Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 002 - Saint Domina
nach hatten die Besatzungsmitglieder der Phönix das Zelt nach dem Ende seiner Behandlung verlassen. Danach hatte Sara Evans das Quarantänezelt betreten und ihn gemeinsam mit Linda Paretsky in sein Quartier gebracht. Da sie erschöpft waren, wollten sie sich anschließend ebenfalls in ihre Quartiere zurückziehen. Dr. Kellermann war im Quarantänezelt zurückgeblieben.
Pronzini hatte nicht einschlafen können und auch nicht einschlafen wollen. In knapp drei Stunden reifte der Entschluss.
Jeder Schritt hatte einen stechenden Schmerz in seinem rechten Bein zur Folge. Seine Verletzungen hatten auf die Standard-Regenerationsverfahren gut angesprochen, die zerstörten Knochen, die durchtrennten Sehnen und Muskeln, die verbrannte Haut waren wiederhergestellt worden. Pronzini wusste natürlich, dass er das Bein noch wenigstens einige Tage schonen musste. Unter normalen Umständen jedenfalls.
Dr. Kellermann war auf einem Hocker vor dem schmalen Tisch an der Stirnseite des Zeltes zusammengesunken, direkt vor dem Probenbehälter, in dem sich die Lebensformen weiterhin scheinbar unkontrolliert bewegten. Sie nutzten nunmehr auch die obere Hälfte des Probenbehälters aus, und ihr Leuchten schien intensiver geworden zu sein. Pronzini war aber nicht geblendet.
Pronzini bewegte sich auf Kellermann zu. Der untersetzte Mann wachte auf, schrak zusammen, sprang auf und öffnete den Mund, um Pronzini anzuschreien. Pronzini richtete den Laserschneider auf Kellermanns Brust und drückte auf die Auslösetaste. Kellermann brach zusammen und riss im Fallen den Hocker um.
Pronzini schaltete den Laserschneider ab, hielt ihn gegen die Stirnseite des Quarantänezeltes und löste erneut aus. Der Strahl brannte ein zentimetergroßes Loch durch beide Wandungen des Zeltes. Die Atmosphäre des Zeltes und das Giftgas zwischen den Wandungen entwichen zischend. Pronzini brannte weitere Löcher in die Wand des Quarantänezeltes. Er wartete mehrere Minuten ab, bis sich der Innendruck nach seiner Einschätzung dem des Planeten angepasst hatte, aktivierte nochmals den Laserschneider und schnitt eine mannshohe Öffnung in die linke Seitenwand.
Der Druckausgleich erfolgte schlagartig, war jedoch nicht heftig genug, um Pronzini in Bedrängnis zu bringen. Er warf den Laserschneider beiseite, riss den Probenbehälter vom Tisch und hechtete durch die Öffnung nach draußen. Die Sonne war untergegangen, die zwei kleinen Monde spendeten ein diffuses Licht.
Auf dem lockeren Geröllboden fand der verletzte Fuß Pronzinis keinen Halt. Pronzini fiel auf die Knie, ließ den Probenbehälter fallen und stützte sich mit den Händen ab. Der Aufprall des Probenbehälters wirbelte eine dünne Wolke roten Staubes auf, die Bewegungen der Organismen in einem Innern wurden hektisch. Pronzini atmete schwer. Er ergriff den Probenbehälter und richtete sich auf. Nein, er würde die Geister, die ihm die glücklichsten Stunden seines Lebens beschert hatten, nicht an NEUE WELTEN ausliefern!
Pronzini wandte sich nach rechts und stolperte vorwärts. Nur wenige Meter vor ihm waren neben den Containeraußenwänden die vier Rover des Explorationsteams geparkt. Es handelte es sich um Metallkonstruktionen, die aus zwei Sitzen, einer Ladefläche, dem Antrieb und vier großen, ballonartigen Reifen bestanden. Die Schmerzen in seinem rechten Bein hatten sich verstärkt, hielten an und schienen Pronzini das Bewusstsein rauben zu wollen. Er erreichte das äußere Fahrzeug, warf den Probenbehälter auf den Beifahrersitz und hievte sich selbst vor die Steuerkonsole.
Pronzini startete den Rover, beschleunigte, bremste jedoch sofort wieder ab. Der Probenbehälter wurde bis zur Außenkante des Sitzes geschleudert und rollte zurück. Pronzini fluchte und verknotete den Behälter mit den Sicherheitsgurten des Sitzes. Er löste die Bremse und beschleunigte heftig. Die Räder wirbelten Staub und Geröll auf und schleuderten Gesteinsbrocken weg, die dumpf auf die zurückbleibenden Rover prallten.
Der Rover steuerte einen Zickzackkurs. Jeder Aufprall der großen Reifen auf ein Hindernis prellte den Steuerknüppel aus Pronzinis Hand. Sein Ziel war eine kilometerlange, etwa fünfzig Meter tiefe und doppelt so breite Schlucht, die knapp fünfhundert Meter hinter den Wohn- und Arbeitscontainern des Explorationsteams verlief. Pronzini war vernünftig genug, die Geschwindigkeit zu reduzieren, als sich die Schlucht durch einen breiten, dunklen Streifen im Gelände abzeichnete. Er brachte den Rover auf
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