Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
herablassen könntet, mir hier herauszuhelfen«,
forderte er ungeduldig.
»Halt!«, rief er, als die beiden losrannten. »Macht nicht denselben Fehler wie
ich! Ihr dürft euch nur auf den schwarzen Feldern bewegen.«
Seine Kameraden bewegten sich vorsichtiger auf ihn zu.
»Mir wäre lieber, Holly würde im Sand stecken«, erklärte Gerrit.
Auf ihr empörtes Gesicht hin ergänzte er schnell: »Du bist nicht so groß und
schwer.«
Sie standen auf einem angrenzend Feld. Gerrit legte sich auf den Bauch, konnte
Lennarts Hand greifen und zog kräftig doch leider auch erfolglos.
Holly lag schon neben ihm und zog mit.
Langsam aber sicher zogen sie ihn aus dem Treibsand. Die Jugendlichen ächzten
und stöhnten. Ihr Trainer war nicht gerade ein Leichtgewicht und vor allem
Holly war eher geschickt als kraftvoll. Endlich hatten sie ihn so weit herausgezogen,
dass er sich am Rand des Feldes abstützen und selbst herausziehen konnte.
»Danke!«, keuchte er und klopfte seinen Begleitern auf die Schulter. »Das war
knapp!«
Gerrit nickte mit aufgerissenen Augen. »Du glaubst gar nicht wie knapp! Wir
dachten ja, du wärst tot und wären gar nicht gekommen, wenn es noch einen anderen
Weg gegeben hätte. Gab es aber nicht! Obwohl Holly dachte, wir hätten uns
verlaufen. Konnten wir aber gar nicht. War ja nur ein Gang. Ich hab sofort nicht
geglaubt, dass du durch die Wand gegangen bist. Warst du ja auch nicht. Obwohl
die Messer und das Feuer fehlten. Das war komisch. So mussten wir hierher
kommen und sahen dich peng im Treibsand stecken. Stell dir vor, wir wären später
gekommen, und du wärst schon ganz weg gewesen. Dann hätten wir gedacht, du
wärst immer noch tot und das wärst du dann auch gewesen und wir hätten gar nicht
gewusst, dass du zu Anfang gar nicht tot warst, wie wir glaubten. Das wär was
gewesen. Oh, Mann oh Mann! Ich mag gar nicht daran denken. Stell dir das mal
vor!« Er strahlte seine Begleiter an, die ihn anstarrten.
»Es fällt mir im Moment tatsächlich schwer, mir das auch nur ansatzweise vorzustellen«,
bemerkte Lennart trocken und schüttelte verwirrt den Kopf. »Kommt
wir müssen weiter!«
Am Ende des Raumes befand sich eine Flügeltür. Zu ihrer Erleichterung ließ sie
sich einfach aufstoßen. Diese Erleichterung wich aber schnell ganz anderen
Gefühlen. Mitten im Raum stand ein großer, schwarzer, durchscheinender Drache
und zischte den Besuchern entgegen.
Der Drachenmeister ließ sich Zeit. Es war offensichtlich, dass er nicht mehr an
eine Bedrohung durch Eriks Freunde dachte, vorausgesetzt, er hatte jemals daran
gedacht. Er wirkte fast gutgelaunt.
»Möchtest du das Lagerfeuer entfachen für unser Frühstück?«, fragte er den
Jungen.
Der sah ihn stumm an.
»Mach Kleiner! Ich will deine Stärke überprüfen.«
»Ist es nicht etwas spät dafür?«, gab er zu bedenken. »Was passiert denn mit
den Eiern, wenn ich nur ein bisschen rumfunzeln kann?«
»Was hast du gesagt?« Der Drache kniff die Augen zusammen.
»Mein Ringlord hat sich immer vor einem Unternehmen von unseren Fähigkeiten
überzeugt, meinte ich«, erklärte er. »Nicht erst kurz vor dem Ziel.«
»Wer ist dein Meister?«, fragte der Alte drohend.
»Ihr!«, leierte er. »Das sagt Ihr jedenfalls dauernd.«
»Das stimmt ja auch«, warf Damian ein und stieß ihn in die Seite.
»Ailina, mach Feuer!«, befahl der Drache.
Damian sah ihn erschrocken an.
»Mach schon«, brauste der Alte auf.
Erik bemühte sich, keine Regung zu zeigen. Er hoffte, dass sein Feuer auch tatsächlich
da entstehen würde, wo er es haben wollte, und konzentrierte sich.
»Wird’s bald?«, fragte der Drachenmeister.
»Ich mach ja schon«, keuchte der Diener atemlos und wedelte mit den Händen
in der Luft herum. Das Lagerfeuer flammte auf. Damian sackte erleichtert
zusammen.
Der Drache nickte ihm zu und wandte sich dann wieder Erik zu. »Und du willst
nur – wie war das – funzeln? Sieh dir das jetzt gut an: Ich werde auch mal funzeln.
Bei jedem Fingerschnippen bekommt dein ehemaliger Meister einen kleinen Gruß
von mir. Er wird sich in tiefer Liebe an dich erinnern. Sollen wir beginnen?«
»Nein! Ich hab das nur so gesagt«, protestierte er. »Ich werde mir immer die
größte Mühe geben. Bestimmt! Lasst bitte Aeneas in Ruhe! Der hat Euch doch gar
nichts getan.«
»Oh, du möchtest lieber selbst mal kosten? Kannst du haben«, zischte der Alte.
Er zeigte mit seinem dürren Finger auf den Jungen und
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