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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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hatten? Schon kurz nach seiner Versklavung durch die Vultures war er ihr aufgefallen; als unbeugsamer Bauernlümmel, der sich ohne Furcht auf die Mörder seines Vaters stürzte. Zehn Männer schlugen ihn daraufhin zu Boden und traten immer wieder auf ihn ein, bis Dog dazwischenging. Sie stand direkt hinter ihm - mit zwei funkelnden Klingen in den Händen, bereit, jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Faith, die dunkelhäutige Amazone, von der niemand so recht wusste, woher sie gekommen war. Angeblich hatte sie sich eines Nachts in die Festung geschlichen, dem sadistischen Anführer Eric eines ihrer unzähligen Messer an den Hals gehalten und um Aufnahme gebeten. Nun genügte ihr bedrohlicher Anblick allein, um die Vultures eingeschüchtert zurücktreten zu lassen.
    An diesem Tag machte Dog ihm das Angebot seines Lebens: Beitritt oder Sklavenarbeit bis zum Tod. Mit diesen Worten wendete er sich ab, ohne Caiden auf die Beine zu helfen. Faith ließ ihre blitzenden Klingen zurück in ihre Lederscheiden gleiten und folgte ihm. Beinahe verängstigt machten ihnen die Vultures Platz und dachten nicht mal im Traum daran, sich noch einmal auf den am Boden liegenden Sklaven zu stürzen. Das verschwommene Bild der davonschwebenden Amazone hatte sich in Caidens Gedächtnis eingebrannt.
    Während des darauffolgenden Treffens mit Eric lehnte Faith an der Wand hinter dem Anführer und ließ Caiden nicht aus den Augen. Fast schien es ihm, als fand sie Gefallen an seiner Bedingung, der Hinrichtung der Mörder seines Vaters, welcher der Riese mit seiner blonden Lockenmähne lachend zustimmte. Als Dog den Befehl zur Festnahme der Schuldigen gab, stürzten sich ihre vorherigen Kameraden wie Hyänen auf die beiden Todgeweihten. Caiden ließ sie auf eine provisorische Arbeitsplattform oberhalb der Festungsmauer führen. Genauer gesagt, einem einzelnen Holzbrett an zwei Seilen. Zu seiner Linken stand Dog, die Arme vor der Brust verschränkt. Erics rechter Hand war der aufgeregte Junge äußerst sympathisch und erinnerte ihn an eine gewisse lateinamerikanische Sklavin, die vor vielen Jahren ein ähnliches Exempel an ihren Peinigern statuiert hatte. Von der anderen Seite reichte Faith ihm einen blitzenden Kampfdolch, mit dem Caiden das Seil des Flaschenzugs durchtrennen sollte, an dem das dünne Brett gut zehn Meter über der Erde schwebte.
    Auf dem Boden vor der Mauer hatten sich im Laufe der Zeit Unmengen von Stahlbetonresten angesammelt, deren herausragende Eisenstangen jeden unachtsamen Schritt bitter bestraften. In seiner Euphorie dachte Caiden nicht einen Moment an Gnade, zumal die Leiche seines Vaters noch immer in der heißen Nachmittagssonne ausblutete. Der Blick seines angeschwollenen linken Auges traf sich mit Faith, die ihn skeptisch abzuschätzen schien, als würde sie seine Absichten in Frage stellen. Der Mord rückte zunehmend in den Hintergrund. Vielmehr wollte er ihr seine Entschlossenheit beweisen, als er an dem drei Finger dicken Seil zu schneiden begann.
    Faiths Klinge war ungeheuer scharf und glitt durch das Tau wie ein heißes Messer durch Butter. Viel schneller als erwartet kreischten die beiden Vultures auf und stürzten mit dem Gesicht voran in die Tiefe. Um ein Haar hätte Caiden den Moment des Triumphs verpasst. Seine Opfer wanden sich schreiend am Boden, bis sie nach ein paar Minuten nur noch hilflos wimmerten. Die Vultures um ihn herum klatschten Beifall und machten sich über ihre sterbenden Kameraden lustig, während Faith ausdruckslos ihren Kampfdolch zurückverlangte. Nach einem letzten Blinzeln mit verschränkten Armen folgte sie Dog beim Abstieg von der Mauer. Caiden wollte ihr nachgehen und unzählige Fragen stellen, doch er wurde von den Männern umzingelt, die ihm nun anerkennend auf die Schulter klopften und in ihren Reihen aufnahmen. Euphorisiert von seinem Sieg und der plötzlichen Achtung, die er sich jahrelang in seinem Heimatdorf gewünscht hatte, ließ er sich davon mitreißen.
     
    ***
     
Wachsam suchte Caiden den Horizont von Temple Town mit zusammengekniffenen Augen ab. Die Sicarii mussten von diesem Ort wissen, genau wie die Vultures. Warum wählte Angel die alte Ruinenlandschaft als Rastplatz aus? Legte sie es auf eine Konfrontation an, oder rechnete sie damit, dass die Invasionsarmee sie überall, nur nicht hier suchen würde? Cassidy hatte ihren Bruder vor den hin und wieder ungewöhnlichen Strategien ihrer Ausbilderin gewarnt. Wer sonst hätte seinen Todfeind um Hilfe bei einer

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