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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Beziehung.
    »Ich lebe ja noch«, säuselte ihr Faith entgegen. Cassidy reagierte nicht darauf, sondern nickte Caiden stumm zu, damit er ihr folgte. Faith blieb allein zurück und klopfte ihren Hinterkopf mit geschlossenen Augen ein paar Mal gegen die warme Natursteinmauer.
    Cassidy sagte keinen Ton, bis sie das Kloster verlassen hatten und die Straße ins Tal hinabschlenderten. Viel Zeit zum Reden war den beiden in den letzten Wochen nicht geblieben. Im Anschluss an die sichere Heimkehr aus Brackwood hatte Monroe ihren Bruder mit den anderen Vultures verhaften lassen und seit der Schlacht um Silver Valley schien Caiden wie ausgewechselt zu sein. Nun wusste sie wenigstens warum.
    »Bist du immer noch in sie ... verliebt?«, fragte das Mädchen vorsichtig, denn sie war sich ihrer eigenen Unerfahrenheit in diesen Dingen völlig bewusst.
    »Liebe«, erwiderte er gedankenversunken. »Sie weiß doch nicht mal, was das ist.«
    Nach und nach wiederholte er Faiths Geschichte und erklärte seiner Schwester, warum er ihr vertraute, obwohl sie Victor kaltblütig vor seinen Augen ermordet hatte. Ihren Erzählungen zufolge lebten die Bacchae außerhalb des gewöhnlichen sicariianischen Volkes. Absolute Neutralität war das Ziel, führte aber auch dazu, dass Freundschaften als Schwäche galten. Ausgestattet mit nahezu unbegrenzter Macht, wie sie Jade in Brackwood demonstriert hatte, war es ihre Aufgabe, dem gesamten Imperium zu dienen, nicht einer einzelnen Institution oder Person.
    Die Infiltration der Vultures war Faiths erster eigenständiger Auftrag gewesen und zunächst schien alles genau nach Plan zu verlaufen. Egomanen wie Eric bestätigten ihre indoktrinierten Vorstellungen von den Barbaren außerhalb des Reiches, doch dann traf sie auf Dog und Caiden, denen sie aufgrund ihrer Persönlichkeit etwas bedeutete und nicht, weil sie ihren Befehlen gehorchen mussten. Caiden erzählte seiner Schwester von der Nacht in dem alten Gutshof und wie Faith seit diesem Tag einen Gewissenskonflikt mit sich selbst geführt hatte.
    »Wenn du mich fragst, ob sie uns in allem die Wahrheit sagt, lautet die Antwort nein«, fügte er hinzu. »Aber ich bin davon überzeugt, dass sie nicht länger für dieselben Sicarii arbeitet, die uns angegriffen haben. Nach dem, was sie mir von Jade erzählt hat, glaube ich, dass die beiden ganz unterschiedliche Ziele verfolgen und wir Faith einfach in die Quere gekommen sind.«
    Nachdenklich hielt er seine kleine Schwester an den Schultern fest.
    »Ich könnte dir sagen, dass sie für uns lebendig mehr wert ist, als tot. Die Wahrheit ist aber, dass ich niemals zulassen werde, dass ihr irgendjemand Schaden zufügt«, raunte er und blickte entschlossen zum Kloster hinauf, über dem ein friedlich wirkender Feuerschein den Nachthimmel erleuchtete. »Ohne sie wären wir beide längst tot, genau wie all deine Freunde da oben, selbst wenn wir die erste Angriffswelle aufgehalten hätten. Ich erwarte nicht, dass du ihr einfach so vertraust, aber ich denke, sie hat eine zweite Chance verdient.«
    Cassidy schauderte bei der Vorstellung, Angel zu belügen; ihren ganz persönlichen Schutzengel, der Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatte, um sie zu befreien. Sie erinnerte sich allerdings auch daran, dass die ehemalige Vulturekommandeurin ihre Identität geheim gehalten hatte, bis die richtige Zeit gekommen war, ihr davon zu erzählen. Nun war Cassidy zum ersten Mal in der Lage, selbst Initiative zeigen zu können. Angel hatte ihr immer wieder gepredigt, wie wichtig Wissen über den Feind sei, bevor man sich ihm stellt, und Faith dürfte sich lebend als eine deutlich effizientere Informationsquelle erweisen. Außerdem wollte sie zu ihrem Bruder stehen, ohne den sie zweifellos als einfaches Mädchen vom Lande am Kochtopf über dem Lagerfeuer geendet wäre. Insgeheim wusste sie, dass ihre Entscheidung schon längst gefallen war und sie lediglich nach Argumenten suchte, um sie vor sich selbst zu rechtfertigen. Entschlossen griff sie nach Caidens Hand, was bei ihm einen großen Stein vom Herzen rollen ließ.
    Kaum waren sie wieder im Lager angekommen, erwartete Cassidy bereits ihre erste Herausforderung. Angel plante seit Tagen die bevorstehende Reise und erkundigte sich nach Faiths Schulter, die angeblich verletzt worden war. Wahrheitsgemäß berichtete Cassidy von der leichten Prellung, die ihre Einsatzfähigkeit jedoch nicht einschränken würde, und führte den Zusammenstoß mit Marcus als Beweis an. Caiden bestätigte

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