Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
seinem Flügel aus und fegte sie von den Füßen. Lennart
krachte gegen die Wand und keuchte laut auf. Gerrit prallte gegen ihn. Holly hatte
hinter ihnen gestanden und sich auf den Bauch geworfen. Sie spürte, wie der
Flügel ihren Rücken streifte, und versteifte sich unwillkürlich.
»Wir müssen uns trennen!«, brüllte Lennart und rollte sich nach rechts weg.
Gerrit hechtete nach links. Der schwarze Drache fauchte und stürzte sich auf den
Trainer. Der stieß mit seinem Schwert zu und traf nur Luft. Die Bestie schien keine
Substanz zu haben.
»Scheiße!«, keuchte er und duckte sich unter einem erneuten Angriff weg. Der
Drache kreischte.
Gerrit sprang auf die Füße und stieß ihm seine Fackel in den Rücken. Auch sie
traf nur Luft. Der Drache schoss herum und näherte sich zischend dem Jungen.
Holly robbte über den Boden. Sie hatte an der Rückfront des Raumes eine
kleine Säule entdeckt, auf der etwas lag, und hoffte nur, dass der Drachengeist
ihren Herzschlag nicht hörte.
Gerrit rollte unter einem Flügelschlag weg. Der Flügel fegte über seinen
Rücken. »Wieso trifft der uns, wenn wir ihn nicht treffen können?«, fluchte er.
»Lennart, pass auf!«
Zu spät! Feuer raste auf den Älteren zu. Der schaffte es gerade noch, einen
Schutzzauber zu weben. Zischend trafen Flammen den Schild. Funken flogen
durch den Raum.
»Hierher!«, brüllte er Gerrit zu. »Hier bist du sicherer.«
»Ich komm nicht weg!«, kreischte der.
Der Drache hatte ihn in eine Ecke gedrängt. Lennart warf sein Schwert auf die
Bestie, um sie von dem Jungen abzulenken. Der Kopf des Drachen flog herum.
»Ich glaub, ich hab den Stern«, schrie Holly.
»Dann wirf ihn, in Gottes Namen!«, brüllte ihr Trainer und hechtete in die
nächste Ecke.
Holly schleuderte eine unscheinbare kleine Scheibe in Richtung Schattendrachen.
Dann
passierte alles gleichzeitig.
Der Drache kreischte schrill auf. Sein durchscheinender Körper nahm Gestalt
an. Die transparente Haut schien sich mit Fleisch zu füllen. Die Bestie wuchs und
wuchs. Holly und Gerrit rannten auf Lennart zu. Die Jugendlichen pressten sich an
die Wand. Das Kreischen wurde unerträglich laut. Feuer breitete sich im gesamten
Raum aus, prallte auf den Schutzschild und knisterte und zischte. Holly hielt nicht
nur den Schild mit, sie hielt sich auch die Ohren zu. Alle starrten gebannt auf den
Drachen. Haut und Fleisch, gerade geformt, zerfielen zu Asche. Sekundenlang
sahen sie das Knochengerüst des Schattentieres, dann zersprang es und Knochenteile
wurden in der Luft zu Staub. Der ganze Raum veränderte sich. Die Wände
schmolzen, Lichtblitze zuckten, Sturm fegte um sie herum. Der Schild brach. Ein
Wirbel erfasste die Jugendlichen und riss sie von den Beinen. Ihre Schreie gingen
im Tosen des Sturms unter.
Der Drachenmeister brüllte auf. Erik und Damian erstarrten vor Schreck. Der
Körper des Alten wirbelte durch die Luft und prallte auf die Erde. Dort wand und
krümmte er sich.
»Neiiin!«, schrie er. »Neiiin!« Sein ausgemergelter Körper wurde erneut in die
Höhe gehoben und wieder auf den Boden geschleudert. Schrille Schreie hallten
über den Berg.
Seine Begleiter sahen sich kurz an und ergriffen die Flucht. So schnell sie konnten,
rannten sie bergab.
Erik glaubte es kaum: Der Drache starb.
Damian neben ihm lachte laut.
Sie prallten auf eine unsichtbare Wand.
»Ihr lauft in die falsche Richtung!« hörten sie die frostige Stimme des Alten.
Frustriert sahen sie sich um.
Ihr Führer winkte. »Schneller!«, forderte er und schnippte mit den Fingern.
Erik war nach Schreien zumute.
Aeneas wurde aus dem Sattel gehoben und gegen die Tunnelwand geschleudert.
Er keuchte laut auf. Sein Körper flog hin und her, als wenn unsichtbare Hände ihn
als Spielball benutzten. Erma war schon beim ersten gepressten Stöhnen vom Jago
gesprungen.
»Anna!«, schrie sie und warf sich auf ihn.
Das Mädchen erreichte ihn Sekunden später nur kurz vor Adrian. Sie schafften
es zu dritt kaum, ihn festzuhalten. Dann war es vorbei. Der Ringlord erschlaffte
schweratmend.
»Guter Gott! Was war jetzt das?«, hauchte Anna. »Das war überhaupt nicht wie
beim letzten Mal.«
»Himmel«, murmelte Aeneas und versuchte zittrig, sich aufzusetzen.
»Was war das?«, fragte Erma und schüttelte sich.
»Frag mich was Leichteres!«, bat er und nahm dankbar die Wasserflasche, die
Karem ihm hinhielt.
Suni hatte sich an Ailina festgeklammert. Beiden stand
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