Revelations
fragen.
»Wo ist sie?«, fragte Dog auf halbem Weg.
»Wer?«, säuselte Jade unschuldig.
»Du weißt verdammt genau wer!«
»Uhh ...«, erwiderte sie und schlug mit gespielter Angst die Hände über dem Kopf zusammen. »Meinst du nicht, dass jetzt ein unpassender Moment für deine primitiven Rachegelüste ist?«
Als Antwort zog Dog mit einem Ruck seine Pistole und hielt sie Jade vor die Stirn.
»Glaubst du vielleicht, ich lass mich von den paar Pfeifen einschüchtern!?«, donnerte er zurück. »Na los! Zieh dein Schwert und zeig mir, was du drauf hast! Angeblich fährst du da doch voll drauf ab!«
Jiao sah Jade verlegen an und war bereits im Begriff dazwischenzugehen.
»Violetta, mein Engel«, säuselte Jade. »Was hast du nur wieder für Gerüchte über mich in die Welt gesetzt?«
»Ich hab nur gesagt ...«
Weiter kam sie nicht. Jade riss ihr Katana vom Rücken, trat einen Schritt zur Seite und schlug Dog mit voller Kraft die Pistole aus der Hand. Sein einziger Schuss echote zwar bedrohlich von den Hauswänden, vergrub sich aber harmlos in der sandigen Straße. Anschließend musste er sofort in Deckung gehen, um nicht von ihr geköpft zu werden.
»Aufhören!«, rief Jiao entsetzt und wendete sich an Jades Elitekommando. »Tut doch was!« Aber keiner von ihnen mischte sich ein. Sie bildeten lediglich einen Kreis um die Gruppe.
»Was ist denn, mein Großer? Du schlägst wohl keine Frauen?«
Dog suchte den Boden nach einer Waffe ab. Auch er war als Vulture im Stabkampf nicht unerfahren, obwohl seine Stäbe die Auseinandersetzung selten überlebt hatten. Mit purer Muskelkraft konnte er den Gegner viel leichter zu Fall bringen als durch technische Überlegenheit. Leider war es völlig ausgeschlossen, Jades rasiermesserscharfes Schwert mit Händen oder Armen aufzuhalten, so dass er zumindest ein Schild dagegen benötigte.
»Hier!«, rief auf einmal einer der Soldaten und warf ihm einen polizeilichen Schlagstock mit charakteristischem Quergriff zu. Dog traute seinen Augen nicht. Machten sich Jades Leute über ihn lustig? Bevor er jedoch lange darüber nachdenken konnte, musste er schon den ersten Angriff damit abwehren. Zu seiner Überraschung hielt das Material stand und sein rechter Unterarm blieb unverletzt. Nun war die Zeit des Gegenangriffs gekommen!
Mit einem zornigen Grollen begann er um sich zu schlagen und versuchte, Jade irgendwie zu fassen zu bekommen, die wie eine Katze um ihn herumtänzelte. Dennoch erwischte er sie ein paar Mal mit geübten Drehschlägen aus dem Handgelenk. Die konnten zwar keinen bleibenden Schaden anrichten, ließen Jade aber nach einigen Treffern fürs Erste auf Abstand bleiben.
»Hört auf verdammt nochmal!«, brüllte Jiao. »Wir müssen hier raus!«
»Sigma, bringt sie zu ihrem Wagen«, keuchte Jade ihren Männern aus der Hocke zu. »Ich regel das hier. Allein!«
»Verstanden Herrin«, erwiderte der Soldat, der Dog seinen Schlagstock geliehen hatte.
»Wartet!«, rief Cassidy. Dog und Jade waren in einen nahezu bewegungslosen Zustand verfallen; so als warteten sie darauf, endlich unter sich zu sein. »Angel hat gesagt, dass du uns sicher aus der Stadt bringen sollst!«
»Und Jade befielt ihm jetzt, hierzubleiben!«, säuselte sie in der dritten Person. »Welcher Frau wirst du aufs Wort gehorchen, hm?«
Dog schmetterte ihr wütend den Schlagstock entgegen und brüllte dabei aus vollem Hals. Jade wich ihm im letzten Moment aus, so dass er polternd in einer Hausruine landete. Sie lachte leise und steckte ihr Schwert zurück in die Scheide auf ihrem Rücken.
»Ganz wie du wünscht, mein Großer!«, hauchte sie ihm zu und befahl ihren Männern, den Weg fortzusetzen. »Ein andermal ...«
Widerwillig hob Dog seine Pistole auf und suchte nach Schäden. Eine kleine Kerbe auf dem Schlitten würde ihn nun auf ewig an dieses Unentschieden erinnern, aber er wusste, dass Cassidy Recht hatte. Zu allem Überfluss kehrte Jade ihm nun auch noch den Rücken zu. Sie legte es förmlich darauf an, ihn zu provozieren. Doch je häufiger sie das tat, desto geringer wurde der Effekt auf ihn. Zumindest erklärte sich Dog auf diese Weise, dass er ihr nicht augenblicklich eine Kugel in den Hintern jagte.
Fünfzehn Minuten später war es endlich geschafft und das Nordtor erreicht. Der klapprige Pick-up stand nur ein paar Meter daneben im Speisesaal eines Feinschmeckerlokals, das seit dreiundzwanzig Jahren keine Gäste mehr bewirtete. Jade ließ die Wachen am Stadtausgang von ihren Soldaten
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