Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 002 - Saint Domina
Raumanzug befindet, kann ich ihm weder helfen noch den unbekannten Organismus untersuchen«, fuhr Malmström freundlich fort. »Nach unserem Kenntnisstand kann die Lebensform einen unbeschädigten Schutzanzug nicht überwinden, was auch für das Quarantänezelt gilt. Lieutenant, Mrs. Paretsky, würden sie mir bitte helfen.«
Dr. Kellermann war kein Risiko eingegangen, als er Pronzini nach dem Unfall und der Kontamination mit der unbekannten Lebensform in seinem Raumanzug beließ. Die Schnitte, die der Laserschneider dem Anzug zugefügt hatte, waren von Sara Evans mit einen speziellen Klebeband, das zur Standardausrüstung von Raumanzügen gehörte, rasch abgedichtet worden. Die Schnittverletzungen waren durch den Laserschneider kauterisiert worden, so dass die Gefahr eines kritischen Blutverlustes nicht bestand. Da Pronzini bewusstlos war, litt er keine Schmerzen.
Der Leiter des Explorationsteams hätte zwar nicht die Kontamination seiner übrigen Teammitglieder riskiert, da diese ihre Raumanzüge nicht abgelegt hatten, aber eine Verseuchung der Wohn- und Arbeitscontainer. Und außerdem war Dr. Malmström klar, dass ein Leiter eines Explorationsteams von NEUE WELTEN eher den Tod eines Teammitglieds in Kauf nehmen würde als die Chance aufzugeben, eine unbekannte Lebensform zu untersuchen und, falls möglich, kommerziell zu verwerten.
Dr. Malmström löste die Verschlüsse des Helms von Pronzinis Raumanzug und deaktivierte durch eine Tastenkombination auf dem Brusttornister die Automatikfunktionen des Anzuges. Anderenfalls hätte die Anzugsteuerung auf ihre Aktivitäten mit einer Druckerhöhung reagiert. Dann zog er den Helm vorsichtig ab und ließ Pronzinis Kopf vorsichtig auf ein Stützkissen gleiten. Seine Gesichtshaut war blass und mit einem Schweißfilm bedeckt. Bell und Paretsky nahmen die Handschuhe ab.
Der Arzt reichte zwei Laserschneidgeräte an die Frauen weiter. Es handelte sich natürlich nicht um Bergbaugeräte, sondern um medizinisches Equipment, bestimmt für Fälle wie diese, in denen ein zwar widerstandsfähiges, aber nicht sehr massives Hindernis entfernt werden musste. Die Laserschneidgeräte bestanden aus einem Handgriff und einer Projektorfläche, an der sich der Strahl millimetergenau einstellen ließ.
Dr. Kellermann trat einige Schritte zurück. Die Frauen und der Arzt arbeiteten schnell, konzentriert und schweigend. Zunächst trennten sie die Arme des Anzuges in den Schultern ab, danach die Beine an den Hüften. Sie lösten die Anschlüsse und Befestigungen des Brusttornisters, bevor sie an beiden Seiten des Körpers einen durchgehenden Schnitt führten. Sie hoben Pronzini vorsichtig an und entfernten die Überreste des Raumanzugs. Paretsky nahm die Einzelteile auf und legte sie der rechten äußeren Ecke des Quarantänezeltes ab.
Dr. Malmström aktivierte die Untersuchungsstation. Kellermann trat zu ihm und blickte ebenfalls auf die Anzeigen.
»Die Vitalfunktionen sind chaotisch«, sagte der Arzt nach einem Moment. »Der Blutdruck ist dermaßen erhöht, dass, natürlich abhängig von der physischen Konstitution, die Gefahr eines Herzversagens bestehen wird, wenn der Patient weiter dieser Belastung ausgesetzt wird. Die Pulsfrequenz ist auch extrem hoch. Das Elektroenzephalogramm weist auf Gehirnaktiviäten hin, die für die Tiefschlafphase typisch sind, in ihren Ausprägungen aber deutlich über die normalen Parameter hinausgehen.«
»Welche Daten werden über den unbekannten Organismus angezeigt?«, warf Dr. Kellermann mit seiner dunklen Stimme ein.
Dr. Malmström berührte einige Tastenfelder auf der Untersuchungsstation. »Der Organismus befindet sich im Blutkreislauf, was zu erwarten war«, antwortete er und beugte sich über die Anzeigen. »Das ist interessant: Der Organismus hat eine kristalline Form, seine Masse ist dagegen nicht bestimmbar.«
»Die weitere Untersuchung der Lebensform werde ich erst vornehmen können, wenn wir ihn aus Pronzinis Körper entfernen konnten«, nahm Lieutenant Bell die Antwort auf die nächste, vorhersehbare Frage Kellermanns vorweg.
Kellermanns wandte sich der Wissenschaftsoffizierin der Phönix zu. Bell sah, wie er die Stirn runzelte. »Und?«, sagte Kellermann spöttisch. »Haben Sie vielleicht bereits eine Idee, wie Sie das bewerkstelligen wollen?«
»Wir wissen, dass der Organismus auf Wärme reagiert«, antwortete Bell ruhig. »Sara Evans hat davon berichtet, dass sich die Lebensform zunächst um den Laserschneider herum bewegte. In Pronzini
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