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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Zivilisten schlossen einander in die Arme und hätten sich am liebsten abgewendet, doch Angel bestand darauf.
    »Die Sicarii mögen unsere Siedlungen zerstört haben, aber wir sind noch hier!«, fuhr Angel fort. Jetzt hatte sie Blut geleckt und stolzierte auf der Motorhaube hin und her. »Schon früher mussten wir Enklaven aufgeben, verloren sie an Gangs, die glaubten, uns besiegen zu können! Und wo sind sie jetzt? Wo sind die Chimeras? Die Red Dragons? Selbst die Vultures gibt es nicht mehr!«
    Die Erwähnung ihrer eigenen Gang entlockte der sonst so distanzierten Kommandeurin ein ungewolltes Räuspern hinter vorgehaltener Hand, was die Stimmung merklich aufheiterte. Alle Flüchtlinge waren sich inzwischen einig, dass allein Angel sie zum Sieg über die verhassten Invasoren führen konnte.
    »Ich werde euch sagen, wo sie sind! Begraben im Sand unter unseren Füßen! Und genau da werden wir auch die Sicarii hinschicken!«
    Wütend stampfte sie bei ihren letzten Worten auf die Motorhaube, so dass der Geländewagen Staubwolken hustete und für einen kurzen Moment ins Schwanken geriet. Unterdessen waren die Leute nicht mehr zu halten.
    »Angel! Angel! Angel!« , schallte es durch den Morgen, während sie wie ein vorzeitlicher Superstar von ihrer Bühne sprang, um ein Bad in der Menge zu nehmen. Sie hatte es geschafft, den Menschen ihre Hoffnung zurückzugeben.
    »Noch höher kann man die Erwartungen in sie wohl nicht stapeln«, kritisierte Cole zurückhaltend den überschwänglichen Auftritt. Augenrollend hämmerte Kim ein paar Mal auf die Hupe von Butchs orangefarbenen Pick-up, um das Spektakel zu beenden und gab damit gleichzeitig den Befehl zum Aufsitzen. Lediglich Paul rümpfte angesichts des offensichtlichen Neids die Nase und begrüßte ihr ungewohntes Vorgehen außerordentlich.
    »Angel! Angel! Angel!«, wiederholten Caiden und Cassidy grinsend den Chor, nachdem Angel sich auf den Beifahrersitz des Humvees zurückgezogen hatte. Ihre blitzenden Augen verrieten, wie unangenehm ihr die ganze Sache in Wirklichkeit gewesen war. Erst als sie im Geschützturm des schweren Geländewagens stand und ihre Lederjacke als Abfahrtssignal im Kreis herumschwenkte, war sie wieder in ihrem Element. Die Motoren der Jeeps, Pick-ups, Wohnmobile, Reisebusse, Mannschaftstransporter und des aus Silver Valley geretteten Tanklasters heulten gemeinsam auf. Eine gewaltige Staubwolke hüllte die zerstörten Ruinen von Jaguar Bay ein, als der Konvoi Kurs auf die ungewisse Zukunft setzte.
     
    ***
     
Für gut eine Stunde blieben die Fahrzeuge zusammen und bildeten eine lange Reihe, die sogar vorzeitliche Güterzüge vor Neid hätte erblassen lassen. Als erstes spalteten sich Cole und Sharon von ihnen ab. Die zierliche Studentin klammerte sich verängstigt auf dem Rücksitz seiner japanischen Rennmaschine fest. Das kleine Genie wäre nie freiwillig auf eine Mission mit dem leidenschaftlichen Biker gegangen, wenn sie jemand über sein Motorrad informiert hätte. Zumindest war es Cole gelungen, einen zweiten Sturzhelm für sie aufzutreiben; in gemütlich wärmendem Schwarz. Der Anblick allein genügte, um Angel den Schweiß ins Gesicht zu treiben. Mit einem letzten Abschiedsgruß reichte sie den beiden ein Stück Papier durch das offene Seitenfenster, auf dem sie den Weg zur verfluchten Militärbasis eingezeichnet hatte. Die Markierung stellte klar, dass genau dort der geplante Evakuierungspunkt der Flüchtlinge liegen würde. Anbei lag eine Anweisung, diese Karte den Sicarii unterzuschieben, sofern sich die Möglichkeit dazu bot. Im Fall einer Gefangennahme sollten sie den Plan nach einer glaubwürdigen Verhördauer preisgeben und so etwaige Verfolger von dem eigentlichen Konvoi ablenken. Derartige Sicherheitsmaßnahmen waren für Cole nichts Neues. Er verstaute das Papier unter seiner Lederjacke, ließ den Motor aufheulen und jagte auf der alten Autobahn in Richtung Süden davon.
    Der Flüchtlingszug setzte unterdessen seinen Weg nach Nordwesten fort, angeführt von Butchs orangefarbenem Pick-up. Cassidy ging längsseits, damit Angel ihm ebenfalls die falsche Karte reichen konnte. Zwar wären die Freien Enklaven mit der Zerstörung des Konvois verloren, aber das genmanipulierte Wolfsrudel in den Bergen dürfte in diesem Fall einen würdigen Racheplan darstellen. Die extreme Geheimniskrämerei, mit der Angel den letzten Befehl erteilte, verdeutlichte ihrer Schülerin, für wie wahrscheinlich sie Verräter in den eigenen Reihen

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