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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Gerlach
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aber davon weißt du nichts, weil du auch nur ne miese kleine Ratte bist.“
    „Olaf, bitte!“
    „Hey, kein Streit hier!“
    „Iss schon okay, ich bin ne miese kleine Ratte, damit hab ich kein Problem.“
    „Jetz hör mir ma zu, Freese! Ausgesaugt hamse uns. Das Blut ausgesaugt, und dann ´n Haufen Geld damit verdient mit ihre Malerei und ihre Fotos. Auf Kosten anderer! Denn wir hatten die Ideen, wir.“
    Der Freese zuckte mit den Achseln. „Ja und? Was soll ich jetzt daraus für Schlüsse ziehen? Ist doch jedem seine Sache, wie er zu Geld kommt. Du bist immer noch in diesem Cliquengetue drin. Da könnt ihr euch dann gemeinsam selber leid tun. Wennde willst, dass es vorwärts geht, dass sich was bewegt, dann wach auf und sei – individuell. Das haben euch diese Künstler voraus.“
    „Ich weiß nich, ob du da so richtig liegst, Dirk. Eine Gruppe besteht doch aus Individuen“, warf Vera ein.
    „Aber die bekennen sich immer nur zur Gruppe und nicht zu sich selbst.“
    „Trotzdem, das individuellste Individuum, das wir kennen, ist doch unbestreitbar Olaf Keune“, sagte eine Betroffene mit ironischem Unterton.
    „Genau! Ich bin ein Individuen“, sagte Olaf und strahlte übers ganze Gesicht. Die Teller wurden abgeräumt, er hatte von seinem Essen fast nichts angerührt. „Ej, Freese! Ich bin total Individum!“
    „Ja, Spargel, das stimmt. Du bist die große Ausnahme. Darf ich jetzt endlich erzählen?“
    Spargel stand auf und wankte durch den Raum Richtung Toiletten. Er wirkte wie ein durch Orkanböen schief gelegter Mast. Vera sah ihm nach und fürchtete so einiges.
    „Der Bruder vom Udo, Gisbert Donhauser, ist der Herausgeber von Design am Rhein in Köln. Eigentlich ein supergeiles Blatt, gute Fotos, intelligente Artikel, leider ne sehr kleine Auflage. Klar, wer liest so etwas? Wenn einer was Besonderes machen will, darf er nicht mit der Masse rechnen, kennt man ja. Ich hab diesen Gisbert irgendwann zufällig getroffen und wir sind ins Gespräch gekommen.“
    Vera und Silvia hatten schweigend zugehört, beide sahen den Freese an und warteten darauf, dass er weitersprach, eine sichtlich unbeteiligter und gleichgültiger als die andere.
    „Es hat sich wieder mal bestätigt, dass es nicht schlecht ist, ein bisschen Bildung zu besitzen und quatschen zu können. Der Donhauser kannte sogar einige meiner Artikel, stellt euch vor, und die hätten ihm gefallen. Bla, bla, bla, Dirk Freese tritt in Aktion, lässt nicht locker, und was stellte sich am Ende heraus? Er könnte jemanden wie mich gebrauchen.“
    „Aber der Geier hat doch gar nichts mit Design zu tun.“
    „Nein, mein gedächtnisschwaches Mäuschen! Es geht um die Schreibe, um den Stil, und der Stil von Dirk Freese kommt gut an. Es handelt sich auch nicht nur um Design, sondern um was viel Spannenderes.“ Freese machte eine dramatische Pause und zündete sich eine Zigarette an. „Der Gisbert will seine Zeitschrift anders gestalten. Es wird ein völlig neues Format geben, mehr Fotos, mehr Lifestyle, Trends.“
    Die Mädchen kräuselten die Stirn und sahen sich fast ähnlich. Der Unterschied war nur, dass Silvia keine Silbe von Dirks Erzählung verpassen wollte, weil sie herzklopfend ahnte, dass es in ihrer Beziehung Veränderungen geben würde, während Vera gern kritisch distanziert wirken wollte.
    „Das wird die Zeitschrift von morgen. Mit solchen Ideen verdient man Geld, Mädchen. Wir machen einen Jahres-Vertrag, für den Anfang, und damit hat der schlaue Dirk Freese schon mal ´n Fuß drin. Na?“
    „Klingt ja nicht schlecht“, sagte Vera, während ihre Augen Olaf suchten. Olaf Keune stand an der Theke, an der eigentlich nur die Bestellungen aufgegeben und abgeholt wurden. Er schüttete irgendein Getränk in sich hinein und nervte. Die lächelnden Angestellten ließen sich das natürlich nicht anmerken.
    „Aber das iss in Köln“, sagte Silvie traurig. „Willste etwa da hinziehen?“
    „Wenn´s sein muss. Hör mal! Selbstverständlich!“
    Die Kellnerin brachte Glückskekse und Pflaumenschnaps. „Na, dann stoßen wir doch mal auf die Zukunft an.“
    „Das iss schon wie Abschied.“
    „Ach Quatsch. Die paar Kilometer.“
    Es war ein Abschied. Auf einmal schien Vera aufzuwachen. Sie sah Dirk Freese interessiert an. Spargel setzte sich wieder zu ihnen und wirkte blass.
    „Könnwer jetz gehen? Ich hab echt kein Bock mehr auf den Laden.“
    Es war zehn Uhr. Draußen war es kalt und nebelfeucht. Vera schlug vor, zu Fuß zu gehen, hegte sie

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