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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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höchstwahrscheinlich ein einbalsamierter Leichnam war.
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Auf die Resurgam-Expedition natürlich, die zufällig vom Haus Sylveste finanziert wurde. Von Rechts wegen hätte man dich mitnehmen müssen. Mein Gott, du bist schließlich Richard Swift, der Mann, der sich fast sein ganzes Leben lang mit möglichen Formen außerirdischer Intelligenz beschäftigt hatte. Du hättest einen Platz auf diesem Schiff verdient, und das weiß niemand besser als du.«
    »So einfach war das nicht«, sagte ich und ging weiter. »Die Anzahl der Teilnehmer war begrenzt, und man berücksichtigte zuerst die Praktiker – Biologen, Geologen und dergleichen. Als die wichtigsten Positionen besetzt waren, gab es für verträumte Theoretiker wie mich einfach keinen Platz mehr.«
    »Und dass das Haus Sylveste sauer auf dich war, hatte damit überhaupt nichts zu tun? Willst du mich für dumm verkaufen, Richard?«
    Wir stiegen über mehrere Treppen hinunter ins Erdgeschoss. Über dem Innenhof schwebte eine Wolke aus kunstvoll ineinander verschlungenen, bizarren Metallvögeln. Eine Schar von Besuchern, begleitet von Servomaten und einem Schwarm bunter, murmelgroßer Kameradrohnen, war im Anmarsch. Childe drängte sich rücksichtslos durch die Gruppe. Wir ernteten erboste Blicke, ohne jedoch identifiziert zu werden, obwohl ein oder zwei flüchtige Bekannte von mir darunter waren.
    »Was soll das alles?«, fragte ich, als wir im Freien standen.
    »Alte Freunde vergisst man nicht. Ich habe dich nie aus den Augen verloren, und dass du tief enttäuscht warst, als man dich nicht für die Expedition auswählte, war ziemlich offensichtlich. Du hattest dein Leben der Erforschung außerirdischer Intelligenz geweiht. Deine Ehe ging den Bach hinunter, weil dich das Thema so völlig ausfüllte. Wie hieß sie doch noch?«
    Ich hatte die Erinnerung an meine Ehe so tief vergraben, dass ich mich anstrengen musste, um mir genauere Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen.
    »Celestine, glaube ich.«
    »Seither hattest du einige Beziehungen, aber keine hielt länger als zehn Jahre. Und ein Jahrzehnt, das heißt in dieser Stadt nicht mehr als ein kurzes Abenteuer, Richard.«
    »Mein Privatleben geht niemanden was an«, gab ich verdrossen zurück. »He. Wo ist mein Volantor? Ich hatte ihn hier abgestellt.«
    »Ich habe ihn weggeschickt. Wir nehmen den meinen.«
    An Stelle meines Volantors stand da ein größeres Modell in Blutrot, prunkvoll verziert wie eine Totenbarke. Auf einen Wink von Childe ging die Tür auf, und ich sah in einen vergoldeten Innenraum mit vier gepolsterten Sitzen. Auf einem davon lümmelte eine schwarz gekleidete Gestalt.
    »Was willst du von mir, Roland?«
    »Ich habe etwas entdeckt und möchte dich daran teilhaben lassen. Es ist unglaublich, eine Herausforderung, neben der sich die Spiele, die wir beide in unserer Jugend spielten, einfach verstecken müssen.«
    »Eine Herausforderung?«
    »Die größte überhaupt, glaube ich.«
    Er hatte mich neugierig gemacht. Ich hoffte nur, man merkte es mir nicht zu deutlich an. »Die Stadt schläft nicht. Mein Besuch im Denkmal wurde sicherlich aufgezeichnet, und diese Kameradrohnen haben festgehalten, dass wir zusammen waren.«
    »Genau«, nickte Childe begeistert. »Du kannst also ohne Bedenken in den Volantor steigen.«
    »Und sollte ich irgendwann von deiner Gesellschaft genug haben?«
    »Dann lasse ich dich gehen, mein Wort darauf.«
    Ich beschloss, zunächst gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Childe und ich nahmen auf den vorderen Sitzen des Volantors Platz, und ich drehte mich um, in der Absicht, mich dem anderen Fahrgast vorzustellen. Doch als ich ihn richtig sehen konnte, fuhr ich zurück.
    Er trug eine Lederjacke mit einem hohen Kragen, der die untere Hälfte seines Gesichts fast völlig verdeckte. Die obere Hälfte lag im Schatten eines breitkrempigen Homburgs, den er tief in die Stirn gezogen hatte. Doch was sichtbar blieb, war schockierend genug. Eine glatte Silbermaske, erstarrt in einem Ausdruck heiterer Gelassenheit. Die Augen waren blanke Silberflächen, und der Mund, so weit ich ihn sehen konnte, ein schmaler, zu einem schwachen Lächeln verzogener Schlitz.
    »Doktor Trintignant«, sagte ich.
    Er streckte eine behandschuhte Hand nach vorne, und ich durfte sie schütteln wie die Hand einer Frau. Unter dem schwarzen Samt spürte ich Armaturen aus hartem Metall. Metall, das Diamanten zerdrücken konnte.
    »Die Freude ist ganz meinerseits«, sagte er.
     
    Der

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