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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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ihrem ersten, gemeinsamen Trauma unzertrennlich schienen. Der zottelbärtige Jäger aus Cassidys Dorf hatte sich den Oberschenkel gebrochen, als der sicariianische Kipplaster durch die Palisade von Silver Valley gekracht war. Nun pflegte Mary ihn als seine persönliche Krankenschwester. Neben seinem Stuhl lehnten Victors alte Krücken am Frühstückstisch, dank denen Stan sich wenigstens langsam vorwärtsbewegen konnte.
    Als sich Caiden und Cassidy gerade die Finger nach dem köstlichen Morgenmahl ableckten, stürmte Cole gefolgt von Sharon an den provisorischen Campingtischen vorbei. Die zierliche Rangerin rief dem braungebrannten Einzelkämpfer etwas hinterher und klang dabei äußerst frustriert, während er scheinbar aussichtslos versuchte, von ihr loszukommen. Dann entdeckte er Angel zwischen den verdutzt zuschauenden Flüchtlingen und schlug mürrisch mit den Fäusten auf ihren Tisch.
    »Sag ihr, dass ich allein arbeite!«, verlangte er lautstark und deutete auf Sharon, die ihm gefolgt war.
    »Was ist dein Problem, verdammt nochmal?«, erwiderte sie, bevor Angel überhaupt die Chance zum Antworten erhielt.
    »Mein Problem ist, dass ich allein arbeite! Was ist daran so schwer zu verstehen?«, fluchte Cole und unterstrich seine Entscheidung mit der abweisenden Haltung seiner Hände.
    Mit verschränkten Armen spähte Angel an den beiden Streithälsen vorbei und blickte amüsiert auf die Milizionäre an den Frühstückstischen. Sie schienen ihrem Kommandanten keine allzu großen Chancen im Konflikt mit der geradezu niedlich wirkenden Rangerin einzuräumen. Durch zwei weitere Runden des ungleichen Schlagabtauschs erfuhr Angel, dass Sharon Cole auf seiner Sabotagemission begleiten wollte. Ohne die Turteltäubchen bei ihrem Balztanz zu stören, wägte sie ihre Argumente gedanklich gegeneinander ab und überprüfte dabei gleichzeitig Sharons äußerlichen Gesundheitszustand.
    »Du nimmst sie mit.«
    Urplötzlich kehrte Ruhe an den Tischen ein und beide Seiten starrten sie verblüfft an. Cole wirkte fast ein wenig dankbar über die Zwangspause, da ihm sein Brustkorb schwer zu schaffen machte, bis er in Angels Augen den Ernst ihrer Worte erkannte.
    »Sharon ist ausgebildete Rangerin und hat in den letzten zwei Jahren eine Vielzahl von Einsätzen erfolgreich durchgeführt.«
    Das zeigte Wirkung. Sharon verschränkte siegesbewusst die Arme und war sich sicher, dass die Diskussion damit beendet wäre. Doch diesmal durfte Angel die Generalskarte nicht ausspielen, wenn sie heute noch aufbrechen wollte. Eine Erklärung tat not.
    »Außerdem kennt sie die Sicarii besser als jeder andere von uns. Möglicherweise kann sie Verhaltensmuster oder gar Kommandostrukturen erkennen und etwas über ihre Pläne in Erfahrung bringen.«
    So langsam dämmerte Cole, dass er in dieser Angelegenheit kein Mitspracherecht erhielt. Triumphierend hakte sich Sharon bei ihm ein und führte ihn an seinen Milizionären vorbei zur Essensausgabe. Seine Schwäche für starke Frauen war allgemein bekannt und dementsprechend heiter fielen die Zurufe seiner Leute aus, die ihm mit unverhohlener Schadenfreude viel Erfolg wünschten.
    Für Angel begann mit dem Ende des Frühstücks der angenehme Teil ihrer Arbeit. Die nicht ganz uneigennützige Abwälzung ihrer Verantwortung auf Kim ließ sie die Vorbereitung ihrer Mission wie zu besseren Zeiten genießen. Dank der Generalüberholung des Humvees in Silver Valley war der schwere Geländewagen in einem Top-Zustand und verlangte förmlich nach einer gefährlichen Reise tief in feindliches Territorium.
    Nachdem die von Angel bei Nacht entsandten Späher ins zerstörte Jaguar Bay zurückgekehrt waren und die Flüchtlinge ihre Lager abgebaut hatten, versammelte sie die Menge zwischen den Einsatzfahrzeugen. Sie wollte eine motivierende Ansprache halten, wie es General Monroe häufig vor riskanten Einsätzen getan hatte, doch derartige Fertigkeiten lehrte einem das harte Leben in den Gangs nicht. Angels bloßer Anblick auf der Motorhaube des Humvees genügte glücklicherweise bereits, um die Menschen zum Schweigen zu bringen. Hoffnungsvoll starrten sie die Männer, Frauen und Kinder an.
    »Seht euch um!«, rief sie ihren Leuten zu. »Seht euch genau um und vergesst nichts davon!«
    Mit ausgestreckten Händen zeigte sie auf die verkohlten Gebäude, die eingerissenen Galgen, den Pfahl mit dem Holzadler und die Schwelfeuer unter den Leichenbergen. Aus den Reihen der Ranger und Milizionäre drang zustimmendes Raunen, die

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