würde vielleicht nicht so schnell die Deckung finden, wie er es tun sollte oder tun konnte. Ein kleiner Lapsus, ein kurzes Zögern, aber genug, um alledem ein Ende zu bereiten.
    Vince lächelte. Er lächelte normalerweise nie, daher war es eine ungewohnte Bewegung.
    Ja, er freute sich auf diesen Kampf. Vielleicht war Boteros Anweisung doch nicht so falsch, wenn er zu dem von Vince erhofften Ergebnis führte? So etwas wie eine unbeabsichtigte Gnade?
    »Und vorwärts!«
    Der erlösende Befehl!
    Vince sprang auf, drängelte sich fast nach vorne. Schüsse fielen. Ein Rekrut vor ihm taumelte zurück, die linke Schulter aufgerissen, eine einzige blutende Wunde. Er schüttelte sich, sein veränderter Metabolismus trieb den Körper voran, eine Blutspur

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