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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Raubvogel, dann sagte sie: »Ich bin nicht mitgeflogen.«
    Childe beugte sich vor und schenkte mir nach. »Ihre Bewerbung wurde im letzten Moment abgelehnt. Sylveste hegte gegen jeden einen Groll, der die Schieber besucht hatte; er entschied ganz plötzlich, solche Menschen wären instabil und nicht vertrauenswürdig.«
    Ich sah Celestine nachdenklich an. »Dann warst du die ganze Zeit …«
    »… hier in Chasm City. Nun mach nicht so ein zerknirschtes Gesicht. Als ich die Ablehnung erhielt, hattest du schon beschlossen, mich aus deiner Vergangenheit zu streichen. Es war für uns beide besser so.«
    »Aber du hast mich hintergangen …«
    Childe legte mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Sie hat dich nicht hintergangen. Sie hat sich nur nicht wieder gemeldet. Keine Lügen, keine Täuschung, nichts, was du ihr nachtragen könntest.«
    Ich sah ihn wütend an. »Warum, zum Teufel, ist sie dann hier?«
    »Weil ich zufällig für jemanden mit genau den Fähigkeiten Verwendung habe, die Celestine von den Schiebern erhalten hat.«
    »Nämlich?«
    »Besonders ausgeprägtes mathematisches Verständnis.«
    »Und was willst du damit anfangen?«
    Childe wandte sich an den Ultra und bedeutete ihm, seinen blubbernden Apparat vom Tisch zu nehmen.
    »Das sollt ihr gleich sehen.«
    Der Tisch enthielt einen antiken Holoprojektor. Childe verteilte Bildbetrachter, die wie Lorgnetten aussahen, und damit studierten wir wie ein Haufen kurzsichtiger Opernfreunde die Erscheinung, die über der polierten Mahagoniplatte schwebte.
    Sterne in unübersehbaren Mengen – grellweiße und blutrote Edelsteine –, wie eine Spitzendecke auf tiefblauem Samt.
    Childe erzählte:
    »Vor fast zweihundertfünfzig Jahren traf mein Onkel Giles – dessen ziemlich pessimistisches Werk Sie ja bereits begutachten konnten – eine Entscheidung von großer Tragweite. Er verschrieb sich dem so genannten ›Programm‹, über das in unserer Familie immer nur im Flüsterton gesprochen wurde.«
    Bei diesem ›Programm‹, so erklärte Childe, hätte es sich um eine geheime Expedition zur Erforschung des interstellaren Weltraums gehandelt.
    Giles hatte sich das Projekt ausgedacht und direkt aus dem Familienvermögen finanziert. Dabei war er so geschickt vorgegangen, dass der finanzielle Status des Hauses Childe auch dann nicht ins Wanken geriet, als das ›Programm‹ in seine kostspieligste Phase eintrat. Nur einige wenige auserwählte Mitglieder der Childe-Dynastie hatten überhaupt von seiner Existenz gewusst, und deren Zahl war mit der Zeit immer kleiner geworden.
    Der größte Teil des Geldes war an die Ultras gegangen, die sich schon damals zu einer starken gesellschaftlichen Kraft gemausert hatten.
    Sie hatten nach den Angaben des Onkels autonome Robotsonden gebaut und zu verschiedenen Zielsystemen geschickt. Die Ultras hätten diese Sonden in jedem System absetzen können, das sie mit ihren Lichtschiffen anflogen, aber es ging ja gerade darum, das Wissen um mögliche Funde allein der Familie zugute kommen zu lassen. So durchquerten die Abgesandten mit nur einem Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit ganz allein das All, und die Ziele, die sie ansteuerten, waren ausnahmslos wenig erforschte Systeme an der Grenze des von Menschen besiedelten Weltraums.
    Dort angekommen, bremsten die Sonden mit Hilfe von Sonnensegeln ab, suchten sich die interessantesten Welten aus und gingen in eine Umlaufbahn.
    Dann schickten sie Roboter hinunter, die so gebaut waren, dass sie viele Jahrzehnte auf der Oberfläche überleben konnten.
    Childe bewegte die Hand über dem Tisch. Von einer der roten Sonnen im Display – vermutlich die Sonne von Yellowstone – strahlten Linien zu anderen Sternen aus, bis ein dreidimensionaler, scharlachroter Löwenzahn mit einem Durchmesser von mehreren Dutzend Lichtjahren entstanden war.
    »Die Sonden mussten eine gewisse Intelligenz besitzen«, bemerkte Celestine. »Besonders für damalige Begriffe.«
    Childe nickte begeistert. »O ja, und ob. Schlaue kleine Racker. Geschickt, leise und fleißig. Das mussten sie auch sein, wenn sie fernab jeglicher menschlichen Überwachung funktionieren sollten.«
    »Ich nehme an, sie haben etwas gefunden?«, sagte ich.
    »Ja«, antwortete Childe ärgerlich wie ein Zauberkünstler, dem ein hartnäckiger Zwischenrufer seinen sorgfältig vorbereiteten Text verdarb. »Aber nicht sofort. Giles hatte damit natürlich auch nicht gerechnet -die Abgesandten brauchten schließlich Jahrzehnte, um das nächste

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