Revelations
Sicarii hinabstürzten. Angel traute ihren Augen kaum, als sie den Hirschledertrenchcoat und das im Mondlicht blitzende Katana ihrer Erzfeindin erkannte, das sich beinahe lautlos durch einen Soldaten nach dem anderen bohrte. Der Anführer wirbelte mit seinem Gewehr herum und nahm Jade unter Feuer, die sich hinter dem Körper ihres letzten Opfers verschanzte, aus dessen Brust noch immer das Schwert ragte. In selben Moment durchschlugen zwei Kugeln aus Angels Pistolen den Schädel des nur wenige Meter von ihr entfernt stehenden Sicarii, der daraufhin leblos zusammenbrach.
Jade riss die blutige Klinge aus der Leiche heraus und starrte Angel mit demselben manischen Blick an, den sie ihr während des Duells zugeworfen hatte, als sie wie ein hungriger Wolf um die Reste des Betonbunkers geschlichen war. Ihre smaragdgrünen Augen funkelten angriffslustig und Angel war davon überzeugt, dass sich die verrückte Bacchae jeden Augenblick auf sie stürzen würde. Fast schon aus Gewohnheit verstaute sie ihre Pistolen und holte den silbergrauen Kampfstab hervor. Plötzlich starrte Jade jedoch überrascht an ihr vorbei, stürmte auf sie zu und stieß sie in einen verschlossenen Torbogen hinein.
»Nicht bewegen!«, befahl sie eindringlich und drückte sich mit aller Kraft gegen Angel. Im selben Moment eröffneten zwei Gewehre das Feuer auf sie, deren Kugeln funkenschlagend von den Wänden abprallten. Angel vergrub gemeinsam mit Jade den Kopf zwischen ihren Schultern und hoffte, dass die weiche Bausubstanz tödliche Querschläger verhindern würde.
Dann hörte der Beschuss ebenso schnell auf, wie er begonnen hatte. Stattdessen vernahm Angel dumpfe Befehle und Schritte entlang der staubigen Straße. Die unbekannten Angreifer kamen auf sie zu. Jade verharrte noch immer beinahe erstarrt vor ihr, so dass Angel sich kaum bewegen konnte. Sie versuchte nach ihren Pistolen zu greifen, doch die Bacchae schüttelte mit strengem Blick den Kopf.
Als sie bereits den ersten Gewehrlauf um die Ecke ragen sah und ihr Vertrauen in Jade einen neuen Tiefpunkt erreichte, explodierte plötzlich eine Handgranate mitten auf der Straße. Die Wucht der Detonation schleuderte die Sicarii zusammen mit einer Unmenge an Staub und Geröll an ihrem Versteck vorbei. Erst jetzt ließ Jade von ihr ab und trat hustend mit einer Hand vor dem Mund aus dem Eingang heraus.
»Flanken sichern!«
Ihre Leibgarde aus Brackwood war an beiden Enden der Gasse in Stellung gegangen. Gelegentlich hetzten Einwohner oder Legionäre an ihnen vorbei, die der schwerbewaffneten Truppe zwar verunsicherte Blicke zuwarfen, aber unbehelligt passieren durften.
»Was verdammt nochmal geht hier vor?«, rief Angel ihr zu. Sie hielt ihren Kampfstab noch immer fest in den Händen.
»Bürgerkrieg. Rebellion. Verrat. Such dir was aus«, erwiderte Jade hektisch, während sie die Hinterlassenschaften der eben getöteten Soldaten durchsuchte. Als nach einer halben Minute eine zweite Explosion die Stadt erschütterte, gab sie erfolglos auf.
»Uns bleibt nicht viel Zeit«, sagte sie mürrisch.
»Zeit wofür verdammt?«
»Ich kann dich hier rausbringen, aber wir müssen sofort verschwinden.«
»Warum ich? Wozu dieser ganze Aufstand mit dem Amulett und Sharon?«
»Ich weiß, dass du eine Menge Fragen hast, aber dafür haben wir jetzt keine Zeit!«
Kurz darauf rauschte es aus Angels Ohrstöpsel. Irgendjemand aus ihrem Team versuchte, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Die Kampfgeräusche hatten sich nach Osten verlagert, wo Dog vermutlich gerade die Flucht vorbereitete. Angel wollte ihnen antworten, da stieß Jade sie zurück in den Torbogen.
»Wir können nicht länger warten! Ich brauche deine Hilfe um diesen Krieg zu führen! Nur deswegen habe ich euch am Leben gelassen und hierher geführt!«
»Welcher Krieg? Warum ich?«
»Angel! ... sitzen fest!«, zischte es aus dem Funkgerät.
»Wir müssen sie da rausholen!«
»Nein!«, fauchte Jade. »Ich brauche dich und nicht die!«
»Wofür verdammt nochmal?«
»Wenn ich scheitere, gehen alle deine Freunde drauf! Auch die in eurem Kloster!«
»Hast du Shawn so davon überzeugt, uns zu verraten!?«, giftete Angel.
Jade zog die Mundwinkel zu einem verächtlichen Grinsen nach oben.
»Nein«, säuselte sie. »Das war viel leichter!«
Angel riss sich aus Jades Umklammerung.
»Wirst du mir helfen?«, wiederholte Jade ihre Forderung.
»... Stadt ... aufeinander los ... bleibst du?«, rauschte es erneut aus dem Funkgerät.
»Ohne sie gehe ich
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