Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince
Die Zeit drängt, sie drängt wirklich.«
Und dann begann die Stimme, den Weg der Zerstörung und der Manipulation aufzuzeigen, den sie würden gehen müssen.
Dorna war wirklich begeistert.
Trooid fand das amüsant, jedenfalls soweit er verstand, was das überhaupt bedeutete. Er war ein künstliches Geschöpf, das sich in ein fremdes Computersystem hackte, um festzustellen, dass dort das virtuelle Abbild eines anderen Geschöpfes bereits vor sehr langer Zeit aktiv geworden war, eines richtigen Menschen, der sich aber nunmehr, wie Trooid erfahren durfte, mehrfach repliziert in unzählige künstliche Avatare verteilt hatte und aufseiten der Ikarus -Crew stritt. Und er versuchte, mit diesem Software-Abdruck zu kommunizieren und Missverständnisse zu vermeiden.
Missverständnisse!
Man sollte meinen, dass die Kommunikation durch Computercode völlig ohne Missverständnisse, Misstrauen, Falschheit und Verschwiegenheit auskäme, aber das war weit gefehlt. Der Code, dessen sich die Stimme bediente, war erschaffen von den Kallia und ergänzt durch die Schöpferin des Abdrucks, Sudeka Provost. Und Trooid? Er benutzte nicht nur seine eigenen Fähigkeiten, basierend auf einer Programmierung seines Vaters, sondern hatte auch begonnen, die Potenziale der Ikarus -KI zu integrieren, sobald er sich ihr gegenüber identifiziert hatte. Und das war Outsider-Technik.
Das war alles sehr verwirrend.
Und so hatte Trooid seine liebe Mühe, nicht sofort die Abwehrroutinen der Stimme auszulösen, nicht als Intrusion Boteros, als Such-Jagd-Software der Kallia aufzutreten, was schwerfiel, da er sich bewusst hinter dem Kallia-Code verborgen hatte.
Digitale Überzeugungsarbeit. Ein ständiges Probieren und Stochern, aber gleichzeitig eine Art von Transparenz, die sorgfältig abgewogen werden musste. Wer wusste, was Botero sonst mitbekam? Oder wer wusste, welche bisher verborgenen, lange schlafenden Abwehrmechanismen plötzlich ausgelöst werden konnten? Trooid war vorsichtig, und das, obgleich die ihm zur Verfügung stehenden Informationen klar darauf hinwiesen, dass die Zeit sehr drängte.
Für den Außenstehenden mochten Minuten vergehen, vielleicht Stunden, aber für das Zeitverständnis von Trooid war dies irrelevant. Die Datenpakete, die ihre verhaltene Kommunikation darstellten, maßen sich nicht in Zeit, sondern in Quantität und in der Authentizität ihres Codes, ihrer Quelle, die zu prüfen die besondere Kunst war. Es dauerte also nicht notwendigerweise lange, bis Trooid anfangen konnte, direkt mit der Stimme zu reden, aber es war ein nicht unerheblicher Aufwand.
Dann aber hatten sie eine Kommunikationsbasis gefunden, eine Art neutrales Gebiet, ein fast völlig abgeschnittenes, lange Zeit inaktives Subsystem, gut kontrollierbar, einem kleinen Spielfeld gleich, auf dem sie sich über die Regeln ihres Austausches klar werden konnten. Und dann, irgendwann, begannen sie, so etwas wie eine sinnvolle Verständigung aufzubauen.
Trooid fütterte die Stimme mit Informationen.
Die Stimme lauschte. Sie hörte von der Geschichte des Raumcorps, von der mystischen Gestalt der Sudeka Provost, deren Abdruck sie war. Sie absorbierte jedes Bit und reagierte erst einmal nicht deutlich, nicht artikuliert.
Dann aber akzeptierte sie die Geschichte Arthur Trooids.
»Ich helfe«, signalisierte sie ihm. »Und ich kann eine Verbindung zu deinen Leuten herstellen«, informierte sie ihn. »Welche Nachricht soll ich übermitteln?«
Trooid dachte einen Moment nach, dann sandte er:
»Gar keine.«
»Warum?«
»Weil sie nicht weitergeben können, was sie nicht wissen. Ich helfe auch, aber auf der Basis meiner eigenen Bemühungen. Ich will überraschen, unvorhergesehen sein. Lass mich nur eine Stimme sein wie du. Ich habe bereits einen kurzen Kontakt über die Ikarus -KI hergestellt. Sie wissen, dass ich hier bin. Das muss genügen.«
Der digitale Abdruck der Sudeka Provost zögerte nur kurz.
War sie überrascht?
Trooid schaute in ihren Code, entzifferte ihre Nachrichten.
War das eine Form von Emotion, von Künstlicher Intelligenz, die über das, was er bisher kannte, hinausging?
Er öffnete sich der Stimme, diese wiederum öffnete sich ihm. Er las in ihr und sie in ihm. Es war ein stummer Austausch, so schnell, dass niemand sonst ihn hätte wahrnehmen können, und dann verstand Arthur Trooid mehr über intelligentes Bewusstsein, als er zuvor verstanden hatte.
»Ich möchte dir etwas schenken«, sagte er dann zum Schluss, und stellte
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