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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Gesichtsausdruck auf, verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken und stolzierte die Treppe hinab, als wäre nichts geschehen. Jurij konnte seine Aufregung weniger gut verbergen und folgte der Ärztin so dicht wie möglich.
    »Zwei Minuten!«, brüllte Leon Jiao zu, die bereits im Cockpit saß und die Turbinen angeworfen hatte. Cassidy rannte zusammen mit den beiden Männern auf den Hubschrauber zu, der von Jiao offenbar etwas umgebaut worden war. Doppelte Zusatztanks an den Außenträgern und ein paar improvisierte Kerosinkanister im Truppenabteil verdeutlichten, dass sie sich auf eine längere Reise vorbereitet hatten. Leon deutete auf den Copilotensitz und kletterte mit Sergej in die seitlichen Geschützstellungen.
    »Wie sieht‘s aus?«, rief er nach vorn.
    »Eine Minute«, antwortete Jiao angespannt. Sie setzte ihren Fliegerhelm auf und heftete das Foto ihrer Mutter auf das Armaturenbrett. »Macht die Türen zu!«
    Leon hatte die Wachsoldaten etwas unterschätzt, denn schon in diesem Moment öffnete sich die Dachluke. Vier Männer kletterten nacheinander heraus und knieten sich mit angelegten Gewehren auf den Boden.
    »Die werden nicht auf uns schießen, oder?«, fragte Cassidy unsicher. Mithilfe ihrer orangeglimmenden Brille konnte sie genau beobachten, wie die Soldaten auf sie zielten.
    »Auf uns nicht«, antwortete Jiao. »Festhalten!«
    Sie drückte den Schubregler auf das äußerste Maximum. Daraufhin heulten die Doppelturbinen auf und warfen die vier Soldaten beinahe um, als sich der riesige Hubschrauber langsam in die Luft erhob. Niemand von ihnen eröffnete das Feuer. Jiao schob den Steuerknüppel nach vorn, wodurch sich die Maschine in dieselbe Richtung neigte und an Geschwindigkeit zulegte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann hatten sie die Biosphäre hinter sich gelassen.
    »Violet, Hawk-six!«, tönte es aus den Kopfhörern. »Du hast keine Starterlaubnis erhalten!«
    Jiao antwortete nicht, sondern schien sich auf den nicht ganz ungefährlichen Streckenverlauf durch die kleine Schlucht vor der Biosphäre zu konzentrieren. Dabei brausten sie auch über den einsamen Ares hinweg, der wieder brav die Zugangsstraße bewachte.
    »Jiao! Ich befehle dir, sofort umzukehren!«, hörten sie ihren Vater rufen. »Dein Hitzkopf bringt uns an den Rand eines neuen Krieges!«
    Wieder schwieg die Pilotin. Cassidy konnte jedoch ein frustriertes Augenrollen unter ihrem Sichtschutz erkennen.
    »Wenn du die Grenze überquerst, bist du auf dich allein gestellt!«, beschwor sie ihr Vater. »Ich werde dir keine Unterstützung mehr schicken!«
    »Ich weiß«, antwortete Jiao und schaltete ihre Musik ein. »Violet, Ende.«
     
    ***
     
Gute zwei Stunden folgten sie dem Straßenverlauf, den der sicariianische Konvoi in der Nacht mit den Rangern genommen hatte. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie die Dunkelheit für Truppenbewegungen nutzten. Die Gefangenen waren an der Brücke übergeben worden und auf imperialem Territorium schreckte eine Gruppe hell erleuchteter Mannschaftstransporter jeden dahergelaufenen Straßenräuber ab.
    Jiao und ihre Kameraden verließen sich auf ihren unerschütterlichen Glauben an die eigene technische Überlegenheit und erklärten Cassidy während eines Tankstopps, bei dem sie die leeren Kerosinkanister aus dem Truppenabteil herauswarfen um Platz für Kim, Butch und Cole zu machen, ein paar Details des Hubschraubers. Angefangen mit der schusssicheren Bodenpanzerung bis hin zu den 1500 PS starken Doppelturbinen, die das fliegende Schlachtschiff auf nahezu dreihundert Stundenkilometer beschleunigen konnten. Aufgrund des extremen Treibstoffverbrauchs verzichteten sie jedoch auf eine Demonstration und begnügten sich mit einer Reisegeschwindigkeit von zweihundert. Der Gefangenenkonvoi war nicht in Eile und würde ebenso sparsam unterwegs sein. Laut Jiaos letzten Berechnungen sollten sie die Truppentransporter im Morgengrauen fünfzig Kilometer vor Arnac einholen.
    »Was meinte dein Vater mit einem neuen Krieg?«, fragte Cassidy, während sie über die schier endlose, nächtliche Steppe hinwegfegten. »Werden euch die Sicarii angreifen, weil du uns hilfst?«
    Jiao starrte ausdruckslos auf die Armaturen und suchte nach den passenden Worten. Die Unsicherheit über ihre eigene Rebellion konnte selbst ein Blinder sehen.
    »Ach was«, raunte Sergejs russischer Akzent aus den Kopfhörern der Flughelme. »Nach dem Chaos in Arnac werden die ganz andere Sorgen haben!«
    Leon löste sich von seinem

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