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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Rettungsmission gebeten? Zumindest war das Lagerfeuer bei Einbruch der Dunkelheit von ihr gelöscht worden.
    Zwei Stunden vor Sonnenaufgang schreckte Angel plötzlich hoch. Seufzend rieb sie mit den Händen über ihr verschmutztes Gesicht und lehnte sich an die Kirchenmauer, an der vor fünf Wochen Kim die Nacht verbracht hatte. Caiden trat aus der Ruine heraus und hockte sich ausdruckslos neben sie.
    »Alles in Ordnung?«, murmelte er abwesend. Angel schien noch nicht ganz wach zu sein und zuckte überrascht zusammen.
    »Ja ...«, versuchte sie sich selbst zu überzeugen. »War nur ein verrückter Traum.«
    Caiden brummte eine Bestätigung und wollte seine Patrouille fortsetzen, da hielt Angel ihn zurück.
    »Willst du dich nicht ein paar Stunden aufs Ohr legen? Ich kann ohnehin nicht mehr schlafen«, bot sie ihm an. Inzwischen machte sich seine Müdigkeit deutlich bemerkbar. Sichtlich erleichtert, nicht länger mit seinen Erinnerungen alleingelassen zu werden, nickte er Angel zu und legte sich in den warmen Schlafsack neben seine Schwester.
    Noch immer etwas benommen torkelte Angel zum Humvee und kramte vorsichtig in ihrem beigefarbenen Armeerucksack. Sie hatte Cole nicht alle Sprengsätze mitgegeben. Eine Handvoll von Victors explosiven Spielzeugen behielt sie für sich. Angel wusste nicht, was sie in Brackwood erwarten würde, aber die baufälligen Ruinen, in denen die Sicarii bei Nacht schliefen, waren ihr gut in Erinnerung geblieben. Ein paar vorteilhaft platzierte Ladungen konnten Angels zahlenmäßige Unterlegenheit im Fall der Fälle zu ihren Gunsten ausgleichen. Sie plante weit mehr als eine simple Aufklärungsmission.
     
    ***
     
Im Morgengrauen erwachte Cassidy mit gewohnt spröden Lippen, die ihr bei Ausflügen in die Wildnis schon immer ein Dorn im Auge gewesen waren. Schlaftrunken krabbelte sie auf allen Vieren die Kirchentreppe hinauf, wo sie ihre Wasserflasche abgestellt hatte. Inmitten der Lichtstrahlen, die durch die zerstörten Mosaikfenster fielen, erblickte sie Angel, die in der schummrigen Morgendämmerung zu tanzen schien. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte Cassidy die flüssigen Bewegungen als anmutige Dehnungsübungen, mit denen sie ihr morgendliches Nahkampftraining begann. Angel hatte das Oberteil ihrer Uniform und die löchrige Kevlarweste abgelegt. Als sie für einen Augenblick ins direkte Sonnenlicht trat, ließen Cassidy die tiefen Narben auf ihrem nackten Rücken instinktiv durch die Zähne zischen. Angel unterbrach ihre Übungen und hockte sich zu ihrer schockierten Freundin.
    »Auch dir einen guten Morgen!«, versuchte sie ihre junge Schülerin aufzuheitern.
    »Was haben die mit dir gemacht?«, fragte Cassidy mit ungläubigen Augen. In einer Mischung aus morbider Faszination und Neugier hätte sie die tiefen Wunden um ein Haar berührt, aber bevor sie die Chance dazu erhielt, stand Angel mürrisch auf und holte ihre Kleider.
    »Im Vergleich zu deren Schicksal? Nicht viel«, schallte es von den Wänden des alten Kirchengemäuers, ehe sie zum Eingang zurückkehrte. »Erinnerst du dich an die Geschichte von Stellas Kühlerfigur in Form eines Schädels? Die meisten Narben sind von dem Bastard, dem die Rübe mal gehört hat. Ich hab dir doch erzählt, wie wir die Knochen ausgekocht haben, oder?«
    Auf einen Schlag erübrigten sich weitere Erklärungen. Cassidy stürzte die Kirchentreppe hinunter am Lagerfeuer vorbei und erbrach kreidebleich die Reste des Abendessens. Caiden war inzwischen erwacht und sah seiner Schwester besorgt hinterher, bis Angel aus dem alten Gemäuer heraustrat und schadenfroh meinte, »Tja, ich schätze sie weiß, wie man eine gute Suppe kocht.«
    Nach einem derartig unappetitlichen Morgengruß hielt sich das Frühstück in überschaubaren Grenzen. Schon fünfzehn Minuten später holperte der schwere Geländewagen aus der Ruinenlandschaft heraus, was Cassidy nicht unbedingt dabei half, wieder Farbe ins Gesicht zu bekommen. Den ganzen Tag lang warf sie ihrer hinterhältigen Ausbilderin giftige Blicke zu, die sich über jeden einzelnen zu amüsieren schien.
     
    ***
     
Nach großzügigen Erholungspausen erschien in den späten Nachmittagsstunden der riesige schwarze Fleck namens Black Forrest am Horizont, den Angel vor zwei Wochen schon einmal auf der Suche nach ihrer Schülerin durchquert hatte. Die beiden Geschwister sahen die verbrannte Waldfläche von den Ausmaßen eines kleinen Landes dagegen zum ersten Mal aus der Nähe. Mit dem Zusammenbruch der

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