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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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würde.
    »Unglaublich«, fasste Jiao kopfschüttelnd zusammen. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt? Ich dachte, wir wären Freunde!«
    »Du vertraust mir doch auch nicht!«, fuhr es aus Cassidy heraus. »Was läuft zwischen dir und Jade?«
    »Das ... ist etwas anderes«, antwortete Jiao zurückhaltend. Sie suchte nach den richtigen Worten und ließ ihr rechtes Bein zurück auf die Pedale rutschten, da wurde es plötzlich taghell um sie herum, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Reifenquietschen. Mit lautem Gehupe rauschten drei riesige LKW und ein offener Jeep an ihnen vorbei. Es waren sicariianische Truppentransporter, die Cassidy schon in Brackwood und Sienna gesehen hatte.
    »Greifen die jetzt etwa euch an?«, fragte sie, nachdem der Schock vorüber war. Auch Jiao musste erst einmal tief durchatmen, bevor sie wieder sprechen konnte. Sie verfolgte den Kurs der Laster, die nach knapp zwei Kilometern von der Straße abbogen.
    »Die wollen zu Charles!«, erwiderte sie entsetzt und trat auf das Gaspedal. Der klapprige Pick-up war kaum in der Lage, mit den Truppentransportern schritt zuhalten und entsprechend verspätet trafen sie an dem Feldweg zur Farm ein. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch steuerte Jiao den Wagen über die holprige Auffahrt und schaltete das orangefarbene Glimmen ihrer Brille aus, als die LKW vor dem antiken Herrenhaus in Sicht kamen. Sie drückte auf ein paar Knöpfe auf dem Brillenrahmen und zoomte das Bild heran.
    Gut zwei Dutzend sicariianische Soldaten hatten die Arbeiter und Sklaven aus ihren Unterkünften zusammengetrieben. Kräftige Scheinwerfer von den Dächern der Truppentransporter erhellten den ganzen Platz. Charles saß in seinem Rollstuhl direkt zwischen ihnen und wurde offenbar vom Anführer verhört. Dem schienen die Antworten nicht zu gefallen, denn er versetzte dem alten Mann einen solchen Schlag ins Gesicht, dass der Rollstuhl auf den staubigen Boden kippte. Charles hob die Arme, um weiteren Schmerzen zu entgehen, und zeigte auf die Scheune, in der Jiao ihren Luxusgeländewagen versteckt hatte. Sofort rannten ein paar der Soldaten zu der Holzhütte, traten die Türen ein und gaben den Blick auf den schwarzen Straßenkreuzer preis. Der Anführer holte zornig seine Pistole hervor und wollte den alten Mann bestrafen, da ergriff Sam plötzlich das Gewehr eines der Sicarii, schlug ihm den Ellenbogen ins Gesicht und feuerte auf den Offizier. Er traf ihn zwei Mal am rechten Arm und in die Brust, bevor er von den umstehenden Soldaten überwältigt und zu Boden getreten wurde.
    Jiao zischte durch ihre schneeweißen Zähne, als sie mit ansah, wie die Männer ihren Freund zusammenschlugen, bis der Anführer ihnen befahl, aufzuhören. Er humpelte gekrümmt auf den dunkelhäutigen Sklaven zu und drückte mit der Hand auf das Loch in seinem rechten Arm. Die Brustverletzung schien ebenfalls zu schmerzen, bedurfte aber dank einer schusssicheren Weste keines Verbandes.
    »Was machen wir jetzt?«, flüsterte Cassidy nervös. Sie hatte das Schauspiel mit zusammengekniffenen Augen verfolgt und dabei ihr Sturmgewehr fest umklammert. Jiao antwortete ihr nicht, bis der Offizier seine Pistole auf Sam richtete und ohne Vorwarnung zwei Mal abdrückte.
    Sie biss sich selbst auf die Unterlippe, um nicht vor Entsetzen aufzuschreien, da strahlte plötzlich einer der Scheinwerfer direkt auf den Pick-up, der mit seiner hellen Lackierung bei Nacht nicht lange unentdeckt geblieben war. Sofort sprang ein Zug Soldaten auf die Ladefläche des hinteren Truppentransporters.
    »Vi ...!«, stammelte Cassidy. »Weg hier!
    Jiao startete den Motor und hoffte innerlich, dass sie bei ihrem gewagten Wendemanöver nicht im feinen Sand abseits des Feldwegs steckenbleiben würden. Der sicariianische Laster war ihnen schon bedrohlich nähergekommen und der Suchscheinwerfer ließ sie keinen Moment aus den Augen. Nach weniger als einer Minute erreichten sie die asphaltierte Landstraße, aber die rettende Schlucht war mehrere Stunden Fahrtzeit entfernt. Cassidy entsicherte ihr Gewehr und kletterte auf die Rückbank.
    »Darf ich überhaupt auf die schießen?«, rief sie Jiao zu, doch im selben Augenblick schlugen die ersten Kugeln funkenschlagend auf der Ladefläche ein. Cassidy zertrümmerte kurzerhand das Heckfenster mit ihrem Gewehrkolben und wollte auf den Fahrer des Trucks hinter ihnen zielen, da zwang sie erneuter Beschuss in Deckung. Anders als die Fahrzeuge der Ranger war der klapprige Pick-up nirgendwo gepanzert.

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