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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Gerlach
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nach Dirk, und der wollte unbedingt mit den beiden feiern. Er hatte ihr am Telefon gesagt, dass es Neuigkeiten gebe, die er heute Abend kundtun wolle. Sie summte zu der Musik von Sade und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Sie trug ein kurzes Kleid aus schwarzem Mohair, das ihre zarte Figur und ihre schlanken Beine zur Geltung brachte. Die neue Dauerwelle gab ihrem dünnen Haar mehr Fülle. Sie strubbelte ein bisschen darin herum, das sah richtig verwegen aus. Es klingelte. Silvia rannte zum Plattenspieler und ließ die unschuldig-rauchige Stimme verstummen, denn der, der jetzt kam, der Gefürchtete und Geliebte, mochte diese Musik nicht.
    „Wo willst du denn hin mit dem Fummel?“, war das erste, was er nach der dreiwöchigen Rekonvaleszenz zu ihr sagte. Das war zwar unverschämt, klang allerdings nicht unfreundlich, und Silvia wusste zu gut wie sie aussah, um sich von diesen harschen Worten verunsichern zu lassen.
    „Hab ich schon lange. Fällt dir sonst nichts auf?“
    „Nee. Riecht irgendwie komisch hier. Neues Eau de Toilette?“
    „Nein.“
    „Ach, was weiß ich!“ Er fasste sie um die Taille, zog sie zu sich heran. Sein Siegerlächeln überschattete ihr Gesicht. „Es gibt bedeutendere Dinge zwischen Himmel und Erde. Deine Haare sind irgendwie anders.“
    „Na endlich!“
    „Wofür Frauen Geld ausgeben, das wäre auch mal ne Geschichte.“ Seine Hand fuhr über ihren Rücken. „Entzückend, dieses Kleidchen“, sagte er leise. Dann ließ er sie los, ging ein paar Schritte durch den Raum und sah sich um, als suchte er etwas. „Biste fertig? Dann können wir ja gehen.“
    Silvia hatte sich das Wiedersehen anders vorgestellt.
     
    Es musste ja so kommen. Der Spargel war schon besoffen, bevor die Haifischflügelsuppe serviert wurde. Das Silvestermenü bestand aus fünf Gängen. Um viertel vor neun öffnete sich die Tür mit der Aufschrift „Zum goldenen Drachen“ besonders schwungvoll. Mit riesigen Schritten durchmaß Olaf Keune, angetan mit seiner Lederhose und einer neuen, mit künstlichem Fell ausgestatteten Jeansjacke, das Lokal und näherte sich dem Tisch, an dem seit über einer halben Stunde Silvia und der Freese warteten. Zwei Meter vor dem Tisch blieb er stehen und rief laut in den Raum: „Haa – haa – haaa!“
    Den Freese amüsierte es noch, Silvie verrutschte das Lächeln. Der Spargel war noch nicht völlig hinüber, aber er hatte rote Augen vom Kiffen und einen etwas stieren Blick vom Aperitif, was für die anderen anstrengende Stunden versprach. Vera, die mit roten Bäckchen und glänzenden Augen folgte, lächelte wie entschuldigend, vielleicht auch ein bisschen resigniert und sagte nett: „Halloo!“ Die Frauen gaben sich zwei freundliche Küsschen auf die Wangen und würden sich bestimmt gut zu verstehen. Spargel schickte zwei feuchte Schmatzer hinterher und sagte näselnd „schöne Frau“. Der Freese war aufgestanden, nahm Vera herzlich in den Arm und sagte: „Ich freu mich, dich zu sehen“ und versuchte, ihr einen Blick zu schicken, der beweisen sollte, dass er es ernst meinte. Kurz und gut, man saß endlich zu viert am Tisch und Spargel wollte unbedingt vor dem Essen noch eine Flasche Sekt bestellen, doch drei der vier Personen waren der Meinung, das wäre vielleicht ein bisschen viel, man tränke ja dann Wein, und dieselben Personen dachten: Bloß nicht! Spargel stand auf und bestellte trotzdem eine Flasche. Vera kippte dann ein Glas nach dem anderen, als wollte sie verhindern, dass Olaf zu viel davon trank. Man konnte tatsächlich nicht sagen, dass sie aus reiner Liebe ihre Leber belastete. Ist ja nicht schlimm, das Mädchen wollte nur einen netten Abend haben. Sie versuchte, mit Silvia so etwas wie ein Gespräch zu führen, tat interessiert, war freundlich, aber Silvia merkte, dass ihr Interesse oberflächlich war. Vera aus München, über die Dirk Freese sich nur lobend äußerte, wirkte abwesend, mit ihren Gedanken weder bei den Fragen, die sie stellte, noch bei den Antworten, die sie hörte, und sah immer wieder zu Olaf rüber.
    Olaf sagte zum Freese: „Der Horst hat ne Lieferung Acid bekommen, da konnte ich natürlich nicht widerstehen“, und lachte.
    „Wieso haste nichts mitgebracht?“
    „Später, zu Hause. Außerdem: bezahl erstma deine Schulden, Alter!“
    Und dann redete der Freese leise auf den Spargel ein, der Spargel hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und zog manchmal komische Grimassen.
    „Schönes Kleid hast du an“, sagte Vera zu ihrer

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